Eine Frau hält ein Handy mit der SWR2-App in die Kamera (Foto: SWR)

Einblick | 24.02.2022

Geht doch, SWR!

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AUTOR/IN
Prof. Dr. Kai Gniffke

Manchmal enttäuscht und nervt es mich, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der allgemeinen Wahrnehmung auf Fernsehen reduziert wird. Ich weise dann dezent darauf hin, dass das Radio unser erfolgreichster Ausspielweg ist. Und wenn ich dann noch hinzufüge, dass wir auf digitalen Plattformen spannende Audio- und Videoangebote haben, heißt es meist: "Das könnt ihr doch gar nicht." Können wir nicht? Können wir doch!  

Diese Woche gab es gleich zwei Meldungen über den SWR, die zeigen, dass der SWR auch digital was auf die Reihe kriegt. Meldung Nummer 1: Die Arbeitsgemeinschaft Media Analyse legte jetzt erstmals Leistungsdaten über die deutsche Podcast-Landschaft vor. Und da schau her: Der Podcast SWR2 Wissen lag im Dezember mit rund 4,5 Mio Downloads auf Platz 1 der deutschen Podcast-Charts. Das macht gleich doppelt Mut. Zum einen sehen wir, dass man auch mit Hartholz-Inhalten wie "Wissen" eine große Zahl von Menschen begeistern kann. Relevanz und quantitativer Erfolg schließen sich nicht aus. Zum anderen ist das Podcast-Publikum vergleichsweise jung, sodass wir die hergebrachte These, dass die ÖR nur alt können, so langsam auch ad acta legen sollten.

Raum für Diskurs: Jan Böhmermann rupft "Ich bin Sophie Scholl"

Meldung Nummer 2 aus dieser Woche: Das Insta-Projekt "Ich bin Sophie Scholl" geht zu Ende. Im zurückliegenden Jahr hatte dieses Format von SWR und BR bis zu knapp einer Million Abonnements. Leute, die in der Mehrzahl jünger als 35 Jahre alt sind, haben sich auf diese Weise mit dem Nationalsozialismus beschäftigt. Nun ist dieses Format gerade hintenraus auch kontrovers diskutiert worden. Jan Böhmermann hat das Projekt fast eine gesamte Royal-Ausgabe lang ordentlich gerupft. Nun könnte ich es mir einfach machen und sagen, dass Böhmermann zu alt für Insta ist (übrigens nachträglich Happy Birthday!), aber genau das ist es, was wir wollen: Diskussionen auslösen, Themen setzen, Raum für Diskurs bieten. Klar wird man dabei lieber gelobt als zur Schnecke gemacht, aber nur im Diskurs treiben wir gesellschaftliche Debatten weiter. 

Warum sind mir diese beiden Daten aus dieser Woche so wichtig? Weil sie zeigen, dass Innovation funktioniert und wir unsere Unternehmensziele erreichen. Wir haben die digitale Reichweite innerhalb von zwei Jahren von 6 auf 17 Prozent gesteigert. Wir gewinnen Userinnen und User, die uns nur online begegnen. Dabei findet keine Kannibalisierung der linearen Programme statt. Mehr noch, beides gehört zusammen. Das Vertrauen, das die Menschen auch in die digitalen Angebote des SWR haben, ist das Ergebnis der Arbeit all derer, die seit Jahrzehnten Radio- und Fernsehprogramm für die Menschen im Südwesten machen. Und wenn man einen Strich drunter zieht, komme ich zu dem Ergebnis: Geht doch, SWR! 

Ihr Kai Gniffke 

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Prof. Dr. Kai Gniffke