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Vigdis Hjorth: Wiederholung

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Nicht nur aufgrund des bevorstehenden Norwegen-Ehrengastauftritts ist die 1959 geborene Vigdis Hjorth allmählich auf dem Weg, zu einem Literaturstar zu werden. Vor einigen Jahren bereits hatte der Osburg Verlag den Versuch unternommen, Hjorths Werk in Deutschland bekannt zu machen, aber erst seit die Autorin zum S. Fischer Verlag gewechselt ist, bekommt sie die Beachtung, die sie auch verdient hat.

Hjorths erfolgreiche Romane „Die Wahrheiten meiner Mutter“ und „Ein falsches Wort“ kreisen geradezu besessen um eine Familienstreitigkeit: Es geht um traumatische Kindheitserfahrungen, Geschwister, die sich nicht einigen können und eine Mutter, die sich in Schweigen zurückzieht. Vor allem aber um einen Vater, der seine Tochter missbraucht.

Erzählerin Bergljot erinnert sich in „Ein falsches Wort“ an eine Kindheit in Angst, die noch immer ihr Leben bestimmt. Der Umstand, dass ihr niemand glaubt, führt im Roman zum Rückzug (und im realen Leben zu einer seifenoperartigen Auseinandersetzung der Autorin mit ihrer Schwester). Mit dem Titel des neuen Buchs („Wiederholung“), der mit dem bedeutendsten norwegischen Literaturpreis bedacht wurde, ist fast alles gesagt.

Hjorth ist kürzer geworden, schärfer, prägnanter, aber es ist das Schlachtfeld Familie, das sie zeigt, und eine Frau mit all ihren Wunden, die nicht heilen: „Wirst du nie fertig? Nein, man wird nicht fertig. Wiederholen und erinnern und wieder erleben und wieder erzählen und wieder aufführen, denn die Kindheit hört nicht auf, die Jugend hört nicht auf, Kindheit und Jugend sind eine Zukunft, die immer wieder beginnt, ein andauernder Prozess.“

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