Am 24. Februar 1607 führte der Hofkapellmeister Claudio Monteverdi im Palast Vincenzo Gonzagas, des Herzogs von Mantua, seine „Favola in musica“: L'Orfeo zum ersten Mal auf. Es war der Urknall, die Initialzündung der Gattung Oper und zugleich ihr erster Höhepunkt. Eben darauf richtet sich auch die erste der 101 Fragen des Buches: Wann, wo und warum wurde die Oper erfunden.
Sabine Henze Döhring und Sieghart Döhring machen aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Sie plädieren in ihrem schmalen Bändchen ungeniert für die Oper. Ein Bekenntnisbuch. Warum auch nicht? Die Oper ist die utopischste aller Künste, in ihr ist alles möglich, ein Kraftwerk der Gefühle und einer der letzten Aufbewahrungsorte des Mythos und des kollektiven kulturellen Bewusstseins.
Einige der typischen Fragen, die gestellt und beantwortet werden, lautet: Wird in der Oper fast immer geliebt und gehasst? Waren Verdi und Wagner tatsächlich Antipoden? Was haben Tiere in der Oper zu suchen? Warum ist eine Oper so teuer? Können Opernfilme Aufführungen ersetzen? Was ist Belcanto? Welche Funktion hat die Partitur? Seit wann wird in der Oper geklatscht und gebuht? Es geht aber auch um legendäre Sänger: Warum, so fragen die Autoren beispielsweise, gilt Maria Callas als Inbegriff von Gesangskunst? Die Antwort:
In neun Kapiteln befassen sich die Autoren mit Basisfragen, Gattungsformen der Oper, Stoffen und Handlungen, Meisterwerken und Meisterkomponisten, mit Sängern und der Gesangstechnik, aber auch mit der Bühne und ihrer Technik, der medialen Vermarktung von Oper, Fragen der Finanzierung und Organisation und schließlich mit dem Publikum. Die letze Frage des Buches lautet: Hat die Oper Zukunft?
Sabine Henze-Döhring und Sieghart Döhring sind renommierte Musikwissenschaftler. Sie haben in der Vergangenheit bedeutende wissenschaftliche Publikationen über die Oper vorgelegt. Ihr neuestes, schmales Bändchen über die Oper haben sie für ein breites Publikum geschrieben, ganz unakademisch und leicht lesbar. Ihr Ziel, in knappen, präzisen Artikeln alles, was man über Oper wissen sollte, zu vermitteln, die „Basics“ für Unvorbelastete und Neugierige bereitzustellen, haben sie erreicht. Kompetent, klar und unterhaltsam erschließen sie die Geschichte und das Wesen der Gattung Oper.
Buchkritik vom 8.3.2017 aus der Sendung „SWR“ Cluster“