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Antje Rávik Strubel: Der Einfluss der Fasane

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Antje Rávik Strubel gewann im Jahr 2021 mit ihrem elaborierten Roman „Blaue Frau“ den Deutschen Buchpreis. Ihre Romane sind stets formal anspruchsvoll und umkreisen ihren Stoff in literarischen Schleifen.

Für Strubels Verhältnisse ist ihr neuer Roman geradlinig und zupackend erzählt: Hella Karl ist 50 Jahre alt und die Feuilletonchefin einer bedeutenden Berliner Tageszeitung – also was man heute noch bedeutend nennt. Sie ist eine soziale Aufsteigerin und versteht es durchaus, ihre Ellenbogen einzusetzen.

Die Geschichte beginnt, als sich das Leben der Protagonistin verändern wird: „Hella Karl, in aller Frühe im Morgenrock auf den Beinen, erfasste die Tragweite der Nachricht in einem blitzartigen Aufleuchten des Geistes, der sich daraufhin sofort wieder zu jener gewohnten Unrast verdüsterte, die durch ein Gefühlsgemenge von Überforderung und Langeweile verursacht wurde.“

Kai Hochwerth, das ist die Nachricht des Tages, hat Suizid begangen. Ein Mann, „dem sie den Tod gewünscht hatte.“ Hochwerth war der Intendant eines der erfolgreichsten Theater der Stadt. Hella hatte ihn und seine Führungsmethoden öffentlich angegriffen, ihm Sexismus und Machtmissbrauch vorgeworfen. Nun ist Hochwerth tot, die Stadt in Aufruhr – und Hella wird für den Suizid verantwortlich gemacht.

Strubels Roman trägt Züge einer Komödie, ist aber zugleich auch eine Reflexion über die Macht der Medien und das Porträt einer Frau, deren Leben von allen Seiten unter Beschuss gerät.

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Autor/in
SWR