INHALT
Termin
Zusatzinformationen
Besetzung
Programm
Vorwort
Programmtext
Interpreten
Festspielkalender
Service
TERMIN
Samstag, 3. Mai 2025, 19 Uhr
Mozartsaal, Schloss Schwetzingen
Sendung am Sonntag, 8. Juni, 12:30 – 14 Uhr in SWR Kultur und zum Nachhören auf SWRKultur.de
ZUSATZINFORMATIONEN
Der I. Teil der Veranstaltungsreihe Miteinander und Füreinander mit dem Titel Karneval des Glücks dauert etwa 90 Minuten ohne Pause und endet gegen 20:30 Uhr.
Der II. Teil Ver-Führung ist eine Premiere und beginnt um 21:30 Uhr; Dauer ebenfalls etwa 90 Minuten ohne Pause. Für diese Veranstaltung ist ein separates Ticket, erhältlich an der Abendkasse, erforderlich.
Ermäßigung bei Buchung beider Konzerte am 3. Mai., 19 & 21. 30 Uhr
Dazwischen gibt es Pausenbewirtung im Foyer und in der Kurfürstenstube am Schlosseingang, die auch warme Speisen anbietet.
Reservierungen in der Kurfürstenstube sind möglich unter 06202/93 30 20.
BESETZUNG
Katja Riemann Lesung, Konzept
Franziska Hölscher Violine
Marianna Shirinyan Klavier
PROGRAMM
- I. Teil: Der Karneval der Tiere
Text von Roger Willemsen 1955 – 2016
Musik von Camille Saint-Saëns 1835 – 1921, bearb. v. Jarkko Riihimäki
1. Introduktion: Klavier, Violine, Blockflöte
2. Hühner: Klavier, Violine
3. Esel: Klavier
4. Schildkröte: Klavier, Violine
5. Elefant: Klavier, Violine
6. Känguru: Klavier, Violine
7. Aquarium: Klavier, Violine, Glockenspiel
8. Ochsen: Violine
9. Kuckuck: Klavier, Violine, Blockflöte
10. Vögel: Klavier, Violine
11. Pianisten: Klavier, Violine
12. Fossilien: Klavier, Violine, Xylophon
13. Schwan: Klavier, Violine
14. Finale: Klavier, Violine, Xylophon
- II. Teil: Das müde Glück
Text von Roger Willemsen
Musik von Igor Strawinsky 1882 – 1971
Tango für Klavier solo
Fazil Say *1970
Sonate op. 7 für Violine und Klavier
Grotesque. Moderato scherzando
Igor Strawinsky
Zirkus-Polka für Violine und Klavier, bearb. v. Jarkko Riihimäki
Sergej Prokofjew 1891 – 1953
Sonate Nr. 1 für Violine und Klavier f-Moll op. 80
Allegro brusco
Igor Strawinsky
Suite italienne für Violine und Klavier, bearb. v. Jarkko Riihimäki
Serenata. Larghetto
Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791
Sonate für Klavier und Violine e-Moll KV 304
Tempo di minuetto
Edward Elgar 1857 – 1934
Salut d'amour op. 12 für Violine und Klavier
Alfred Schnittke 1934 – 1998
Suite im alten Stil für Violine und Klavier
Pantomime. Andantino
Ein musikalischer Abend mit Tieren – von Katja Riemann
Roger Willemsen hinterlässt eine Lücke, die nicht mehr zu füllen ist. Seine Worte, seine Haltung, Meinung und Inputs in der aktuellen weltpolitischen, umweltlichen und humanitären Situation möchte ich hören, mich davon bereichern lassen. Er selbst hat sich so oft von Musik und Literatur zu eigenen künstlerischen Antworten inspirieren lassen. Das wollen wir an diesem Abend nun auch versuchen zu tun.
Camille Saint-Saëns' unvergleichliche Kompositionen haben ihn zu einer lyrischen Geschichte verführt, die vor Humor und Fantasie geradezu birst. Und alles reimt sich! Hinweise auf Religion, Erotik, Menschenrecht oder Mentalität finden sich wieder in den vermenschlichten Tierwesen.
Als mir Willemsens Bearbeitung der Hiobs-Geschichte in die Hände fiel, getarnt als illustriertes Kinderbuch mit dem Titel Das müde Glück, war klar, dass das unser zweiter Teil werden muss, die andere Seite der Münze. Der Karneval und der Zirkus: beide gleichermaßen außergewöhnliche Zusammenkünfte von Mensch und Tier, eingefasst durch Entertainment. In der ewigen Geschichte von Hiob wird der Mensch von Gott geprüft, wie in der Bibel, so auch bei Joseph Roth und schließlich bei Roger Willemsen.
Wir möchten an unserem Abend unser Publikum mitnehmen an den Ort des Humors und der Musik, denn beide können in Zeiten des Kummers heilend wirken.
Glück und Unglück – darüber haben schon viele kluge Köpfe nachgedacht. Die Philosophen Sokrates, Platon und Aristoteles hielten eine tugendhafte Lebensweise für den Weg zum Glück. Lao Tse sah das wahre Glück hingegen in der Untätigkeit: Erst wenn der Mensch aufhöre, dem Glück oder anderen Zielen hinterherzulaufen, sei er glücklich. Für Epikur war das Erleben von Lust und die Abwesenheit von Schmerz pures Glück. Unglück wäre demnach die Abwesenheit von Freude und Genuss, dafür das Erleiden von Schmerzen und Ratlosigkeit. In der Bibel gibt es eine Figur, der genau das widerfährt: Hiob. Von seiner Geschichte ließ sich der 2016 verstorbene Publizist, Moderator und Filmproduzent Roger Willemsen inspirieren. Doch er wählt einen anderen Blickpunkt: Für ihn steht nicht der Gottesglaube Hiobs im Zentrum, sondern der Umgang mit dem Unglück. Thema ist nicht das Hereinbrechen der Katastrophe in eine heile, glückliche Welt, sondern der Versuch, diese Katastrophe zu verstehen, um somit das Unglück zu wenden und sich darüber zu trösten.
Katja Riemann liest diese Geschichte vor, was musikalisch illustriert wird. Da Willemsens "Herr Hopp" ein Zirkusdirektor ist, erklingt die Zirkus-Polka von Igor Strawinsky in einer Bearbeitung von Jarkko Riihimäki. Das Stück entstand 1942 als Ballettmusik für sage und schreibe 50 Elefanten und Ballerinen. Zu Beginn laufen die Darsteller in die Manege ein; es folgt die eigentliche Tanznummer mit einem kurzen Höhepunkt, in dem Strawinsky einen Militärmarsch von Franz Schubert zitiert. In der kurzen Tanzgroteske ist seine Vorliebe für extreme Rhythmuswechsel hörbar, was bei der Umsetzung als Elefantenballett zu Schwierigkeiten führte, weil die Dickhäuter sensibel auf einen ungleichmäßigen Rhythmus reagierten.
Da es für den Dichter Christian Friedrich Hebbel (1813 – 1863) vor allem Freundschaft und Liebe sind, die das Glück des menschlichen Lebens erzeugen, "wie zwei Lippen den Kuss, welcher die Seele entzückt", erklingt das zweite von insgesamt acht Musikstücken op. 12: Salut d’amour für Violine und Klavier von Edward Elgar. Für den Komponisten hatte das kurze Werk eine besondere Bedeutung, denn er schrieb es 1888 für Caroline Alice Roberts, die seit zwei Jahren Klavierstunden bei ihm nahm. Aus dem Lehrer-Schüler-Verhältnis wurde schon bald Liebe und zur Verlobung schenkte Elgar seiner Braut Salut d’amour. 1889 fand die Hochzeit statt und zeitgleich erschien das Werk im Druck.
Der Mensch kann also Glück und Unglück empfinden. Aber gilt das auch für die Tierwelt? Beim Anblick eines schwanzwedelnden Hundes oder einer schnurrenden Katze mag man das genauso bejahen wie angesichts des Leidens von Hennen oder Ferkeln in Massenhaltung. Auf jeden Fall waren Tiere für Roger Willemsen ebenfalls eine Quelle der Inspiration. Und mehr noch: "Tiere sind die besseren Menschen", dachte er sich und erweckte 2013 den berühmten Karneval der Tiere von Camille Saint-Saëns zu strahlend neuem Leben. In seiner gereimten Fassung des tierischen Konzerts trägt die Weinbergschnecke zum Beispiel Lipgloss auf und zum Pianoforte hüpft eine Springmaus aus einer Torte – und zwar splitternackt! Mit Charme und Esprit führt Roger Willemsen durch die Revue der musizierenden Tiere. In der Musik begegnet man dem majestätischen Löwen, gackerndem Gefieder, schnellen Steppentieren und langsamen Schildkröten. Es gibt ein Wiedersehen mit dressierten Elefanten, dann hüpfen Kängurus durchs Bild, ein Esel tritt auf, ein Kuckuck ruft und eine ganze Vogelschar flattert umher. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch in der Musik ist die Gattung der Pianisten zu bestaunen, bevor sich der Blick auf die Fossilien richtet (wobei Saint-Saëns hier einige Musikzitate untergebracht hat). Mit den "Personnages à longues oreilles" (Persönlichkeiten mit langen Ohren) im achten Stück sind angeblich die Musikkritiker gemeint. Das letzte Stück vor dem Finale ist dem eleganten Schwan gewidmet: Es entstand 1886 für den berühmten Solocellisten Charles Joseph Lebouc und schnell entwickelte sich daraus jene "Grande fantaisie zoologique".
Als Ganzes wurde der Karneval der Tiere übrigens erst nach Saint-Saëns‘ Tod aufgeführt: Der Komponist verhinderte dies, weil er sich sorgte, wie diese Musik wohl aufgenommen würde. Die Société nationale de musique, bei der er regelmäßig als Pianist konzertierte, hatte sich nämlich zum Ziel gesetzt, unbedingt professionell und ernsthaft aufzutreten – musikalische Scherze wie Can-Can "tanzende" Schildkröten oder hüpfende Beuteltiere mussten daher "draußen bleiben". Die Musik ist jedoch eines der Paradestücke des Franzosen geworden.
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Impressum
Veranstalter & Herausgeber: Schwetzinger SWR Festspiele gGmbH
Künstlerische Leitung & Geschäftsführung: Cornelia Bend
Redaktion: Dr. Bianca Bapst
Texte: Katja Riemann, Jan-Geert Wolff