Zehn Jahre ist es her, dass Franz Friedrich mit „Die Meisen von Uusimaa singen nicht mehr“ einen herausragenden Debütroman vorgelegt hat.
Friedrich, 1983 in Frankfurt an der Oder geboren, verknüpfte in seinem Roman in einer ungewöhnlich poetischen Sprache Endzeitstimmung, futuristische Zukunftsentwürfe und spekulative Science Fiction-Szenarien zu einem aufregenden Text.
Auch Friedrichs neuer Roman „Die Passagierin“ spielt mit Genres und überschreitet mutwillig Grenzen. Schwebend und unwirklich ist die Atmosphäre an jenem Ort, an dem die Ich-Erzählerin zu Beginn von Franz Friedrichs Roman ankommt. Kolchis ist eine ehemals blühende Stadt am Meer mit dem morbiden Charme eines sozialistischen Vorzeigeprojekts; offensichtlich seinerzeit erbaut, um seine Bewohner zu kurieren.
Heather Hopemann, so heißt die Ich-Erzählerin, ist eine Zeitreisende; einer von insgesamt 340 000 Menschen, die im Zuge eines großen Evakuierungsprojekts aus ihrer jeweiligen Gegenwart heraus gerettet wurden und für eine Übergangsphase in Kolchis gelebt haben.
Klingt abstrus? Franz Friedrich entwickelt in seiner poetischen Sprache eine Leichtigkeit und eine eigene Wahrhaftigkeit. Und er verhandelt dezent die großen Themen; wirft auf unaufdringliche Weise große Fragen auf, die sich epochenübergreifend immer wieder gestellt haben: Ist die Vergangenheit heilbar? Wer verdient Rettung und wer nicht? Ein melancholisches und human grundiertes Buch.