SWR Intendant Kai Gniffke beim SWR Redakteurssausschuss (Foto: SWR)

Einblick | 18.02.2020

Besuch beim SWR Redakteursausschuss

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Fast ein halbes Jahr mache ich meinen (neuen) Job nun schon. Und immer noch gibt es Das-erste-Mal-Termine d.h Kennenlerngespräche und Antrittsbesuche. Heute war ich zu meinem ersten Treffen mit dem Redakteursausschuss in Karlsruhe. Was macht dieser Ausschuss eigentlich?

12 Redakteurinnen und Redakteure aus den unterschiedlichsten Bereichen und SWR Standorten wachen über die Unabhängigkeit unserer journalistischen Arbeit. Während ich meine Rolle vor allem in der Verteidigung der Unabhängigkeit der SWR Redaktionen nach außen sehe, soll der Ausschuss die Unabhängigkeit nach innen sicherstellen. Es geht also darum, dass kein Journalist im SWR genötigt werden darf, gegen seine eigenen Rechercheergebnisse Dinge als wahr darzustellen. Und genauso wenig darf eine Redakteurin im SWR dazu angehalten werden, bestimmte Meinungen zu unterdrücken. Damit hat der Redakteursausschuss gerade in diesen Zeiten eine verdammt wichtige Aufgabe. Unser Publikum wird nur dann Vertrauen in unsere Arbeit haben, wenn es sich darauf verlassen kann, dass im SWR niemand in eine unabhängige und unvoreingenommene Berichterstattung hineinfingert. Darüber wachen die gestandenen Journalistinnen und Journalisten, die ich heute getroffen habe.

Gut eineinhalb Stunden haben wir aktuelle Themen durchgeknetet, die die Redaktionen im SWR bewegen. Wie sieht die SWR Geschäftsleitung den Stellenwert von linearen Programmen gegenüber nichtlinearen d.h. digitalen Angeboten? Wie wird das Innovationslabor organisiert und wer kann künftig dort seine Ideen verwirklichen? Und dann natürlich das Thema Hatespeech: Was kann der SWR tun, um einen zivilisierten Diskurs im Netz sicherzustellen? Und wieviel Fürsorge brauchen die Mitarbeitenden im Haus, die von Hasskommentaren betroffen sind.

Sie können mir wirklich glauben, dass mir die vielen Facetten des Intendantenjobs großen Spaß machen. Aber wenn sich Diskussionen um die Qualität journalistischer Arbeit drehen, kann ich dann doch nicht aus meiner Haut, dann kommt eben der ehemalige Chefredakteur durch. Und der hat heute intensiv mit dem Ausschuss über die Neustrukturierung des Nachrichtenbereichs im SWR diskutiert. Dabei habe ich deutlich gemacht, dass es mir nicht reicht, die bisherige Qualität zu halten. Vielmehr möchte ich an einigen Stellen besser werden und neue Angebote machen. Darüber werden wir in den kommenden Monaten offen und ehrlich diskutieren. Der heutige Austausch mit dem Redakteursausschuss hat mir dafür viel Mut gemacht. Nicht dass mir jemand nach dem Munde geredet hätte - definitiv nicht. Aber die offene Gesprächsatmosphäre und das gemeinsame Bewusstsein, dass wir den SWR weiterentwickeln müssen, sind die Basis für erfolgreiche Veränderungsprozesse.

Ihr

Kai Gniffke

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