11. Mai 2025, 19:30 Uhr

Wilkinson • Skuplik • Perl • Arend

Stand

INHALT

Termin
Besetzung
Programm
Programmtext
Interpreten
Festspielkalender
Service

TERMIN

Sonntag, 11. Mai 2025, 19:30 Uhr
Mozartsaal, Schloss Schwetzingen

LIVE-Übertragung in SWR Kultur und zum Nachhören auf SWRKultur.de.

BESETZUNG

Clare Wilkinson Mezzosopran
Veronika Skuplik Violine
Hille Perl Viola da Gamba
Andreas Arend Theorbe, Konzeption

Moderiert von den Musiker:innen auf der Bühne

PROGRAMM

  • TEIL I

John Blow 1649 – 1708
A love song, aus: Amphion Anglicus, London 1700

Improvisation über ein traditionelles Thema
Passamezzo antico – Su Saltarello

Traditionelle Melodie
Out of this wood
(Text von William Shakespeare aus A midsummer night’s dream, Akt III, Szene 1)

Henry Ecclesum 1680 – 1740
Sonate g-Moll für Violine und Basso continuo,
aus: Premier livre de sonates a violon seul et la basse, 1720
Largo
Corente
Adagio
Presto

Traditionelle Melodie
L’amour de moy, bearb. von Jean Richafort (um 1480 – 1550) mit einem Kontrapunkt für Theorbe

Improvisation über ein traditionelles Thema
Passamezzo moderno – Su Saltarello

Robert Johnson ca. 1583 – 1633 zugeschrieben
Have you seen the white lily grow?
(Text von Ben Jonson)

Satz aus Melodien
Da mihi manumReel – Hit her and gird her

Traditionelle Melodie
Come wait upon him
(Text von William Shakespeare aus A midsummer night’s dream, Akt III, Szene 1)

PAUSE

  • INTERMEZZO

Henry Purcell 1659 – 1695
’Twas within a furlong of Edinborough town,
aus: Delitiae musicae, London 1696
(Text von Thomas d’Urfey)

  • TEIL II

Traditionelle Weise
Black is the colour of my true love’s hair

Christopher Simpson ca. 1605 – 1669
Ground e-Moll für Bassgambe und Basso continuo,
aus: The division viol, London 1659

Godfrey Finger ca. 1655 – 1730
Sonate A-Dur für Violine, Viola da Gamba und Basso continuo op. 1 Nr. 3
Adagio
Allegro
Adagio
Allegro – Adagio

Traditionelle Weise
I will give my love an apple

Henry Purcell
Music for a while, aus: Orpheus Britannicus, Vol. II
mit Übergang zu
Anonymus
Drink to me only with thine eyes
(Text von Ben Jonson)

Francis Pilkington ca. 1565 – 1683
Rest, sweet nymphs, aus: First booke of songs or ayres, 1605

Anonymus
Concerto: Drink to me only with thine eyes

Traditionelle Melodie
Greensleeves

Nymphen, Lilien und ein ApfelPROGRAMMTEXT

Ballads within a Dream

Melancholie, Volkslieder, Terzen, Tradition und schlichte Schönheit: Dies vor allem prägt die Musik aus jener Gegend, die sich selbst gerne als "fairest isle" bezeichnet, als schönste aller Inseln. Gesang gehört mit dazu, und das Singen, sei es nun vokal oder instrumental, prägt auch das Konzertprogramm, das der Lautenist Andreas Arend für und mit Clare Wilkinson (Sopran), Veronika Skuplik (Violine) und Hille Perl (Gambe) konzipiert hat. Ballads within a Dream, Balladen in einem Traum, schlägt einen Bogen von schlichten Liedern zu virtuoser Streichermusik, von Sonaten zu solistischen Improvisationen.

Und immer ist die Liebe dabei. Das beginnt mit einem schlichten, unbegleiteten Volkslied: I will give my love an apple erinnert nicht nur an eine der bekanntesten Verführungsgeschichten der Weltliteratur, sondern betört obendrein mit einem sprechenden, sehr poetischen Bild. Der Liebende wird zum Apfel, sein Herz zu einem Schloss, das die (oder der) Geliebte ganz ohne Schlüssel öffnen kann. Instrumentales Geleit braucht diese Weise nicht, gerade das Reine, Ungeschützte in der solistischen Darbietung macht den Charme des Liedes aus (was angefügte kreative Erweiterungen durch die Interpret:innen nicht ausschließt). I will give my love an apple ist ebenso einfach wie überwältigend schön und einprägsam, und Gleiches gilt für Lieder, die auch auf dem Kontinent zu Standards geworden sind. Black is the colour of my true love’s hair zum Beispiel, ein Song, der zwar aus den amerikanischen Apalachen stammt und in den 1960er Jahren als Folksong in den USA populär war, aber eindeutig in einer schottischen Weise wurzelt. Oder, noch populärer, das Lied Greensleeves, das einer Legende zufolge der englische König Heinrich VIII. für seine Geliebte Anne Boleyn komponierte, um sie zu verführen (was ihm, glaubt man dem Text, allerdings mit diesem Song nicht gelungen ist).

Man achte auf die Harmoniefolge. Die Akkorde bei Greensleeves folgen dem Schema einer Romanesca. Dass diese eng verwandt ist mit dem so genannten Passamezzo, führt uns zum – neben dem volkstümlich-schlichten Gesang – zweiten roten Faden in diesem britisch-barocken Programm. Das Wort Passamezzo hat seinen Ursprung im italienischen "Pass’e mezzo", übersetzt eineinhalb Schritte, und bezeichnet einen langsamen Schreittanz, der einer Pavane ähnelt. Charakteristisch ist der ostinate Bass, also eine wiederholte Harmoniefolge, über der sich die Melodie frei entfaltet. Im England der Barockzeit nannte man dieses Prinzip Ground, in Italien Passacaglia, in Frankreich Chaconne, und ihm begegnen wir in diesem Konzert immer wieder, auch in Solowerken für Laute, denen man anhört, dass sie häufig aus Improvisationen entstanden. Wie überhaupt der regelmäßig voranschreitende Bass der Melodie alle Freiheit der musikalischen Welt eröffnet – bis hin zu Christopher Simpsons e-Moll-Ground, den die Gambe mit aberwitzigen Verzierungen verziert. Einige dieser so genannten Divisions hüpfen in weiten Sprüngen durch alle Lagen und Gefühlslagen rund um die Basslinie herum; "Bastarda" heißt diese hochvirtuose Spieltechnik.

Wer die Musiker:innen des heutigen Abends kennt, dem muss man nicht sagen, dass sie die Freiräume der Musik gerne und reichlich nutzen. So begleiten die Streicher die Sopranistin in dem Song Have you seen the white lily grow? des englischen Hoflautenisten Robert Johnson in hoher Lage, als gleichsam "weiße" Stimmen. Und das Traditional Out of this wood zoomen sie ganz nah heran an die Welt seines Textdichters. Der war kein Geringerer als William Shakespeare, und die quirlige Welt der Elfen und Geister in seinem "Ein Sommernachtstraum" steht für den dritten roten Faden des Abends. "Out of this wood do not desire to go ..." ("Begehre nicht, diesen Wald zu verlassen"), sagt die Elfenkönigin Titania dort zu dem Handwerker Zettel, in den sie sich, die Augen betört durch Liebestropfen, gerade unsterblich verliebt hat – obwohl er selbst gerade in einen Esel verzaubert worden ist.

Wie sehr England von den musikalischen Moden Europas beeinflusst wurde, ist übrigens in diesem Programm auch zu hören. Italien (in Henry Eccles‘ Violinsonate), Frankreich (in dem Lied My lady’s garden aus Roger Quilters Folksong-Sammlung, das auf dem französischen Lied L’amour de moy fußt) und Deutschland (in der Sonate für Violine, Viola da gamba und Basso continuo des gebürtigen Tschechen Geoffrey/Gottfried Finger) haben in der englischen Musik deutliche Spuren hinterlassen. Besonderer Hingucker bei Finger: Der Basso continuo wird hier von einer Theorbe gespielt, einer Laute mit einem auffallend langen Hals. Den braucht sie für die zusätzlichen Basssaiten, die ihren Klang vergrößern und erweitern.

Zu Purcells ironischer Ballade ’Twas within a furlong (Jenny will Jocky, aber der will gar nix) wäre ein frisches, obergäriges Ale das ideale Begleitgetränk. Da Bier gerne ein bisschen müde macht, dürften wir mit dem "Lullaby, lullaby" im Song Rest, sweet Nymphs beglückt die Augen schließen. Hoffen wir nur, dass uns im Schlaf nicht dasselbe passiert wie Shakespeares Titania. Dass also kein Elfenkönig an unserem Bett vorüberschwebt und Liebessaft auf unsere Lider träufelt – und, abrakadabra!, unversehens wird aus einem Esel ein Herzensprinz.

INTERPRETEN

FESTSPIELKALENDER

Haben Sie Interesse an weiteren Konzerten der Schwetzinger SWR Festspiele? Diese finden Sie in unserem Festspielkalender.

SERVICE

Newsletter
Bleiben Sie immer auf dem Laufenden: In unserem Newsletter finden Sie aktuelle Informationen rund um die Schwetzinger SWR Festspiele. Anmeldung hier.

Sonstige Informationen
Wir bitten Sie, alle mitgebrachten elektronischen Geräte aus- und Mobiltelefone unbedingt stumm, auf "Nicht stören" zu schalten oder gehen Sie in den Flugmodus. Konzertbesucher mit Hörgeräten möchten wir freundlich darauf hinweisen, auf die richtige Einstellung ihrer Geräte zu achten. Diese können sonst Störgeräusche verursachen. Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.

Impressum
Veranstalter & Herausgeber: Schwetzinger SWR Festspiele gGmbH
Künstlerische Leitung & Geschäftsführung: Cornelia Bend
Redaktion: Dr. Bianca Bapst
Text: Susanne Benda

Schwetzinger SWR Festspiele | Rokokotheater

Klavierabend · Sinneslust und Seelenfrieden Pianoduo Tal & Groethuysen

Das Pianoduo Tal & Groethuysen mit Werken von J. S. Bach, W. A. Mozart und Richard Wagner.

Schwetzinger SWR Festspiele | Mozartsaal

The blind spot I · Goethe und die Frauen Julian Prégardien & Kristian Bezuidenhout

Erster Teil der zweiteiligen Veranstaltungsreihe mit dem Residenzkünstler Julian Prégardien, Kristian Bezouidenhout und Cornelia Weidner.

Schwetzinger SWR Festspiele | Mozartsaal

The blind spot II · Die Frauen um Goethe Julian Prégardien, Kristian Bezuidenhout, Julia Nachtmann

Zweiter Teil der zweiteiligen Veranstaltungsreihe mit dem Residenzkünstler Julian Prégardien, Kristian Bezouidenhout und Julia Nachtmann.

Stand
Autor/in
SWR