Wessen Herz bei „Limited Edition“ oder „Sonderkollektion“ höher schlägt, erinnert sich vielleicht an frühere Tauschaktionen mit Stickern oder berühmt berüchtigten Mäuseblöcken – oder sammelt heute noch.
Auch bei Crèmedosen mit schönen Motiven kann die Sammelleidenschaft zuschlagen. Die Gründe sind vielfältig: Künstliche Verknappung, exklusive Beigaben oder schwer erhältliche Produkte verstärken den Reiz des Haben-Wollens.

Sammelbildchen, Sticker & Trading Cards
So war es auch schon vor mehr als 150 Jahren, als die bunten kleinformatigen Bildchen der Firma Liebig erfunden wurden. Eine fast epidemische Sammelleidenschaft begann um 1900: Die Bilder, die als Beigabe zu Fleischbrühe abgegeben wurden, waren zeitweise sogar begehrter als das Produkt selbst.

Ausstellung gibt Einblick in die Welt der Sammelbildchen
Während hinter den Bildchen von früher allerdings noch echte Kulturgeschichte steckt, haben die Sammelbilder von Fußballern, Paw Patrol, Pokémon oder Diddl eher emotionale Bedeutung. Was gleich bleibt, ist das Ziel der Markenbindung an ein bestimmtes Produkt.
Welche kulturgeschichtliche Bedeutung die Bildchen haben, zeigt aktuell die Ausstellung „Wissen in Bildern“ in der Badischen Landesbibliothek. Sie gibt Einblick in die Geschichte der Sammelbildchen als Zeugnisse der Werbeindustrie, der Markenetablierung und der Konsumgeschichte, oder als Belege der populären Bildkultur.





Produktbeigaben zur Markenbindung
Als Chromolithographien waren die Sammelbildchen früher kleine kostspielige Produktbeigaben, die insbesondere bei Luxusgütern zu finden waren, um den Kaufanreiz zu stärken und die Markenbindung zu festigen. Heute werden sie als Digitaldruck massenhaft billig produziert und können vielfach losgelöst von anderen Produkten erworben werden.
Alte und neue Trends bei Sammelbildchen
Und dennoch: die Faszination Sammelbildchen bleibt, ob bei eingefleischten erwachsenen Fans oder auf dem Schulhof. Waren es in den 1990er-Jahren noch Diddlblöcke und -blätter oder bunte Sticker aus Stickeralben, die getauscht und gesammelt wurden, sind es heute immer noch Abziehbildchen, aber mit anderen Motiven, wie beispielsweise Stitch oder Paw Patrol.
Nur die Fußball-Sammelalben stehen bei Groß und Klein weiterhin hoch im Kurs. Wobei auch Diddl-Fans nicht verzagen müssen, denn auch der Diddl-Hype könnte Ende Oktober 2025 wieder aufflammen – zumindest in Frankreich. Denn hier soll die Maus unter dem Motto "Diddl is back" wieder in die Läden kommen.

Das Nonplusultra: Die größeren und stabileren Trading Cards
Auf den Zug der Sammelbildchen ist 2024 sogar die Ballermann-Community aufgesprungen. Zu Sängern und Kneipen wurden hier extra Bildchen gedruckt, aber die größeren und stabileren, die man auch zum Quartettspielen verwenden kann.
Sogenannte Trading Cards sind in Amerika schon lange Kult. Ganze Familien rollen hier mit ihren Koffern voller Karten zu den Card-Shows, um zu tauschen und zu verhandeln, was das Zeug hält. Die Sammelkarten sind größer und stabiler als die Sammelbildchen zum Abziehen und sind auch in limitierter Form erhältlich, teils Millionen wert.

Wenn aus Leidenschaft Frust wird
Wo hohe Werte im Spiel sind, sind Enttäuschung und Konflikte vorprogrammiert. Eine statistische Auswertung ergab etwa, dass man für das komplette UEFA-Album zur WM 2024 durchschnittlich rund 850 Euro hätte ausgeben müssen.
Hier wird mit den Bildchen in den blickdichten Tüten also ein ordentlicher Gewinn eingefahren. Auf den Schulhöfen ist es daher teilweise schon verboten, bestimmte Objekte und Bildchen zu tauschen, weil Streitereien geschürt würden.
Während die Sammelbildchen früher noch einen kunstgeschichtlichen Wert hatten, steht heutzutage der reine Kommerz im Mittelpunkt. Was man aber festhalten kann: Gegen die Leidenschaft des Jagens und Sammelns ist der Mensch einfach machtlos – früher wie heute.