Krank statt krankgeschrieben: Heinz Strunks Zauberberg 2 ist die wohl schrägste Hommage im Thomas Mann Jahr 2025.
Schon zweimal habe ich versucht, Thomas Manns "Zauberberg" zu lesen. Nie habe ich durchgehalten, der dicke Wälzer mit seinen scheinbar endlosen detaillierten Beschreibungen war mir einfach zu langatmig – Weltliteratur hin oder her.
Zum Glück gibt es einen kuriosen, literarischen Brückenschlag in die Gegenwart: "Zauberberg 2" von Heinz Strunk. Ja, genau – der Heinz Strunk, der sonst für tragik-komische Alkoholiker-Romane bekannt ist.
Und doch funktioniert es. Denn Strunk nimmt nicht einfach das Original von 1924 auseinander, sondern überträgt dessen Grundstimmung in unsere Zeit. Statt Davoser Höhenluft: mecklenburgische Provinz. Statt Thomas Manns Hans Castorp: Jonas Heidbrink – ein depressiver Start-up Millionär, ohne Lebenssinn, der sich freiwillig in ein mecklenburgisches Sanatorium einweist.
Dort trifft er auf andere seelisch Versehrte, erlebt Therapiesitzungen und Albträume – und wird, wie schon Castorp, zum Beobachter einer Welt, in der die Zeit stillsteht. Strunks Version ist düster, schräg und manchmal sehr komisch.
Wer also, wie ich, an 1000 Seiten Thomas Mann gescheitert ist, aber dennoch ein Gefühl für die Fragen des Original- "Zauberbergs" bekommen will – denen nach Krankheit, Zeit, Tod und Sinn, der soll es ruhig mal mit der Strunk‘ schen - der findet in "Zauberberg 2" eine überraschend respektvolle und eigenständige Alternative.
Und wer weiß – vielleicht ist das ja der Startschuss, sich doch nochmal an den Klassiker zu wagen. Wer’s durchhält…
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