Das Leichte im Schweren sehen

„Der Tod ist eine Unverschämtheit“: Benjamin von Stuckrad-Barre über sein Buchprojekt mit Martin Suter

Stand
Interview mit
Benjamin von Stuckrad-Barre
Das Interview führte
Mareike Gries

„Der Tod ist eine Unverschämtheit“ befindet Benjamin Stuckrad-Barre im Gespräch mit SWR Kultur. Aber gerade deshalb feiert er in dem mit Martin Suter geschriebenen neuen Buch das Leben. Er wirbt dafür, sich Albernheit und Komik zu erhalten und sich nicht dem „negativen Meinungsgedröhn“ anzuschließen.

Zweites gemeinsames Buchprojekt

Zwei Verluste stehen im Mittelpunkt des gemeinsamen Buches „Kein Grund, gleich so rumzuschreien“ von Benjamin von Stuckrad-Barre und Martin Suter: Bei Benjamin von Stuckrad-Barre starb der Vater, bei Martin Suter die Ehefrau.

Sie telefonieren regelmäßig, die beiden Schriftstellerfreunde Martin Suter und Benjamin Stuckrad-Barre. Und zeichnen ihre Gespräche per Handy auf. Aus diesem Gedankenaustausch ist nun schon das zweite Buchprojekt entstanden: „Wer wird denn gleich so rumschreien“.

Die Schriftsteller Martin Suter und Benjamin von Stuckrad-Barre.
Die Schriftsteller Martin Suter und Benjamin von Stuckrad-Barre.

Kennengelernt im Urlaub vor sechs Jahren

Kennengelernt haben sich die beiden Männer im Urlaub vor sechs Jahren. Seine Frau habe ihn auf Martin Suter aufmerksam gemacht und ihn in das erste Gespräch geschubst, erinnert sich Benjamin Stuckrad-Barre.

„Ich hatte Angst, dass der mich doof findet. Aber wir haben uns sofort sprechend ineinander verliebt“

Und weil beide immer auf der Suche nach guten Themen sind, entstand schnell die Idee, Gespräche zu dokumentieren und zu einem Stück Literatur zu machen.

Vom Tod des Vaters auf Instagram erfahren

Männerfreundschaften spielen im Leben des streitbaren Autors eine wichtige Rolle. „Wahrscheinlich ist das so, weil meine Familie so ein Reinfall ist“, sinniert Stuckrad-Barre.

Vom Tod seines Vaters zum Beispiel erfuhr er von einer Followerin auf Instagram. Ein direkter Abschied war deshalb nicht möglich.

Ganz anders bei Martin Suters Ehefrau. Ihre Krankheit und schließlich ihr Sterben begleitete beide Männer lange, bestimmte viele Gespräche und taucht immer wieder im Buch auf.

Fokus auf die skurrilen, komischen Seiten des Todes

Besonders die skurrilen, komischen Seiten des Todes beleuchten die beiden Schriftsteller und lenken den Blick auf die gesellschaftliche Inszenierung.

Die Sprache verändere sich zum Beispiel angesichts eines Sterbefalls, sagt Benjamin Stuckrad-Barre. „Wir feiern mit dem Thema Tod das Leben. Dem Ganzen einen Sinn zuzuschreiben, gibt ihm Berechtigung. Die hat er nicht. Der Tod ist eine Unverschämtheit.“

Motto: Das Leichte im Schweren sehen

Das Leichte im Schweren sehen – diesem Motto folgen Martin Suter und Benjamin Stuckrad-Barre auch angesichts der globalen Probleme. Kriege und Klimakrise zum Beispiel: „Die Amplitude der Empfindungen ist größer geworden und damit auch unsere Albernheit.“

Wenn man es erst meine mit dem Humor, sei diese Weltsicht unabdingbar. „Mit Zumutungen fängt eine gute Geschichte an.“  

Buchkritik Benjamin von Stuckrad-Barre – Noch Wach?

Mit maximaler Medienaufmerksamkeit begleitet und mit Höchstspannung erwartet: Ist „Noch wach?“ tatsächlich ein Schlüsselroman über den „Boysclub“ des Springerkonzerns und über die Machtmissbrauchsvorwürfe gegen den Ex-Chefredakteur Julian Reichelt? Ein engagierter, sehr lesenswerter Roman in jedem Fall!

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Buchkritik Benjamin von Stuckrad-Barre und Martin Suter – Alle sind so ernst geworden

Der preisgekrönte Schweizer Autor Martin Suter und das enfant terrible der deutschen Literaturszene Benjamin von Stuckrad-Barre reden über Badehosen, Glitzer und LSD. Klug, unbefangen und unterhaltsam.
Rezension von Helen Roth.
Diogenes Verlag, 272 Seiten, 22 Euro
ISBN: 978-3-257-07154-2

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Das Interview führte
Mareike Gries