Anstatt zu streiten, würden Medien abweichende Meinungen lieber unterdrücken. „Es wird schnell jemand zum Feind erklärt, wenn er eine unpopuläre Meinung vertritt“, sagt Svenja Flaßpöhler in SWR Kultur. Dabei sei Streit notwendig, damit Gesellschaften sich weiterentwickeln, so die Philosophin in ihrem neuen Buch.
„Wir müssen Gegnerschaft zulassen“
In der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Debatte wird oft kritisiert, dass zu wenig produktiv gestritten wird, besonders bei Themen wie Einwanderung und Klimapolitik. Die Philosophin und Autorin Svenja Flaßpöhler wirft in ihrem neuen Buch „Streiten" ein Schlaglicht auf die Bedeutung des Streits als notwendiges Mittel zur Weiterentwicklung von Gesellschaften.
„Wir brauchen den Streit, damit Ordnungen in Bewegung kommen und nicht erstarren“, sagt Svenja Flaßpöhler in SRW Kultur. Die Philosophin unterscheidet dabei zwischen Gegnerschaft und Feindschaft: „Wer Feindschaft verhindern will, muss Gegnerschaft zulassen.“
Gegner werden schnell zu Feinden
In der aktuellen medialen Landschaft – auch in der ARD – sieht sie jedoch ein Problem, da oft versucht werde, abweichende Meinungen zu unterdrücken. „Es wird schnell jemand zum Feind erklärt, wenn er eine unpopuläre Meinung vertritt“, kritisiert sie.
Für sie ist es entscheidend, dass der Streit mit fairen Mitteln geführt wird, ähnlich wie im Sport: „Wir müssen verbal kämpfen, aber mit fairen Mitteln.“ Ihr Plädoyer: Mehr Streitkultur zulassen, um auch in schwierigen Zeiten Wege für Verständigung und Fortschritt zu finden.
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Rezension von Wolfgang Schneider,
Verlag Klett-Cotta, 232 Seiten, 20 Euro
ISBN 978-3-608-98335-7
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