Stuttgarter Literaturfestival

Nino Haratischwili: Literatur ist Überlebenskunst

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In einer Welt voller Krisen sieht Nino Haratischwili in der Literatur mehr als Trost. Sie sei ein Mittel, „Wahrheiten zu benennen und Lügner zu entlarven“, zitiert die deutsch-georgische Autorin Salman Rushdie. Für das Stuttgarter Literaturfestival hat sie ein Programm kuratiert, das „Überleben“ doppeldeutig versteht: als Notwendigkeit – und als Kunst, das Leben zu feiern, ohne den Blick vor der Wirklichkeit zu verschließen.

Nicht wegsehen – sondern zumuten

„Man kann nicht überall hinsehen, wo es brennt – aber man sollte es versuchen“, sagt Haratischwili. Verständnis für Rückzug paart sie mit einem Appell: Wer sich dauerhaft in der Komfortzone einrichte, laufe Gefahr, von der Welt überrascht zu werden. Indirekt warnt sie davor, den Kontakt zur Realität zu verlieren – auch wenn diese schmerzhaft ist.

Schreiben an der Frontlinie

Ein literarischer Fixpunkt des Festivals ist der polnische Autor Szczepan Twardoch. Er war selbst in der Ukraine – nicht nur als Beobachter, sondern vor Ort an der Front. Haratischwili lobt ihn als „eine der wenigen Stimmen, die sich physisch in Lebensgefahr begeben“, um zu verstehen. Besonders beeindruckt hat sie sein Begriff des „Westplaning“ – eine Kritik am westlichen Erklärungsbedürfnis gegenüber dem Osten.

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Das Interview führte
Pia Masurczak
Pia Florence Masurczak
Interview mit
Nino Haratischwili