„Unser weltweit einmaliges Biotop der Musik muss geschützt und gefördert werden“, sagt Antje Valentin, die Generalsekretärin des Deutschen Musikrats. Damit fasst sie ihre Erwartungen an die neue Bundesregierung zusammen.
Die neue Bundesregierung ist formiert und auch die Kulturszene hat ihre Erwartungen an sie. Sechs Seiten widmet der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD der Kultur- und Medienpolitik. Er setzt auch Schwerpunkte bei der Förderung von Kultureinrichtungen, der freien Szene und kultureller Bildung.
Wir sind voller Spannung, wie denn diese angesprochenen Themen dann auch wirklich gelebt werden.
Auf der einen Seite ist Freude beim Deutschen Musikrat. Die wichtigsten Themen, wie gerechte Honorierung von Kulturschaffenden oder Bundes-Kulturfonds, stehen im Koalitionsvertrag. Allerdings seien es keine wirklichen Versprechungen, findet Antje Valentin, da häufig nur von „Prüfen“ und „Anstreben“ zu lesen sei.

Fonds für Amateurmusik überschaubar
Für Antje Valentin ist klar, dass die Amateurmusik in ihrer Fülle und gesellschaftlichen Bedeutung durch die Bundesregierung anerkannt und sichtbar gemacht werden muss. 16,3 Millionen Laienmusizierende gibt es in Deutschland. Im Verhältnis sei der Fonds dafür mit 5 Millionen Euro sehr überschaubar. Da sieht der Deutsche Musikrat viel Luft nach oben.
Hoffnung auf gerechte Honoraruntergrenzen auf Bundesebene
Der Deutsche Musikrat hat Empfehlungen für Honorar-Untergrenzen von selbstständigen Musikerinnen und Musikern erarbeitet. Nun wird sich von der neuen Bundesregierung erhofft, dass das auch weiterhin Maßgabe für bundesgeförderte Kultur, Veranstaltungen, Projekte und Institutionen bleibt.

Weltweit einmaliges Biotop der Musik
Deutschland habe die weltweit umfassendste und größte Musikszene. Dieses einmalige Biotop der Musik, wie Antje Valentin es nennt, müsse gefördert und geschützt werden.
Ich bezeichne uns gerne auch als Arche Noah der Musikwelt. Inzwischen flüchten aus vielen Ländern Musikerinnen und Musiker zu uns, die dort gar nicht mehr musizieren können.
Mangel an Musikpädagogen besorgt Musikrat
Viele Schulen beklagen einen Mangel an Musikpädagogen. Antje Valentin sieht die große Gefahr, dass ohne musikalische Bildung ganzen Generationen ein wichtiges kulturelles Selbstverständnis fehlt.
Eigentlich ist Bildungspolitik Ländersache. Deshalb wünsche sich der Musikrat, musikalische Bildung als zentralen Bereich kultureller Bildung auf Bundesebene zu verankern. Es brauche jetzt ein starkes Signal für musikalische Bildung in der Kultur-, Minister- und auch Kultusministerkonferenz.
Musik wäre da eine Antwort für ein besseres soziales Klima in der gesamten Gesellschaft, findet Antje Valentin. Das werde aber nicht so gelebt, wie sich das der Musikrat vorstelle: „Musik gehört zu Menschen. Es gibt keine Gesellschaft, keine Kultur auf diesen Planeten, die ohne Musik funktioniert“.
Mangel an Musik-Lehrkräften: "Angst vor Eignungsprüfung ist da, aber unbegründet"
In Deutschland fehlen Musiklehrerinnen und Musiklehrer - kaum jemand bewirbt sich noch für das Lehramtsstudium. Vor Studienantritt muss man eine Eignungsprüfung absolvieren, unter anderem mit einem Hörtest und dem Vorspielen eines Instrumentes. Und eine neue deutschlandweite Studie der Bundesfachgruppe Musikpädagogik zeigt jetzt, dass genau das viele potenzielle Anwärterinnen und Anwärter abschreckt. Dieses Ergebnis überrascht Antje Valentin, Generalsekretärin des Deutschen Musikrats, nicht. "Es bestätigt sich in der Studie, dass die Eignungsprüfung ein großer Hindernisgrund ist. Junge Menschen scheinen zu vermuten, dass die Eignungsprüfung so schwer ist, dass sie diese ohnehin nicht bestehen", so Valentin im SWR. Dabei sei das eigentlich das falsche Bild. In Universitäten gebe es inzwischen zum Beispiel ganz unterschiedliche Formen der Eignungsprüfung. "Oft reicht es, wenn man das eigene Instrument ganz gut spielt, und wenn man zeigt, dass man Hören kann - und damit ist nicht die hohe Schule der Gehörbildung gemeint", erklärt Valentin. Warum sie die Schuld für diese Prüfungsangst auch bei den Hochschulen sieht, erklärt die Generalsekretärin des Deutschen Musikrats im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Florian Rudolph.