Demonstration vor dem Funkhaus Baden-Baden (Foto: SWR)

Haltung | 31.1.2020

Anfeindungen

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Heute hatten wir eine Sitzung unseres Verwaltungsrats, eines der beiden Aufsichtsgremien des SWR. Der „VR“ überwacht die Geschäftsführung des SWR, soweit es nicht die inhaltliche Gestaltung des Programms betrifft. Nachdem es Anfang des Jahres eine Demonstration gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor unserem Funkhaus in Baden-Baden gegeben hat, wollten die Verwaltungsräte von mir wissen, wie der SWR seine Mitarbeitenden vor Anfeindungen und Angriffen schützt.

Um es gleich zu Beginn klarzumachen: Ich bin glücklich, dass man in unserem Land jederzeit friedlich demonstrieren kann. Das gilt auch für Demonstrationen, die sich gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bzw. den SWR richten. Nun werden Sie vielleicht verstehen, dass ich diese Demos nicht toll finde, aber nochmal: Diese Demonstrationen sind natürlich legal. Allerdings haben in Baden-Baden einige der Demonstranten verbal Grenzen überschritten und zumindest unterschwellig Menschen bedroht, die beim SWR arbeiten. Auch wenn sie sich inzwischen kleinmütig dafür entschuldigt haben, macht es diese Grenzüberschreitung nicht ungeschehen. By the way: Die Jungs haben ihrer eigenen Sache keinen guten Dienst getan, denn diese Leute mit dem Sportpalast-Tremolo in der Stimme kann man eigentlich kaum ernst nehmen.

Grundsätzlich gilt, dass jede und jeder Mitarbeitende, der wegen seiner Tätigkeit für den SWR attackiert wird, unsere unverbrüchliche Unterstützung hat. Wir lassen die Menschen, die eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe erfüllen, nicht im Regen stehen. Und deshalb prüfen wir sehr sorgfältig, ob wir den schneidigen Burschen Ausdrücke wie „Wichte“ und „Verbrechen“ durchgehen lassen oder ob wir sie anzeigen. Denn es kann nicht sein, dass das großartige deutsche Demonstrationsrecht für Hass und Hetze missbraucht wird.

Insgesamt rate ich bei solchen Angriffen zu Besonnenheit. Wir müssen nicht jedem Verbaldreck durch eigene Aufregung zu Publicity verhelfen. Vor allem kann sich unser Publikum darauf verlassen, dass wir uns von solchen Attacken nicht beeinflussen lassen. Wir werden auch mit denen, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk überaus kritisch sehen, weiterhin fair, unabhängig und journalistisch sauber umgehen. Das verstehe ich unter Haltung. Wir müssen uns weiß Gott nicht alles bieten lassen. Aber wir sind auch nicht mimosenhaft und lassen uns von Hetzern nicht ins Boxhorn jagen.

Ihr Kai Gniffke

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