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Termin
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TERMIN
Mittwoch, 14. Mai 2025, 19:30 Uhr
Rokokotheater, Schloss Schwetzingen
Sendung am Samstag, 17. Mai, 12:30 – 14 Uhr im Radioprogramm SWR Kultur und zum Nachhören auf SWRKultur.de.
BESETZUNG
Kristian Bezuidenhout Hammerklavier
CONSONE QUARTET
Agata Daraškaitė Violine
Magdalena Loth-Hill Violine
Elitsa Bogdanova Viola
George Ross Violoncello
PROGRAMM
Emilie Mayer 1812 – 1883
Streichquartett G-Dur
Allegro moderato
Adagio
Scherzo. Allegro assai
Allegro vivace
Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 13 C-Dur KV 415, Version für Klavier, zwei Violinen, Viola und Violoncello
Allegro
Andante
Rondeau. Allegro
PAUSE
Wolfgang Amadeus Mozart
Quintett für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott Es-Dur KV 452, bearb. von Ernst Naumann
Largo
Allegro moderato
Larghetto
Rondo. Allegretto
Vielsaitiges Dreamteam
Der Finger drückt eine Taste, ein Hammer senkt sich auf die Saiten: Pling, der Ton ist da – direkt, klar, unmittelbar, perfekt und völlig ungefährdet. Ganz anders bei Streichinstrumenten. Dort ist der Klang kein Ereignis, sondern ein Prozess; man kann ihm beim Entstehen zuhören, und es ist hohe Kunst, ihn klar und sicher zu formen. Der Kontrast zwischen Tastenkasten und Geigenfamilie bei der Tonproduktion ist reizvoll, aber vor allem dann nicht unproblematisch, wenn beide gemeinsam musizieren wollen. Schon Menahem Pressler, Gründer des Beaux Art Trios und lange Zeit der weltweit renommierteste Trio-Pianist, hat die Homogenisierung der Tongebung als höchste Kunst bei den Begegnungen zwischen Streichern und Klavier bezeichnet: Im Klaviertrio, also der Königsdisziplin der Streicher-Klavier-Kommunikation, müssten Pianistinnen und Pianisten unbedingt weicher spielen, Musiker:innen an Geige und Cello hingegen härter, direkter. Der Weg dorthin ist: Arbeit, Arbeit, Arbeit.
Das gilt auch für größere Besetzungen, wie sie an diesem Abend zu erleben sind. Wobei dem Consone Quartet und dem Pianisten Kristian Bezuidenhout die Verschmelzung leichter fallen dürfte als vielen anderen. Das Londoner Ensemble spielt auf historischen Instrumenten und Bögen, und es benutzt Darmsaiten. Diese sorgen dafür, dass über dem hörbaren Grundton mehr von den so genannten Obertönen mitschwingen als bei den heute gebräuchlichen Stahlsaiten; so wirkt der Klang indirekter, weicher, runder. Auch das Hammerklavier klingt viel obertonreicher als der moderne Flügel, außerdem gesanglicher, durchsichtiger, filigraner. Hinzu kommt: Die Dämpfer stoppen den Klang nicht abrupt, sondern langsam, sodass die Saiten immer ein wenig nachklingen. So ist deutlich mehr klangliche Verschmelzung möglich. Sprich: Streicher auf Darmsaiten und ein Hammerklavier können ein kammermusikalisches Dreamteam sein.
Als solches nähern sich die Musiker:innen hier zunächst einer immer noch weitgehend Unbekannten, der Komponistin Emilie Mayer. Die hat indirekt auch mit Weichheit und Rundheit zu tun, denn ihrer Etablierung im Musikleben stand nicht ihre Leistung entgegen, sondern ihr Geschlecht: Für eine Frau, befanden prominente Kritiker, sei es nicht schicklich, mit großen Werken an die Öffentlichkeit zu treten. Weil damals auch die Veranstalter so dachten, konzentrierte sich die im Mecklenburgischen geborene und von Carl Loewe und Adolf Bernhard Marx in Stettin und Berlin ausgebildete Komponistin mehr und mehr auf Kammermusik.
Ihr G-Dur-Quartett, das erste ihrer sieben in der Originalfassung erhaltenen Streichquartette, komponierte die knapp 40-Jährige Anfang der 1850er Jahre. Das Stück orientiert sich zwar, besonders deutlich im Eingangssatz, an Mayers großem Vorbild Beethoven, vor allem am ersten Werk aus dessen Opus 18. Es radikalisiert und individualisiert aber Beethovens dichten motivisch-thematischen Zugriff – bei gleichzeitig höchster Ökonomie der Mittel. Alles ist hier Verarbeitung, alles motivisch miteinander vernetzt – bis in kleinste Details, bis in kurze Überleitungs- und Schlusspassagen hinein. Wie im Eingangssatz die vom Cello in rascher Folge vorgestellten drei Hauptmotive anschließend durch die Instrumente wandern: Allein dies ist höchste Kunst. Und bei Emilie Mayer ist noch sehr viel mehr wiederzuentdecken.
In gewisser Weise gilt das auch für Mozart – zumindest für Werke, die uns in unbekanntem Klang-Gewand begegnen. Wobei Mozart die kammermusikalische Aufführung seines 13. Klavierkonzertes in einer auf Streichquartett und Klavier reduzierten Besetzung schon 1782 beim Komponieren mitgedacht hat. Damals wollte er sich in Wien etablieren, es geht hier also um Verständlichkeit und Publikumswirksamkeit. Zwei bemerkenswerte Ausnahmen sind im Rondo zu hören: bei der plötzlich einbrechenden c-Moll-Passage und beim Schluss, der überraschend nicht Forte, sondern Piano erfolgt.
Sein zwei Jahre später entstandenes Quintett für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott in Es-Dur hielt Mozart selbst "für das beste was ich noch in meinem Leben geschrieben habe". Dabei mag er an die damals neuartigen Bläserklänge gedacht haben, denen er hier Raum gibt, meinte aber sicherlich auch seine Gestaltung der Symbiose von Blasinstrumenten und Klavier und die Freiheit im Umgang mit der oft überraschend wechselnden Harmonik. Im Larghetto entdecken wir heute stark ausgebremste Vorboten der Registerarie aus seiner später komponierten Oper Don Giovanni. Die Bearbeitung des Stücks stammt von Karl Ernst Naumann, einem mit Brahms und Schumann befreundeten Komponisten, Organisten, Dirigenten und Musikforscher, der in seinem Arrangement immer wieder Fensterchen für romantische Seelenklänge öffnet. Für Mozart waren Klavier und Bläser ein Dreamteam. Spannend zu hören, ob ihm das Dreamteam dieses Abends mit Naumanns Hilfe Paroli bieten kann.
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Veranstalter & Herausgeber: Schwetzinger SWR Festspiele gGmbH
Künstlerische Leitung & Geschäftsführung: Cornelia Bend
Redaktion: Dr. Bianca Bapst
Text: Susanne Benda