Zunächst ist es ein unscheinbares Tondokument vom Ende des Zweiten Weltkrieges: Der walisische Journalist Wynford Vaugham Thomas berichtet für die BBC über die Verkündigung der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht an die Lüneburger Bevölkerung. Die norddeutsche Stadt hatte sich kampflos ergeben. Britische Militärs regierten seit dem 18. April 1945.
Drei Wochen später, am 8. Mai 1945, sind die Menschen dort aufgefordert, sich vor dem Rathaus zu versammeln. Der Stadtkommandant in Lüneburg und weitere britische Offiziere, die eingesetzten Bürgermeister, Landräte und Amtsträger treten auf den Balkon. Die offiziellen Durchsagen werden in Englisch und in Deutsch verlesen.
BBC-Reporter: Lüneburger nehmen die Kapitulation emotionslos auf
Doch die kurze Reportage der BBC offenbart etwas Bemerkenswertes: Sie berichtet, wie die Bevölkerung das Ende des Krieges in Deutschland aufgenommen hat. Sie schildert, wie die Menschen auf dem Rathausplatz auf die Kapitulation und das endgültig besiegelte Kriegsende reagiert haben.
Vaugham Thomas erzählt den Hörerinnen und Hörern in Großbritannien, wie die Deutschen mit Stillschweigen reagierten. An diesem sonnigen Nachmittag beobachtet er keine emotionalen Äußerungen. Nach einem kurzen Moment drehten die Menschen um und räumten schweigend den Platz.
Die Stimmungen der Deutschen waren im Mai 1945 individuell sicher sehr verschieden. Eines aber wird die Mehrzahl der Anwesenden verbunden haben: ihre Alltagssorgen, die Bewältigung von Lebensmittelknappheit und Wohnungsnot, die Sorge um Angehörige. Für andere Emotionen ist offensichtlich kein Platz. Der britische Reporter berichtet von einer öffentlich nahezu apathischen Reaktion.
Die Reportage wurde noch am selben Abend im "Home Service"-Programm ausgestrahlt. An diesem 8. Mai berichtete die BBC über die stattfindenden "Victory Celebrations". Vaugham Thomas‘ kleiner Bericht, der im Original gut sechs Minuten lang ist, führt seinen feiernden Landsleuten für einen Moment die "Kehrseite des Bildes" vom "Victory Day" vor Augen.
Autor: Hans-Ulrich Wagner, Hamburg
Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut, Hamburg
1.5.1945 BBC meldet Hitlers Tod
1.5.1945 | Am 30. April 1945 erschießt sich Adolf Hitler in seinem Bunker in Berlin. Bekannt wird das am 1. Mai. Unter Berufung auf den deutschen Rundfunk unterbricht auch die BBC ihr laufendes Programm. Eingeleitet wird die Nachricht von den Glocken des Big Ben, die anzeigen, dass es Viertel vor 10 Uhr abends ist. In den Archiven existiert eine weitere Version dieser Eilmeldung, die wir fälschlicherweise zunächst auch für einen Ausschnitt der Originalsendung hielten. Hier wird die Meldung über den laufenden Musiktitel "White Cliffs of Dover" von der in Kriegszeiten berühmten Vera Lynn gesprochen. | Mehr Aufnahmen aus der Zeit des 2. Weltkriegs: http://swr.li/archivradio-zweiter-weltkrieg
1.5.1945 Hitler-Nachfolger Karl Dönitz: "Ich verlange Disziplin und Gehorsam"
1.5.1945 | Nach Hitlers Tod am 30. April 1945 übernimmt der Wehrmachts-Admiral Karl Dönitz als Hitlers Nachfolger die Regierungsgeschäfte. Das Deutsche Reich ist da bereits zu rund 90 Prozent von den Alliierten besetzt. Doch Dönitz will die Niederlage zunächst nicht einsehen. Von seinem Regierungssitz aus in Mürwik, in Schleswig-Holstein, schickt er am 1. Mai 1945 Durchhalteparolen an die Deutschen, die zu dem Zeitpunkt aber kaum noch einer hören will.
9.5.1945 Reichssender Flensburg meldet Niederlage der Wehrmacht
9.5.1945 | Der Krieg ist zu Ende. Am 8. Mai 1945 tritt die bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht in Kraft. Einen Tag später, am 9. Mai 1945, verbreitet der Reichssender Flensburg die Nachricht von der endgültigen Niederlage. | Mehr Beiträge aus der Zeit des 2. Weltkriegs: http://swr.li/archivradio-zweiter-weltkrieg
31.3.1946 Die ersten SWF-Nachrichten: Ausgangsbeschränkungen und Lebensmittelknappheit
Am 31.3.1946 startet das Programm des Südwestfunks. So klangen die ersten Nachrichten. Sie sind im Original nicht mehr erhalten, sondern wurden später nachgesprochen. Thema sind Lebensmittelknappheit und Ausgangsbeschränkungen.
80 Jahre Kriegsende Hitlers Nachfolger – Admiral Dönitz und der Mai 1945
Als Hitler am 30. April 1945 im Berliner Führerbunker Suizid begeht, bildet der Wehrmachts-Admiral Karl Dönitz eine neue Regierung. Er sieht nicht ein, dass die Deutschen den Krieg verloren haben.
80 Jahre Kriegsende Nach der Kapitulation 1945 – Deutschlands chaotischer Neuanfang
Neben Millionen befreiter KZ-Insassen kommen auch Millionen deutscher Flüchtlinge aus dem Osten ins Land. Das Kriegsende ist eine harte, aber auch wilde und feierwütige Zeit. Der sofort einsetzende Wiederaufbau fordert den Deutschen bisher unbekanntes Improvisationstalent ab. Lukas Meyer-Blankenburg im Gespräch mit dem Historiker Harald Jähner