Hiromi Uehara birst vor Energie und fordert ihr Publikum wie kaum eine andere Künstlerin. Die japanische Jazzpianistin fing mit sechs Jahren an, Klavier zu spielen und sammelt seit ihrem Debutalbum Auszeichnungen. Das Quartett „Sonicwonder“ ergänzt den Sound ihres Keyboards genial.
Wenn man Hiromi nach ihrem musikalischen Kapital fragt, nennt sie vor allem die Disziplin. Mithilfe dieser Eigenschaft will sie am liebsten auch noch im hohen Alter Musik machen. Jetzt beeindruckt sie erst mal mit ihrer neuesten Produktion „Out There“. Eine Suite, die auch ruhigere Stücke enthält. Die haben bei der quirligen Künstlerin eher Seltenheitswert, begeistern aber SWR Musikredakteur Georg Waßmuth besonders.
„Orion“ aus dem Album „Out There“ von Hiromi
Album-Tipp Jazz Melancholische Freiheit: „The Wind“ von Simin Tander
Der Titel des Albums könnte nicht besser gewählt sein, denn es ist leicht und luftig, zugleich aber von ungeheurer Kraft und Melancholie. Zu singen hat Simin Tander schon als Kind Frieden geschenkt. Die Musik war ein innerer Rückzugsort, an dem sie sich sicher fühlte, denn sie hatte schlimme Ereignisse zu verarbeiten: Ihr Vater starb, als sie vier Jahre alt war, die Mutter erkrankte schwer.
Album-Tipp Jazz Emma Rawicz & Gwilym Simcock
„Big Visit“ markiert den Beginn einer spannenden musikalischen Partnerschaft zwischen der Saxofonistin Emma Rawciz und dem Jazzpianisten Gwilym Simcock. Ihr gemeinsames Album enthält Eigenkompositionen, die speziell für ihre Zusammenarbeit geschrieben wurden, sowie Arrangements ihrer Lieblingstitel wie „You've Changed“ und „Visions“. Die Chemie zwischen den beiden stimmt, meint unser Musikexperte Georg Waßmuth, der uns das Gemeinschaftswerk vorstellt.
Album-Tipp Jazz „Es geht um Widerstand und Leben“ - „Defiant Life” von Vijay Iyer und Wadada Leo Smith
Der 1971 in Albany, New York geborene Musiker Vijay Iyer, Sohn indischer Einwanderer, gilt in den USA als einer der kreativsten Jazzpianisten der jüngeren Generation. Vor gut zwanzig Jahren holte ihn der heute 83-jährige Trompeter Wadada Leo Smith in sein Quartett. Als es in der Viererkombination eine kreative Krise gab, beschlossen Iyer und Smith im Duo weiterzumachen. Vijay Iyer und Wadada Leo Smith haben beide schon Rassismus erlebt. Und sie verbindet, dass sie Musik als politische Botschaft begreifen.
Nach zahlreichen gemeinsamen Konzerten nahmen sie 2016 für das Münchner Label ECM ihr erstes gemeinsames Album auf. Und erst jetzt, 9 Jahre später, ist ihre zweite Zusammenarbeit herausgekommen. „Defiant Life” ist ein Album, das vom Widerstand gegen Unrecht erzählt. Dem aber alles Kämpferische fehlt. Das vielmehr in leisen und teils verfremdeten Klängen eine beeindruckend elegische Musik schafft. Man könnte sie als eine Art spirituelle Meditation begreifen - meint unser Jazzkritiker Johannes Kaiser.