13. Mai 2025, 19:30 Uhr

Duo Tal & Groethuysen

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TERMIN

Dienstag, 13. Mai 2025, 19:30 Uhr
Rokokotheater, Schloss Schwetzingen

Sendung am Montag, 19. Mai 2025, 13:05 – 15 Uhr im Radioprogramm SWR Kultur und zum Nachhören auf SWRKultur.de.

BESETZUNG

DUO TAL & GROETHUYSEN
Yaara Tal
Klavier
Andreas Groethuysen
Klavier

Moderiert vom Duo Tal & Groethuysen

PROGRAMM

Johann Sebastian Bach 1685 – 1750
Brandenburgisches Konzert Nr. 6 B-Dur BWV 1051, bearb. von Gustav Clemens Felix Krug
(ohne Tempoangabe)
Adagio ma non tanto
Allegro


Schafe können sicher weiden. Arie aus der Kantate "Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd" BWV 208, bearb. von Mary Howe

Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791
Acht Variationen für Klavier über "Ein Weib ist das herrlichste Ding" F-Dur KV 613, bearb. von Joseph Rheinberger

Fantasie für Klavier Nr. 4 c-Moll KV 475, bearb. von Edward Grieg

PAUSE

Wolfgang Amadeus Mozart
Sonate für Klavier Nr. 16 C-Dur KV 545 "Sonata facile", bearb. von Edward Grieg
Allegro
Andante
Rondo. Allegretto

Richard Wagner 1813 – 1883
Bacchanale – Le Vénusberg aus "Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg" WWV 70, Fassung 1861, bearb. von Paul Dukas

Isoldens Liebestod aus "Tristan und Isolde" WWV 90, bearb. von Max Reger

Sinneslust und SeelenfriedenPROGRAMMTEXT

Als Richard Wagner die Sage über den Minnesänger Tannhäuser vertonte, hat er wahrscheinlich nicht an Mozart gedacht. Um von der Studie zu wissen, die in den 1990er Jahren dessen Klängen eine intelligenzfördernde Wirkung attestierte, lebte der spätere Erfinder des Gesamtkunstwerks außerdem ein gutes Jahrhundert zu früh. Was aber insofern nicht wirklich wichtig ist, als der so genannte "Mozart-Effekt" schon kurz nach seiner Entdeckung als falsche Hypothese entlarvt wurde. Immerhin einigten sich Forscher darauf, dass Mozarts Musik heilen könne. Bei Epileptikern zum Beispiel, denen man einige melodische Passagen aus seinen Werken vorspielte, verminderte sich die für diese Krankheit typische Über-Aktivität im Hirn erheblich. Sprich: Hätte Wagners Tannhäuser an Mozart gedacht, dann wäre er ein glücklicher Held geworden. Dann hätte das Gefühlszentrum in seinem präfrontalen Kortex reagiert, seine Verwirrung hätte ein Ende genommen, und er hätte sich entschieden. Hopp oder topp: Venus oder Elisabeth, Sinneslust oder Seelenfrieden.

Man muss allerdings einräumen, dass ein glücklich entschiedener Tannhäuser dem Drama in der Oper nicht sonderlich gutgetan hätte. In Wagners Stück stirbt der Held zum glücklichen "Halleluja!" des Chores einen packenden Bühnentod, und zwischen den zwei großen verpassten Möglichkeiten seines Lebens spannt sich wirkungsvoll nicht nur großes Musiktheater, sondern auch das Programm dieses Konzertes auf. Hier Wagner, da Mozart. Hier Schwarz, da Weiß. Was könnte besser dazu passen als ein Vortrag auf Klaviertasten?

An die Stelle der Originale tritt Originelles. Zu hören sind ausschließlich Bearbeitungen durch Komponisten der Romantik und der frühen Moderne. Und weil Yaara Tal und Andreas Groethuysen feine Zwischentöne lieben, steht Mozart, der Herzenskomponist dieses Klavierduos, im Mittelpunkt. Die Stücke dieses Abends, die Mozart eigentlich nur für einen einzigen Tastenkasten geschrieben hat, erklingen in Arrangements für zwei Klaviere so, wie sie aus romantischer Sicht weitaus stimmiger sind: nämlich volltöniger, mit harmonischen Erweiterungen. Die dadurch leicht unterminierte Dominanz der Melodie mag zwar – siehe oben – die beruhigende Wirkung von Mozarts Musik zumal auf Epileptiker vermindern, aber um diese kann sich ja der Theaterarzt kümmern, während Mozarts betörender Farbenzauber unter das akustische Vergrößerungsglas gelegt wird. Die (übrigens gar nicht einfache!) Sonata facile und die c-Moll-Fantasie hat Edvard Grieg für 176 Tasten bearbeitet. Und Joseph Rheinberger hat sich des letzten Klavierwerks von 1791 angenommen, das sich in acht Variationen über das Thema eines unbekannten Komponisten hermacht. Ein Weib ist das herrlichste Ding lautet der heute nicht mehr gesellschaftsfähige Titel eines Stücks, das Mozart nach dem Besuch einer Posse in Emmanuel Schikaneders Vorstadttheater ersann, und wir können nur darüber staunen, wie Mozart hier Derbes und Feines, Oberflächliches und Tiefes gleichberechtig nebeneinanderstellt. Das poltert, das singt, das tänzelt, und immer wieder zwischendurch (ganz besonders im Adagio) öffnen sich Türen in eine andere Welt. Bei Mozart sind Sinneslust und Seelenfrieden gleichberechtigte Mitbewohner einer Seelen-WG.

In der bewohnt seit Urzeiten auch Bach ein geräumiges Zimmer. Seine Klänge trösten, an diesem Abend mit einer Bearbeitung des sechsten Brandenburgischen Konzertes durch Mendelssohns Patensohn Gustav Clemens Felix Krug. In dessen Version wird das Ungewöhnliche des Originalwerkes – die "tiefergelegte" Besetzung mit zwei Bratschen und einem Cello als Solisten und einem Begleit-Ensemble nur mit zwei Gamben, Violone und Basso continuo – zwar nur bedingt hörbar, aber wer die Tastenzauberer Tal/Groethuysen kennt, weiß, dass sie auch Subtexte und historische Verweise einzuflechten wissen. Und Manches gerne mit Augenzwinkern servieren. Das Klavier-Arrangement der Arie Schafe können sicher weiden aus Bachs Jagd-Kantate stammt von der US-amerikanischen Komponistin Mary Howe (1882 – 1964); "Lasst des Tages Lust vollkommen sein!", heißt es im Text gleich danach. So viel zu Bachs Sinneslust.

Bei Wagner ist diese laut, grell und voller Sehnsucht. Zumindest im Tannhäuser-Bacchanale, das Paul Dukas bearbeitet hat. Danach wird gestorben, und zwar (ganz untypisch für Wagner wie für den Bearbeiter Max Reger) ohne jede Opulenz. Isoldes Liebestod ist ein stiller Abschied. Wenn sich hier Sinneslust und Seelenfrieden in den Armen liegen, haben auch Wagners Klänge eine heilende Kraft.

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SWR