Dem in Florenz geborenen Pietro Aaron ist der erste Eintrag des Lexikons gewidmet. Aaron lebte Ende des 15. bis Mitte des 16. Jahrhunderts und hinterließ ein weithin beachtetes Lehrbuch der Musik und des Musizierens, das eine der frühesten Quellen historisch informierten Singens darstellt, wie man in dem Lexikonartikel von Jeffrey Dean, einem von insgesamt 108 Autoren des Lexikons, erfährt. Neben einer ausführlichen Darstellung der Schrift, ihrer Entstehung und Wirkung würdigt Dean die Bedeutung des „Toscanello della Musica“, des bedeutendsten musiktheoretischen Werks von Pietro Aaron:
Der Militärmusiker Emanuel Aloys Förster war einer der angesehensten Wiener Musikpädagogen zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts. In einem umfangreichen, mit vielen Literaturhinweisen versehenen Artikel beschreibt Ludwig Holtmeier Försters Systematik der Harmonik, die sogar noch Beethoven zu würdigen wusste.
Neben berühmten Autoritäten musikalischer Lehrtradition von der Antike bis zur Gegenwart entdeckt man in dem von Ulrich Scheideler und Felix Wörner herausgegebenen Lexikon immer wieder hochinteressante Randfiguren musiktheoretischen Denkens. Neben Abhandlungen, die zu den kanonisierten, herausragenden und umfangreich rezipierten Schriften der Musikgeschichte gezählt werden können, etwa Platons, Palestrinas, Johann Matthesons oder Arnold Schönbergs, um nur einige zu nennen, findet man Texte, die weit über den üblichen Kanon hinausreichen. So wird beispielsweise auch Leoš Janáčeks 1920 erschienene „Vollständige Harmonielehre“ behandelt, die auf psychologischen Theorien früherer Autoren “ basiert und von der Musik fordert, dass sie höchst mögliche Ausdrucksintensität erreichen muss, um beim Musikhörer eine eindringliche seelische Wirkung hervorzurufen, wie man liest:
Von Pietro Aarons 1523 erschienenem „Toscanello“ bis zu Bernhard Ziehns 1887 erschienener „Harmonie- und Modulationslehre“ reicht das Spektrum der Lexikon-Artikel über wegweisende wie abwegige Schriften über Musik. Das Deckblatt von Ziehns Lehrbuch zierte, wie man erfährt, das Zitat von Richard Wagners freier Goethe-Paraphrase. Es darf auch als Motto dieses Nachschlagewerks gelten:
Das ehrgeizige Lexikon „Schriften über Musik“, das gut 260 Artikel zu musiktheoretischen Schriften der europäisch-nordamerikanischen Musikliteratur berücksichtigt (in den geplanten beiden Folgebänden soll dann auch der arabische, indische und ostasiatische Kulturbereich einbezogen werden), stellt in bisher einzigartiger Weise Werke der Musikgeschichtsschreibung, der Kompositions-, Harmonie- und Formenlehre, Instrumental- und Gesangsschulen, aber auch künstlerische Autobiographien dar und bietet, nach Autoren sortiert, in einzelnen Werkartikeln alles Wissenswerte zu Quellen, Entstehung, Inhalt und Bedeutung des jeweiligen Werkes. Ausführliche Personen- und Schriftenregister erlauben einen schnellen Zugriff für Studierende, Lehrende, Musiker, Sänger, aber auch Musikenthusiasten. Ein konkurrenzloses Nachschlagewerk!
Buch-Tipp vom 8.11.2017 aus der Sendung „SWR2 Cluster“