Wenn Sammelbildchen und Sticker zur Leidenschaft werden

Panini, Diddl & Co.: Was fasziniert uns am Sammeln?

Stand

Von Autor/in Luisa Sophie Klink

Von Briefmarken und Münzen über Modell-Eisenbahnen bis hin zu Fahrkarten und Postkarten oder eben Sammelbildchen und Sticker – gesammelt wird fast alles. Ganz nach dem Motto „Jeder nach seiner Façon“. Doch warum übt das Horten bestimmter Dinge eine so große Faszination aus?

Wessen Herz bei „Limited Edition“ oder „Sonderkollektion“ höher schlägt, erinnert sich vielleicht an frühere Tauschaktionen mit Stickern oder berühmt berüchtigten Mäuseblöcken – oder sammelt heute noch.

Auch bei Crèmedosen mit schönen Motiven kann die Sammelleidenschaft zuschlagen. Die Gründe sind vielfältig: Künstliche Verknappung, exklusive Beigaben oder schwer erhältliche Produkte verstärken den Reiz des Haben-Wollens.

Zwei Mädchen tauschen Diddl-Papiertüten in den 1990er Jahren auf einer Diddl-Tauschbörse.
Das Tauschen mit „Diddl“ kannte in den 1990er Jahren keine Grenzen. Es gab sogar Diddl-Tauschbörsen, bei denen auch Tüten mit der Maus getauscht wurden. Diese bekam man beispielsweise beim Kauf von Diddl-Postkarten.

Sammelbildchen, Sticker & Trading Cards

So war es auch schon vor mehr als 150 Jahren, als die bunten kleinformatigen Bildchen der Firma Liebig erfunden wurden. Eine fast epidemische Sammelleidenschaft begann um 1900: Die Bilder, die als Beigabe zu Fleischbrühe abgegeben wurden, waren zeitweise sogar begehrter als das Produkt selbst.

Liebig-Serie Afrika
Kunstvoll bemaltes Sammelbildchen aus der Liebig-Serie: Afrika.

Ausstellung gibt Einblick in die Welt der Sammelbildchen

Während hinter den Bildchen von früher allerdings noch echte Kulturgeschichte steckt, haben die Sammelbilder von Fußballern, Paw Patrol, Pokémon oder Diddl eher emotionale Bedeutung. Was gleich bleibt, ist das Ziel der Markenbindung an ein bestimmtes Produkt.

Welche kulturgeschichtliche Bedeutung die Bildchen haben, zeigt aktuell die Ausstellung „Wissen in Bildern“ in der Badischen Landesbibliothek. Sie gibt Einblick in die Geschichte der Sammelbildchen als Zeugnisse der Werbeindustrie, der Markenetablierung und der Konsumgeschichte, oder als Belege der populären Bildkultur.

Liebig-Serie Extrakttöpfe
Seit die Firma Liebig 1872 mit der Produktion begann, hat das Sammeln nicht mehr aufgehört. Bild in Detailansicht öffnen
Liebig-Serie Fleischextrakt
Die Firma Liebig gilt als die Erfinder der kleinen bunten Bildchen. 1872 wurden sie bei ihrem Fleischextrakt als kostenlose Produktbeilage hinzugefügt. Bild in Detailansicht öffnen
Liebig-Serie Schmetterlingsjagd
Liebig brachte verschiedene Serien raus, die das Sammeln ankurbelten; darunter auch eine Schmetterlingsjagd-Serie Bild in Detailansicht öffnen
Palmin-Serie Sportbilder
Die Palmin-Serie Sportbilder (1905): Frisch wie der junge Morgen: Farbwiedergabe und -haltbarkeit der Chromolithographie sind bis heute unübertroffen. Bild in Detailansicht öffnen
Sammelbilder Hans Albers
Aus dem Salem Gold-Film-Bilder Album: Der UFA-Star Hans Albers. Bild in Detailansicht öffnen

Produktbeigaben zur Markenbindung

Als Chromolithographien waren die Sammelbildchen früher kleine kostspielige Produktbeigaben, die insbesondere bei Luxusgütern zu finden waren, um den Kaufanreiz zu stärken und die Markenbindung zu festigen. Heute werden sie als Digitaldruck massenhaft billig produziert und können vielfach losgelöst von anderen Produkten erworben werden.

Alte und neue Trends bei Sammelbildchen

Und dennoch: die Faszination Sammelbildchen bleibt, ob bei eingefleischten erwachsenen Fans oder auf dem Schulhof. Waren es in den 1990er-Jahren noch Diddlblöcke und -blätter oder bunte Sticker aus Stickeralben, die getauscht und gesammelt wurden, sind es heute immer noch Abziehbildchen, aber mit anderen Motiven, wie beispielsweise Stitch oder Paw Patrol.

Nur die Fußball-Sammelalben stehen bei Groß und Klein weiterhin hoch im Kurs. Wobei auch Diddl-Fans nicht verzagen müssen, denn auch der Diddl-Hype könnte Ende Oktober 2025 wieder aufflammen – zumindest in Frankreich. Denn hier soll die Maus unter dem Motto "Diddl is back" wieder in die Läden kommen.

Panini-Sammelalbum zur Fussball WM-2018 in Russland.
Das erste Sticker-Sammelalbum zu einer Fußball-Weltmeisterschaft gab es 1970. Seit Generationen begeistern sich Fußballfans für die Alben von Panini und Topps. Doch die beiden Marktführer kommen lizenzrechtlich immer wieder hintereinander, sodass Alben nicht vollständig sind.

Das Nonplusultra: Die größeren und stabileren Trading Cards

Auf den Zug der Sammelbildchen ist 2024 sogar die Ballermann-Community aufgesprungen. Zu Sängern und Kneipen wurden hier extra Bildchen gedruckt, aber die größeren und stabileren, die man auch zum Quartettspielen verwenden kann.

Sogenannte Trading Cards sind in Amerika schon lange Kult. Ganze Familien rollen hier mit ihren Koffern voller Karten zu den Card-Shows, um zu tauschen und zu verhandeln, was das Zeug hält. Die Sammelkarten sind größer und stabiler als die Sammelbildchen zum Abziehen und sind auch in limitierter Form erhältlich, teils Millionen wert.

Menschen bei einer Trading-Card-Show.
Sammeln und Tauschen begeistert die Massen: Beispielsweise auf eigenen Tausch-Messen.

Wenn aus Leidenschaft Frust wird

Wo hohe Werte im Spiel sind, sind Enttäuschung und Konflikte vorprogrammiert. Eine statistische Auswertung ergab etwa, dass man für das komplette UEFA-Album zur WM 2024 durchschnittlich rund 850 Euro hätte ausgeben müssen.

Hier wird mit den Bildchen in den blickdichten Tüten also ein ordentlicher Gewinn eingefahren. Auf den Schulhöfen ist es daher teilweise schon verboten, bestimmte Objekte und Bildchen zu tauschen, weil Streitereien geschürt würden.

Während die Sammelbildchen früher noch einen kunstgeschichtlichen Wert hatten, steht heutzutage der reine Kommerz im Mittelpunkt. Was man aber festhalten kann: Gegen die Leidenschaft des Jagens und Sammelns ist der Mensch einfach machtlos – früher wie heute.

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