Der Todestag von Komponist Giacomo Puccini jährt sich am 29. November zum 100. Mal. Nick Sternitzke wirft in einer dreiteiligen Serie einen ganz eigenen Blick auf große oder kleine Momente in Puccinis Biografie.
Dienstmädchen wird tot aufgefunden
Am Morgen des 28. Januar im Jahr 1909 zerschneidet ein schriller Ton die Stille in Torre del Lago. Nicht der Hahn kräht die Puccinis aus dem Schlaf, sondern die alte Haushälterin. Sie hat das Dienstmädchen Doria aufwecken wollen, das tot im Bett liegt.
Schnell wirft die alte Signora einen Mantel über das Gesicht der Toten. Der Blick ihrer leeren, kalten Augen war allzu unheimlich – und der Schrei der Signora so laut, dass der Meister und seine Frau gleich hinter ihr in Dorias Zimmer poltern.
Giacomo und Elvira Puccini haben nicht damit gerechnet, dass ihnen in ihrer Villa ein so trauriger Morgen dämmern würde. Wie ist es dazu gekommen?
Pflege nach Puccinis schwerem Autounfall
Puccini hatte einen schweren Autounfall überlebt und war mit Platzwunden und gebrochenem Bein davongekommen. Doria hatte man in dieser Zeit als Hilfskraft eingestellt. Sie war so tüchtig, dass die Puccinis ihr mehr Aufgaben im Haushalt übertrugen.
Täglich brachte sie dem Hausherrn Kaffee und Zigaretten – auch noch beim Komponieren in den späten Abendstunden. Selbst nach dem sie den Raum verlassen hatte, haftete ihr verliebter Blick an ihrem Dienstherrn.
Puccinis Frau wird eifersüchtig
Das blieb Elvira nicht verborgen, die von nun an jedes Aufeinandertreffen Dorias und Giacomos überwachte. So, wie sie es schon öfter tat, als sie ihrem Mann nachreiste – inkognito, in Männerkleidern. Puccini hatte Elvira aber auch allen Grund zum Zweifeln gegeben. Die kleinen „Gärten“, von denen er sprach, hatte er allzu oft betreten.
Elvira kränkte das. Auch die Sache mit Doria. Sie jagte die junge Frau aus der Villa, beschimpfte sie als „Hure“ – und Doria entkam der Welle aus Verleumdung nur mit einer Überdosis an Desinfektionsmittel.
Ein fataler Irrtum
Nun liegt das junge Mädchen tot bei den Puccinis, doch Elvira hat sich diesmal gewaltig geirrt. Zwischen Doria und Giacomo war nichts.
Wie kam nun aber dessen Mantel in Dorias Zimmer, den die Haushälterin der Toten übers Gesicht geworfen hatte? Weder Puccini noch seine Frau würden es je erfahren. Vielleicht mochte Doria seinen Geruch um sich haben.
Zum 100. Todestag Giacomo Puccini und der Abschied
Vor 100 Jahren starb Puccini. Wir werfen einen Blick auf große oder kleine Momente in Puccinis Biografie. Diesmal wird es tragisch, wie im zweiten Teil von Puccinis „Il trittico“.
Ausstellung Sex, Cars und Kameras: Giacomo Puccini als Fotograf
Von Giacomo Puccini ist fast alles bekannt. Seine Liebe zu schnellen Autos und schönen jungen Frauen, sein Faible für dramatische Frauenrollen in seinen Opern, seine Villen und Ticks in Sachen Kleidung. Doch seine Leidenschaft für die Fotografie wurde nie umfassend thematisiert. Eine Ausstellung in Lucca holt das jetzt nach und zeigt einen eher unbekannten Puccini.