18. Mai 2025, 11 Uhr

Julia Lezhneva • Luca Pianca

Stand

INHALT

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Programmtext
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TERMIN

Sonntag, 18. Mai 2025, 11 Uhr
Mozartsaal, Schloss Schwetzingen

Sendung am Mittwoch, 21. Mai, 13:05 – 15 Uhr im Radioprogramm SWR Kultur und zum Nachhören auf SWRKultur.de

BESETZUNG

Julia Lezhneva Sopran
Luca Pianca Laute

PROGRAMM

Giulio Caccini 1551 – 1618
Aria "Dolcissimo sospiro"
für Sopran und Laute bearb. von André Vierendeels

Madrigal "La bella man vi stringo"

Aria "Amarilli, mia bella"
für Sopran und Laute

Aria nona "Belle rose porporine"
für Sopran und Laute

Claudio Monteverdi 1567 – 1643
Ecco di dolci raggi SV 249
Quel sguardo sdegnosetto SV 247

Pietro Paolo Melli 1579 – ca. 1625
Capriccio – Gagliarda Nr. 3
Preludio – Aria del Gran Duca
Corrente "La Palatina"

Domenico Mazzocchi 1592 – 1665
Kantate "Con ghirlanda di rose"

Giacomo Carissimi 1605 – 1674
Kantate "Tu m'hai preso a consumare"
für Sopran und basso continuo

PAUSE

Antonio Vivaldi 1678 – 1741
Kantante "Sorge vermiglia in ciel la bella aurora"
für Sopran und Basso continuo RV 667
Rezitativ "Sorge vermiglia in ciel la bella Aurora"
Arie "Nasce il sole, ed io sospiro"
Rezitativ "Ah, Silivia, tu sei quella"
Arie "Ardi, svena, impiaga, atterra"

Manuskript Goëss-Ebenthal
Prélude – Gavotte – Gigue – Sarabande – Chaconne für Laute solo

Giovanni Paisiello 1740 – 1816
Variationen über die Arie "Nel cor più non mi sento"
aus der Oper "La Molinara"

Goldene ZeitenPROGRAMMTEXT

Nackt tanzen glückliche Menschen um einen Apfelbaum. Aus der Ferne grüßen schneebedeckte Gipfel, aber im Garten scheint die Sonne, und neben den Tänzern sieht man nicht nur turtelnde Männer und Frauen, sondern auch friedliche Pärchen von Löwen, Hirschen und Vögeln. Lucas Cranach der Ältere hat um 1530 gemalt, was die griechische Mythologie unter dem Goldenen Zeitalter der Menschheit verstand: einen idyllischen Ur-Zustand vor dem Beginn der Zivilisation.

Später hat man politische, wirtschaftliche und/oder kulturelle Blütezeiten als Goldene Zeitalter bezeichnet. Die Renaissance feierte von Dante bis Shakespeare die goldene Wiedergeburt des antiken Humanismus. Im 17. und 18. Jahrhundert fand man das Goldene der Urzivilisation vor allem auf dem Land und im Traumland Arkadien: In Pastoralen ging es um tugendhafte Hirten, und die Pomeranze als "goldener Apfel" galt als Symbol einer Zeit von Frieden und Wohlstand.

In der Musik Italiens war die Barockzeit auf zwiefache Weise golden. Erstens deshalb, weil die Künste durch Kirche und Fürsten reichlich gefördert wurden und zu entsprechender Blüte gelangten. Und zweitens, weil italienische Komponisten des frühen 17. Jahrhunderts mithilfe eines Paradoxons eine Revolution ermöglichten. Gesetz gebiert Freiheit: Der Generalbass wurde erfunden, und über der strengen Regelhaftigkeit seines Fortschreitens emanzipierten sich Melodie und Gesang. Wurde in der Renaissance mehrstimmig und polyphon, also gegeneinander, gesungen, so entstand nun die Monodie, der Sologesang.

Giulio Caccini hat als Erster ältere Madrigale für eine Stimme mit Lautenbegleitung umgeschrieben. Le Nuove Musiche (Die Neue Musik) hat er die erste Sammlung solch reich verzierter Stücke genannt, die 1601 im Druck erschien. Aufgeführt wurden sie bei höfischen Festen der Medici in Florenz, oft mit Caccini selbst als bejubeltem Solisten. Für Amarilli, mia bella bejubelt man den Komponisten bis heute.

Der berühmteste Komponist der neuen Monodie war aber Claudio Monteverdi. Von ihm hören wir zwei Scherzi musicali (aus dem zweiten Buch von 1632, das in Venedig entstand). Als "Scherzi" bezeichnete Monteverdi weniger komplexe, oft betont einfache Stücke. Wer um die akribische Arbeitsweise dieses Komponisten weiß, nimmt den Titel allerdings als Understatement. Tatsächlich konfrontiert etwa Ecco di dolci raggi il sol armato auf kunstvolle Weise Feuer und Eis – und lässt das Herz auf überaus bildhafte Weise in Brand geraten. Im sehr theatralischen Quel sguardo sdegnosetto singt sich ein Liebender seine Gefühle aus dem Leib; mehr und mehr kommt Ironie ins Spiel, ja sogar (virtuos ausgezierte) Wut. Da klingt schon fast die Doppelbödigkeit von Monteverdis später Oper L’Incoronazione di Poppea an.

Über Sololieder der beiden Römer Domenico Mazzocchi und Giacomo Carissimi gelangen wir zum italienischen Hochbarock. Antonio Vivaldis etwa 1727 entstandene weltliche Kantate Sorge vermiglia in ciel la bella aurora für Sopran und Basso continuo verlangt der Solistin extrem große Intervallsprünge ab – vor allem dort, wo die Schlüsselwörter Himmel, Schmerz, Tod, Sonne und Erde ins Spiel kommen. Schon im eröffnenden Rezitativ kontrastieren Register und Tonarten. In der ersten Arie der Kantate Nasce il sole, ed io sospiro begegnen wir der dissonanzreichen chromatischen Linie des so genannten "Passus duriusculus", aber auch einem wiederholten Akkordschema über einer bis zur Quarte absteigenden Basslinie, das man als Malagueña aus der spanischen Flamenco-Musik kennt. Darüber springt die Melodie im Zickzack. Die zweite Arie der Kantate Ardi, svena, impiaga, atterra ist eine typische barocke Wutarie, bei der sich die Stimme zuweilen gemeinsam mit dem Bass in Oktaven bewegt.

Bei so viel Emotion tut eine Pause zwischendurch gut, auch musikalisch. Nicht erst seit dem Nummer-Eins-Hit Silence is golden aus den 1960er Jahren wissen wir, dass auch Stille golden sein kann. Der Lautenist Luca Pianca geleitet uns dorthin. Er ergänzt das Vokalprogramm mit Stücken des langjährigen Wiener Hoflautenisten Pietro Paolo Melli, außerdem mit Tanzsätzen aus der weltweit größten privaten Sammlung von Barockmusik für Laute und Theorbe, Gambe und Barockgitarre, die im Schloss Ebenthal bei Klagenfurt gefunden wurde. Damals neigte sich die goldene Zeit der "Königin der Instrumente" (so hat man die Laute in der Renaissance genannt) ihrem Ende zu.

Das einzige klassische Werk unseres Konzertes ist ein Stück Selbstreflexion. Die Arie Nel cor più non mi sento der Titelheldin aus Giovanni Paisiellos Oper Die schöne Müllerin (die später übrigens Wilhelm Müller zu seinem von Schubert vertonten gleichnamigen Gedichtzyklus inspirierte), war ein Gassenhauer, sie hat sich damals so ziemlich jedem karrierebewussten Komponisten an den Hals geworfen. Auch Paisiello selbst hat seine Melodie mit eigenen Variationen nochmals vergoldet und verhilft so dem Abend zu einem glänzenden Abschluss.

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