Wilhelm Pieck – erster und einziger Präsident der DDR
In ihren Anfängen hatte die DDR einen offiziellen Präsidenten, das war Wilhelm Pieck (1876 - 1960). Ins Amt gewählt wurde er am 11. Oktober 1949, vier Tage nach der Staatsgründung. Zu diesem Anlass veranstaltete die Freie Deutsche Jugend (FDJ) einen großen Fackelzug. FDJ-Vorsitzender war der spätere Staatsratsvorsitzende Erich Honecker.
Mehrere zehntausend FDJ-Mitglieder (die FDJ selbst sprach von 200.000, aber die Zahl ist nicht belegt) marschierten an der Ehrentribüne vor der Berliner Humboldt-Universität vorbei.
Margot Feist überreicht Blumen
Sowohl in der Reportage von der Wahl als auch in der Übertragung des Fackelzugs ist Margot Feist zu hören – besser bekannt unter ihrem späteren ehelichen Namen Margot Honecker. Sie gratuliert Pieck öffentlich im Namen der Pionierorganisation Ernst Thälmann zu seiner Wahl und überreicht ihm einen Blumenstrauß. Am Ende der Aufnahme vom Fackelzug äußert sie sich noch einmal.
Fackelzüge – eine deutsche Tradition?
In Moskau, wo die Staatsgründung der DDR eigentlich orchestriert wurde, stieß der Fackelzug auf Skepsis. Denn 1933 gab es schon einmal einen Fackelzug der NSDAP unter den Linden. Jetzt wieder einer – wie soll das zum Bild eines antifaschistischen Staates passen? Doch Walter Ulbricht und Erich Honecker argumentierten, Fackelzüge seien nun mal deutsche Tradition – so ließ Moskau sie gewähren. Und so wurde das Ereignis im DDR-Rundfunk übertragen.
Erich Honecker und Margot Feist kannten sich zu dem Zeitpunkt noch nicht näher. Sie lernten sich erst zwei Monate später kennen, als beide als Mitglieder einer DDR-Delegation zu den Feierlichkeiten von Stalins 70. Geburtstag nach Moskau reisten.
Gründung der DDR 1949
7.10.1949 Gründung der DDR
7.10.1949 | Am 7. Oktober 1949 wird aus der sowjetischen Besatzungszone die DDR. Dazu wird in der Ost-Berliner Wilhelmstraße die provisorische Volkskammer ins Leben gerufen, provisorisch, weil die Wahlen erst im Folgejahr stattfinden sollten. Wichtigster Redner an diesem Gründungstag der DDR ist Wilhelm Pieck. Er ist zusammen mit Otto Grotewohl Vorsitzender der SED und Präsident der Volkskammer. Vier Tage später wird er zum Präsidenten der DDR gewählt.
7.10.1949 Die DDR bekommt eine Verfassung
7.10.1949 | Als die provisorische Volkskammer der DDR am 7. Oktober 1949 ins Leben gerunfen wird, wird Johannes Dieckmann ihr Präsident. Seine wichtigste Aufgabe an diesem Tag ist es, die Abgeordneten über die neue Verfassung der DDR abstimmen zu lassen.
7.10.1949 Gründung der DDR: Karl-Eduard von Schnitzler kommentiert
7.10.1949 | Am 7. Oktober 1949 wird aus der sowjetischen Besatzungszone die DDR. Die provisorische Volkskammer wird ins Leben gerufen, freie Wahlen für das folgende Frühjahr angekündigt. Die neue DDR-Regierung nimmt für sich in Anspruch, das gesamte deutsche Volk zu vertreten. Das ist auch der Tenor des Kommentars von Karl-Eduard von Schnitzler im Berliner Rundfunk – dem Rundfunk der sowjetischen Besatzungszone. Schnitzler sieht einen Friedensvertrag und ein vereinigtes Deutschland am Horizont, dank der Unterstützung der Sowjetunion. Karl-Eduard von Schnitzler zeigt sich hier bereits als linientreuer agitatorischer Journalist – eine Rolle, die er später weiter verfolgt als Moderator der Propaganda-Fernsehsendung des DDR-Rundfunks "Der Schwarze Kanal". In diesem Kommentar erklärt er: Durch die Gründung der DDR sei der deutsche Staat wiedererstanden. Dass sich fünf Monate zuvor bereits die Bundesrepublik als Staat gebildet hat, verschweigt er.
8.10.1949 Berliner protestieren gegen Gründung der DDR
8.10.1949 | Am Tag nach der Gründung der DDR kommt es vor dem Schöneberger Rathaus zu einer großen Kundgebung. Den West-Berlinern steckt noch die überstandene Berlin-Blockade in den Knochen, die Gründung der DDR zementiert die deutsche Teilung aufs Neue.
Der Vorsteher der Berliner Stadtverordnetenversammlung, der Sozialdemokrat Otto Suhr, bringt seine Perspektive auf den Punkt: Zwei deutsche Staaten haben sich gegründet, die Berliner gehören keinem von ihnen an. Er meint die Bewohner im Westen der Stadt. Aber das Wort West-Berlin nimmt damals offiziell so noch niemand in den Mund.
Die Reportage lief am 8. Oktober 1949 ab 16 Uhr in RIAS Berlin.
Geschichte Die Gründung der DDR
Bei ihrer Gründung stand die DDR noch zum Ziel einer deutschen Wiedervereinigung. Die Staatsgründung selbst wurde maßgeblich von Moskau orchestriert – bis auf den großen Fackelzug am 11. Oktober 1949, den selbst der Kreml befremdlich fand. Stefan Nölke im Gespräch mit dem Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk.
Erich Honecker
2.11.1973 Grundsteinlegung für den "Palast der Republik"
2.11.1973 | Die DDR errichtet auf der Spreeinsel, am damaligen Marx-Engels-Platz, ein repräsentatives Gebäude für die Volkskammer, den Palast der Republik. Aufgrund der umfangreichen Beleuchtungsanlage werden ihn viele später spöttisch "Erichs Lampenladen" nennen. Der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker war auch bei der Grundsteinlegung am 2. November dabei. So berichtete damals der Rundfunk in der DDR.
Der Palast der Republik wurde nach der Wende wegen der hohen Asbestemissionen geschlossen werden und wurde anschließend bis 2008 abgerissen. An seiner Stelle steht heute das wieder aufgebaute Berliner Schloss mit dem Humbodt Forum.
21.9.1978 Honecker feiert den deutschen Raumfahrer Sigmund Jähn
21.9.1978 | Der Aufenthalt von Sigmund Jähn im All dauert nur eine Woche. Am 3. September 1978 landet er in der Steppe Kasachstans, am 21. September kehrt er nach Berlin zurück und wird dort vom Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker am Flughafen Schönefeld in Empfang genommen. Die politische Dimension des Raumflugs ist unüberhörbar.
24.6. und 9.9.1987 Udo Lindenberg trifft Erich Honecker
24.6./9.9.1987 | Jahrelang bemüht sich Udo Lindenberg um einen Auftritt in der DDR. Im Frühjahr 1983 lässt er seinen Frust raus im Stück Sonderzug nach Pankow, indem er den Oberindianer Honni – gemeint war der DDR-Staatsratsvorsitzende Erich Honecker auffordert, sich doch mal locker zu machen. Im Oktober 1983 darf er dann tatsächlich spielen, aber nur vor ausgewähltem Publikum aus Funktionären und regimetreuen FDJlern. Das reicht Lindenberg nicht, er will vor richtigen Fans spielen. Er versucht es weiter. Im Juni 1987 schickt er Honecker als Geschenk eine Lederjacke. Honecker bedankt sich dafür und schickt seinerseits eine Schalmei an Udo Lindenberg. Der wiederum äußert sich dazu am 24.6. in einem Interview mit dem Südwestfunk. Keine drei Monate später, am 9. September 1987 treffen sich die beiden schließlich anlässlich einer Reise Honeckers in die Bundesrepublik vor dem Engelshaus in Wuppertal. Umringt von einer Riesenmenge an Schaulustigen, unter ihnen SDR-Reporter Ralph Martin.
Doch die Hoffnung war verführt – erst nach dem Fall der Mauer 1990 kann Udo Lindenberg in der DDR auf Tournee gehen.
10.9.1987 Erich Honecker auf Heimatbesuch im Saarland
10.9.1987 | Fünf Tage lang – vom 7. bis 11. September 1987 – besucht DDR-Staatschef Erich Honecker die Bundesrepublik. Zu den Momenten, die die Öffentlichkeit am meisten interessieren, gehören das Treffen mit Udo Lindenberg in Wuppertal – dazu gibt es eine eigene Folge im SWR2 Archivradio – sowie sein Besuch im Saarland, seiner Heimat.
Zu dessen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine, der damals noch in der SPD war, hat Honecker einen guten Draht, wie im Bericht deutlich wird. Anschließend besucht er seine Heimatstadt, die kleine Gemeinde Wiebelskirchen, wo sich Passanten noch an den kleinen Erich erinnern können. Der Bericht beginnt jedoch zunächst in der ersten Station von Erich Honecker am 10. September – in Trier, der Geburtsstadt von Karl Marx.
19.1.1989 Honecker: Mauer wird noch in 100 Jahren stehen
19.1.1989 | Die Mauer ("antifaschistischer Schutzwall") schütze die DDR-Bürger vor Ausplünderung, Drogen und den Machenschaften des Westens. Davon zeigte sich Erich Honecker noch Anfang des Jahres 1989 überzeugt. Wenn sich der Westen nicht ändere, werde die Mauer noch in 100 Jahren stehen. So Honecker auf der Tagung des Thomas-Müntzer-Komitees in Ostberlin. Er spricht im folgenden Redeauszug über den Frieden, und den Beitrag, den die DDR dazu leistet. Der USA und Deutschland wirft er Doppelzüngigkeit vor.
18.10.1989 Erich Honecker tritt ab, Egon Krenz folgt
18.10.1989 | 18 Jahre lang war Erich Honecker SED-Chef, 14 Jahre lang auch Vorsitzender des Staatsrats der DDR. Am 18. Oktober 1989 endet diese lange Ära. Honecker wird zum Rücktritt gezwungen, nachdem er auf die dramatischen Veränderungen in der DDR keine Antwort hatte. Michail Gorbatschow hatte ihn noch gewarnt mit seinem berühmten Satz: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Honecker wird abgelöst von seinem Stellvertreter Egon Krenz – der auch nicht für Reformen und Aufbruch steht.