Er gilt neben Franz Kafka als einer der weltweit wichtigsten deutschsprachigen Autoren der literarischen Moderne: der vor 150 Jahren geborene Rainer Maria Rilke. Eine neue Biografie auf Grundlage der Archive des Deutschen Literaturarchivs in Marbach präsentiert den österreichischen Lyriker in neuem Licht.
Im Jahr 2022 hat das Deutsche Literaturarchiv Marbach das sogenannte Rilke-Archiv Gernsbach angekauft. Es bildet die Grundlage für eine Biografie, die nun im Insel-Verlag erschienen ist: „Rainer Maria Rilke oder Das offene Leben“ von Prof. Sandra Richter.
Die Leiterin des Literaturarchivs in Marbach hat für ihr Buch auf das umfangreiche Material zu und von Rilke zurückgegriffen.

Alles andere als ein „verhuschter Schrat“
Sie zeichne ein neues Bild des Lyrikers, sagt Richter im Gespräch mit SWR Kultur: „Er gilt ja immer so ein bisschen als ein verhuschter Schrat. Eigentlich war er ein sehr humorvoller und heiterer Zeitgenosse.“
Rilke sei eine zentrale Figur des Literaturbetriebs gewesen: „Einer, der alle kannte oder sich mit allen bekannt machte. Als Scout sozusagen für Verlage unterwegs war und Talente suchte“, sagt Richter.
Das Bild eines „fernen Magiers“ könne sich damit nicht halten. Rilke sei ein Mensch gewesen, der mitten im Leben stand und sich nur zum Schreiben zurückzog.
Literarische Höhepunkte 2025 Nicht nur Thomas Mann: Diese Literatur-Jubiläen und Gedenktage sollten Sie im Kalender markieren
Das Literaturjahr 2025 steht ganz im Zeichen des 150. Geburtstags von Thomas Mann. Doch auch anderer Granden sollte man gedenken, darunter Eduard Mörike, Casanova und Jane Austen.
Mehr über Rainer Maria Rilke
Neue Erkenntnisse zur Literaturgeschichte Deutsches Literaturarchiv Marbach sichtet Rilke-Nachlass: Kein Poesie-Genie, sondern Sprach-Arbeiter
„Rilke war kein Poesie-Magier, sondern ein Arbeiter“, sagt Sandra Richter, Direktorin des Deutschen Literaturarchivs. Das Archiv hat 2022 den Nachlass des Dichters erworben und inzwischen einen Teil gesichtet.
Rilke-Nachlass Neue Rätsel für die Rilke-Forschung: Notizbücher von Rainer-Maria Rilke im Literaturarchiv Marbach
Die 68 Notizbücher liefern Einblick in die Arbeitsweise des Dichters und geben der Rilke-Forschung neue Rätsel auf. Zum Beispiel, warum er besonders wichtige Stellen mit Pflanzen markierte.
Hörspiel Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
Das Tagebuch eines desillusionierten 28jährigen Dänen, der die Pariser Großstadt um 1900 im Zeichen des Hässlichen, der Perversität und des Todes bis hin zum Suizid erlebt.
Gedichte und ihre Geschichte Der Herbst bei Rainer Maria Rilke und Claus-Peter Lieckfeld
1902 schrieb Rainer Maria Rilke eines der berühmtesten Herbstgedichte der deutschen Literatur, seinen „Herbsttag“. Darin geht es ums Abschiednehmen, vom Sommer, aber auch von den Menschen, auch das Alleinsein wird angesprochen. 120 Jahre später nimmt der Lyriker Claus-Peter Lieckfeld darauf Bezug, aber er sagt: „Rilkes Herbst findet nicht statt“. Lieckfeld ist ein Autor, der sich häufig mit Umweltschutz beschäftigt und sich sehr dafür einsetzt. Und so wird sein Herbstgedicht zu einer Mahnung, die Natur zu bewahren.
Kafka 2024
Kafkas 100. Todestag Endloses Gedenken an einen Schriftsteller, der nichts davon gewollt hätte
Seit Jahresbeginn wird der 100. Todestag Franz Kafkas bis in die kleinsten thematischen Verästelungen zelebriert. Was bleibt am 3. Juni 2024, dem tatsächlichen Todestag, noch zu sagen?