Musikpropaganda im NS-Rundfunk

Hitlers Tod und die Musik der Kapitulation

Stand

Von Autor/in Michael Rebhahn

Im Mai 1945 ist der deutsche Rundfunkbetrieb weitgehend zum Erliegen gekommen. Von Hitlers Tod bis zur Kapitulation senden nur noch wenige Stationen: Sie werden zum Sprachrohr des Zusammenbruchs des Nazi-Regimes. Musik wird zwar wenig, dafür aber sehr bewusst gesetzt.

In den deutschen Radios ist Adolf Hitler das letzte Mal am 30. Januar 1945 zu hören. Der Rundfunk solle einmal mehr seine propagandistische Kraft entfalten und die Deutschen mit Durchhalteparolen auf den beharrlichen Widerstand einschwören. Mit dem „Sender Werwolf“ wird dafür am 1. April 1945 sogar ein Untergrundradio etabliert. Einen Monat später begeht Hitler Selbstmord. 

Ausstellungsbesucher informieren sich über die neuesten deutschen Errungenschaften auf dem Gebiet der Technik, hier das Volksempfänger Radio aus den 1930er Jahren.
Der Volksempfänger war ein günstiges Radiogerät und wurde von der nationalsozialistischen Regierung gefördert. Er diente als wichtiges Sprachrohr für die NS-Propaganda. 

Verklärungspropaganda nach Hitlers Tod 

Im Reichssender Hamburg erklingt das Adagio aus der siebten Sinfonie von Anton Bruckner. Danach wird Hitlers Tod am 1. Mai 1945 um 22:25 Uhr vermeldet. 

Aus dem Führerhauptquartier wird gemeldet, dass unser Führer Adolf Hitler heute Nachmittag, bis zum letzten Atemzuge gegen den Bolschewismus kämpfend, für Deutschland gefallen ist.

Die Verklärungspropaganda wird am Tag darauf vom Reichssender Böhmen in Prag aufgegriffen. Anschließend spielt der Sender Franz Schuberts Sinfonie Nr. 7, die „Unvollendete“.  

Kapitulation und Funkstille beim Reichssender Flensburg 

In den folgenden Tagen übernehmen die Alliierten die Rundfunksender. Einzig in Flensburg existiert noch eine aktive deutsche Radiostation.

Am 7. Mai verkündet Lutz Graf Schwerin von Krosigk die bevorstehende „Bedingungslose Kapitulation der Wehrmach“ und mahnt in einer bizarren Rede deutsche Tugenden an. Anschließend wird Bruckners siebte Sinfonie gespielt. Es ist wieder diese Sinfonie, die den Zusammenbruch des sogenannten „Dritten Reichs“ untermalt. 

Am 9. Mai folgt die letzte Ausstrahlung des Reichssenders Flensburg. Nach der Funkstille erklingt als allerletztes Musik: der zweite Satz aus Joseph Haydns Streichquartett in C-Dur, dessen Melodie für die Deutsche Nationalhymne verwendet wird.

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