In den USA werden die Eier knapp. Diese Hiobsbotschaft erreichte uns vor knapp einem Monat, kurz vor Ostern spitzt sich die Lage zu. Grund dafür sind die Vogelgrippe, riesige Hühnerfarmen sowie strenge Hygienevorschriften.
Das amerikanische Osterfest könnte dieses Jahr also nicht ganz so bunt ausfallen, denn ein Duzend Eier kostet in Staaten wie New York oder New Jersey mittlerweile bis zu zwölf Dollar. Durchschnittlich liegt laut der Notenbank der Vereinigten Staaten von Amerika derzeit ein Duzend Eier bei 6,23 Dollar. Ein Debakel, wenn man bedenkt, dass Donald Trump gerade einen regelrechten Zoll- und Handelskrieg angezettelt hat.
Eier aus Übersee ...
Was also tun, wenn ein Blick zu den kanadischen oder mexikanischen Nachbarn zeigt, dass die Eierpreise dort weiterhin moderat sind und die Schachtel für einen Appel und ein Ei zu haben ist, beziehungsweise rund zwei Dollar kostet?
Nicht herumeiern! Einfach mal nach Europa gucken, den Streit um Grönland ausblenden, und Dänemärk, Schweden, Deutschland und die Niederlande nach Eier-Importen fragen. Wären da nicht die unterschiedlichen Hygienevorschriften.
In Amerika muss die Ware nämlich nicht nur wie ein rohes Ei behandelt werden, sondern zum Schutz vor Salmonellen auch noch wie aus dem Ei gepellt aussehen. Sprich: Es muss desinfiziert und gekühlt werden. In der Europäischen Union ist das gerade andersrum, hier darf das Ei nur ungewaschen und ungekühlt verkauft werden. Importe sind also auch nicht das Gelbe vom Ei.
... oder Kartoffeln fürs Osternest?
Alternativ kann man sich aber auch auf Social Media influencen lassen und wortwörtlich nach dem „Ei des Kolumbus“ suchen. Die Lösung liegt so nah. Man erinnert sich einfach an das Ur-Lebensmittel der Inkas zurück: die Kartoffel.
Zwar hatte sie nicht das Entdeckerväterchen Amerikas selbst im Gepäck, sondern die Spanier. Aber sich jetzt in den Zeiten des Zoll- und Handelsturms auf die eigenen Lebensmittel zu besinnen, kann zumindest nicht schaden, dachten sich die Amis und fingen an, Kartoffeln statt Eier zu Ostern zu bemalen. Not macht eben erfinderisch, schließlich gleicht eh ein Ei dem anderen.
Ei der Daus – Warum zum Kuckuck bringt der Osterhase die Eier?
Man muss es ja auch nicht immer so genau nehmen, schließlich bringt auch der Osterhase die Eier. Das Ei ist und bleibt einfach ein Mysterium. Wenn es nur schnell genug rotiert, hebt es sogar ab und hüpft wie ein Häschen.
Die meisten Eierfragen sind also schon längst wissenschaftlich belegt, wie auch „Was war denn nun zuerst, das Ei oder das Huhn“ oder „Warum gibt es braune und weiße Eier?“ Nicht alles ist also eine Frage der Perspektive. Außer natürlich die Befüllung des Osternestes – solange sie klein, oval und bunt ist.
Während sich die Amerikaner wegen Ermangelung an Eiern keine Gedanken mehr über so marginale Fragen wie 'sunny-side-up' oder 'easy over' bei der Zubereitung ihres Spiegeleis machen müssen, sieht es bei uns trotz Export-Anfragen aus Amerika nicht so düster aus. Wir müssen noch nicht ins leere Nest gucken. Es müssen keine Kartoffeln, Tomaten, Zwiebeln oder ähnliches bemalt werden. Laut Deutschem Bauernverband sind auch keine Hamsterkäufe nötig.

Dank Protein-Hype ist die Angst vor hohen Cholesterin-Werten passé
Dem Eieraufkommen in Deutschland könnte nur noch der Protein-Hype auf Social Media zum Verhängnis werden. Denn statt „Cholesterin-Angst“ hat man hier Angst vor Schwächlichkeit.
Das Ei ist sozusagen der neue Spinat der fitten „Popeye-Influencer“. Ein paar zum Frühstück, ein kleines „Side-Eye“ oder besser „Side-Ei“ zum Mittagessen und am besten noch ein paar zum Abendessen. Bevorzugt natürlich das Eigelb, denn das enthält bekanntlich mehr Eiweiß als das Weiße vom Ei.
So ein gestählter Körper will schließlich wie ein rohes Ei behandelt werden. Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass grundsätzlich eine negative Auswirkung auf das Herz-Kreislauf-System widerlegt ist. Mittlerweile weiß man, dass der Körper eine Art eigene „Cholesterinbremse“ eingebaut hat. Wie bei allem, gilt jedoch: besser in Maßen.
Wie wär's mit Schokoeiern statt Hühnereiern und Kartoffeln?
Als Alternative zum Hühnerei scheint das Überraschungsei geradezu prädestiniert zu sein. Das Praktischste daran: Man muss sich gar keine besonderen Verstecke ausdenken, da die Schokolade selbst das Versteck ist. Ganz so einfach wie die Europäer können es sich die Amerikaner beim Eiermangel allerdings nicht machen. Denn auch in diesem Fall stehen besondere Vorschriften einer einfachen Lösung entgegen.
Diesmal ein Gesetz von 1938, das wegen möglicher Erstickungsgefahr den Verkauf von Süßigkeiten mit nicht verzehrbaren Objekte verbietet. Dumm nur, dass der italienische Süßwarenhersteller Ferrero 1974, als er das wohl bekannteste Ü-Ei, die „Kinder Überraschung“ zu Ostern erfand, von diesem Gesetz nichts wusste.

Überraschungseier zu Ostern sind sind nicht überall das Gelbe vom Ei
Petitionen über Petitionen von „Free the egg“ über „Remove the ban on the Ferrero Kinder Surprise Egg“ bis hin zu „Make Kinder Surprise Legal in the USA“ folgten im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Ohne Erfolg zwar bis heute für das Original-Überraschungsei, aber ganz nach dem Motto „Ein Ei gleicht dem anderen“, kamen ähnliche Eier wie „Choco Treasure“ oder „Kinder Joy“ auf den Markt und könnten neben Kartoffeln im amerikanischen Osternest landen.
Fabergé-Eier, Ostereier aus Porzellan von Meissen, Hutschenreuther & Co.
Nachdem das Hühnerei nun schon zum Luxusgut avanciert ist, muss man keinen Eiertanz aufführen und sich über ein paar Cent mehr oder weniger aufregen, sondern kann es auch einfach richtig krachen lassen und es dem russischen Zaren Alexander III gleichtun. Er schenkte seiner Gattin Maria Fjodorowna bis zu seinem Tod insgesamt zehn Luxuseier, die er in der Werkstatt von Peter Carl Fabergé in Sankt Petersburg anfertigen ließ.






Klein, aber fein, lautet in diesem Fall die Devise. Für all diejenigen, die zumindest farblich noch ein bisschen auf Natürlichkeit setzen wollen, käme alternativ zum aufwendig verzierten und edelsteinbesetzten Fabergé-Ei ein Ei aus Porzellan in Betracht.
Hier muss der Blick auch nur zu bekannten deutschen Porzellanmanufakturen nach Sachsen, Bayern oder ins Saarland schweifen, um die weißen, mit feinen Blümchen oder Tierchen verzierten Porzellan-Eier etwa aus den Häusern Meissen, Hutschenreuther oder Villeroy & Boch zu entdecken.

Für alle, die an Ostern Großes vorhaben: Das Straußenei
Dass Ostereier kleine und große Kostbarkeiten sein können, zeigt auch ein Blick in die Kulturgeschichte. Bereits in der Bronzezeit galten verzierte Eier als Luxusgut und wurden gehandelt, getauscht und verschenkt. Damals waren die Eier zwar nicht knapp, dennoch wollte man sich nicht mit profanen Hühnereiern begnügen. Stattdessen griff man zu Straußeneiern und nahm weite Transportwege in Kauf.
Die großen Eier wurden aufwendig schwarz oder rot bemalt, eingekerbt oder abgeschliffen und mit Ornamenten verziert und in ein kunstvolles Gestell aus Elfenbein oder Metall eingesetzt. Die Forscher der University of Bristol, die das herausfanden, bezeichneten diese Schmuckeier als echte Statussymbole. Mit so einem kunstvoll verzierten Ei konnte man sich zur Oberklasse seines Volkes zählen.
Bei diesem Füllhorn an Alternativen zum schnöden Hühnerei kann Ostern doch kommen – auch in Amerika.