7. Mai 2025, 19:30 Uhr

Kirchenkonzert · The Marian Consort

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TERMIN

Mittwoch, 7. Mai 2025, 19:30 Uhr
Dreifaltigkeitskirche, Speyer

Sendung am Donnerstag, 29. Mai, 10:04 – 12 Uhr im Radioprogramm SWR Kultur und zum Nachhören auf SWRKultur.de

BESETZUNG

THE MARIAN CONSORT
Caroline Halls, Eleanor Bray
Sopran
Sarah Anne Champion, Sophie Overin Alt
Will Wright, Daniel Lewis Tenor
Jon Stainsby, Thomas Lowen Bass

Rory McCleery
Dirigent

PROGRAMM

Rodrigo de Ceballos ca. 1525 – ca. 1581
Hortus conclusus

Juan Gutiérrez de Padilla ca. 1590 – 1664
Kyrie aus der Missa "Ego flos campi"

Francisco Guerrero ca. 1527/28 – 1599
Ego flos campi

Tomás Luis de Victoria 1548 – 1611
Vidi speciosam. Motette zu Maria Himmelfahrt

Juan Gutiérrez de Padilla
Gloria aus der Missa "Ego flos campi"

Benjamin Britten 1913 – 1976
"
Five flower songs" für gemischten Chor a cappella op. 47
Nr. 1: To daffodils
Nr. 2: The succession of the four sweet months
Nr. 3: Marsh flowers
Nr. 4: The evening primrose
Nr. 5: Ballad of green broom

SITZPAUSE von ca. 5 Minuten

Amy Bryce
Madrigals for Plants (Uraufführung)
Nr. 1: Instructions for care
Nr. 2: Propagation station
Nr. 3: Underwatering? Overwatering?
Nr. 4: Leaf song (misting)

Sebastián de Vivanco ca. 1550 – 1622
Veni, dilecte mi

Juan Gutierrez de Padilla
Credo aus der Missa "Ego flos campi"

Sebastián de Vivanco
Surge, propera, amica mea

Juan Gutierrez de Padilla
Sanctus & Benedictus aus der Missa "Ego flos campi"

Sebastián de Vivanco
Sicit lilium inter spinas

Juan Gutierrez de Padilla
Agnus Dei aus der Missa "Ego flos campi"

Leo Chadburn *1978
Flower dictionary (deutsche Erstaufführung)

The language of flowersPROGRAMMTEXT

Flower-Power

Blumen sind schön, ihre Farben feiern das Leben. Den Zauber des Floralen haben schon Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre die Hippies gespürt: Sie steckten sich Blüten ins Haar, trugen Blusen mit bunten Mustern und verschenkten Blumen auf der Straße. Flower-Power war damals eine Gegenkultur – und ein Protest: Die "Blumenkinder" forderten Frieden statt (Vietnam-)Krieg, Miteinander statt Gegeneinander, Emotion statt Ratio, Tüten statt Titeln – und obendrein die Befreiung von den Schatten der Väter und Täter.

Blumen sind nicht nur schön. Sie haben auch eine Botschaft. Die mag manchmal schlicht sein, indem sie einfach nur an die Fülle des Lebens erinnert. Manchmal ist sie aber auch komplexer. So begleitet traditionell die Pfingstrose als "Rose ohne Dornen" die Bildwelt Marias, und da sich das britische Marian Consort in seinem Programm ausgiebig mit der Gottesmutter beschäftigt, dürfen wir zu den Klängen der Musik den intensiven Duft der Paeonia in unserer Nase imaginieren, verströmt von vollen Blüten in Rot, Rosa oder Weiß.

Zur Mariensymbolik gehört auch der Hortus conclusus, der geschlossene Garten, ein Bild, das auf die Reinheit und Jungfräulichkeit Marias verweist. "Meine Schwester, liebe Braut, du bist ein verschlossener Garten, eine verschlossene Quelle, ein versiegelter Born", heißt es im Hohelied der Bibel. Ego flos campi, "ich bin eine Blume des Feldes", liest man dort auch – ein Verweis auf die legendäre Rose von Scharon (oder Saronsblume), die ebenfalls oft mit der Gottesmutter in Verbindung gebracht wird.

So durchdringen sich in diesem Konzertprogramm, das von einem klingenden Hortus conclusus des 16. Jahrhunderts ausgeht und mit Sätzen aus der Messe Ego flos campi von Juan Gutiérrez de Padilla aus dem 17. Jahrhundert durchsetzt ist, die Symbolsprache der Blumen und der Marienverehrung.

Bei der Messe Ego flos campi handelt es sich um eine so genannte Parodiemesse. Das heißt: Ein bereits existierendes Stück Musik wird mit neuen Texten unterlegt und außerdem musikalisch bearbeitet. Urheberrechte hat in der Renaissance noch niemand geltend gemacht. Aber es war üblich, den Titel der Vorlage in die Neukomposition zu übernehmen – in diesem Fall also die gleichnamige Motette. Die hören wir hier in der emotional weit gespannten Version des Spaniers Francisco Guerrero, deren Harmonik schon auf die Barockzeit verweist.

Die Musik unserer Zeit repräsentieren zwei Auftragswerke, die das Marian Consort an die beiden jungen Briten Leo Chadburn und Amy Bryce vergeben hat. Spannend wird dabei unter anderem sein, ob und wie Bryce in ihren "Madrigals for Plants" Pflanzen (be-)singen lässt. Dass die 31-Jährige eine besondere Beziehung zur Flora hat, erhellt schon ein kurzer Blick auf ihre Homepage: Dort schaut sie unter den Zweigen einer Weide hindurch.

Für eine zeitliche Raststation zwischen 16./17. und 21. Jahrhundert sorgen schließlich auch die Five flower songs, die Benjamin Britten 1950 als Hommage an ein befreundetes Botaniker-Ehepaar komponiert hat. Die fünf vokalen Stimmungsbilder beginnen bei windbewegten Narzissen (To daffodils), die hier aber nicht für Jugend und Leben stehen, sondern für die Vergänglichkeit. Ähnlich wie in Nummer vier beim Blick auf die zweite Frühlingsblume, die gelb blühende Nachtkerze (The evening primrose), gelingt dem Komponisten hier ein Klangbild des Diffusen, indem er das Metrum kunstvoll verschleiert. The evening primrose wird außerdem geprägt von einem zauberhaft auf- und absteigenden Septakkord: ein Symbol für den Wechsel von Werden und Vergehen.

In kluger Dramaturgie liegt Leichteres zwischen dem Schweren. Bei The succession of the four sweet months flanieren augenzwinkernd die Monate April, Mai, Juni und Juli vor unseren Ohren vorüber, und The ballad of green broom ist die Geschichte eines faulen jungen Mannes, den der Vater so lange antreibt, bis er nicht nur Holz hackt und sägt (was man in der Musik deutlich hören kann), sondern auch Ginster schneidet – diese Pflanze steht hier für die Liebe.

Einen Seitenhieb auf die gesellschaftlichen Verhältnisse gibt Britten seinem Zyklus auch noch mit: In Marsh flowers geht es um Sumpfblüten, die (mit vielen von unten angeschliffenen Tönen) pieksen, in zackigen Bewegungen Gift verspritzen oder – wie der Tang – in triolischer Bewegung vor sich hin glibbern. Dies alles verstand Britten als Spitze auf die Spießigkeit vieler Mitbürger, bei denen er wegen seiner Homosexualität nicht wohlgelitten war. Ob seine Botschaft ihre Adressaten erreicht hat, ist allerdings zu bezweifeln; ebenfalls, ob man sie, wenn es der Fall wäre, wirklich verstanden hätte. Uns Nachgeborenen fällt das leichter. Wir rümpfen ob des Sumpfmüffelns zwar die Nase, öffnen dann aber lächelnd das Fenster und feiern die Farben des Lebens.

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SWR