Ein neues Schiedsgericht soll die Rückgabe von Raubkunst erleichtern. Im Fokus stehen Kunstwerke von jüdischen Besitzern, die von den Nationalsozialisten enteignet wurden. Zur Eröffnung des Verfahrens ist dann nicht mehr die Zustimmung der Gegenseite notwendig, sagt der Kunsthistoriker Gilbert Lupfer in SWR Kultur.
Reform des Verfahrens
Künftig soll es genügen, dass eine Partei, die entweder denkt, Raubkunst zu haben oder die nach Raubkunst sucht, dieses Schiedsgericht anruft.
Die andere Partei, zum Beispiel ein öffentliches Museum, ist dann verpflichtet dieser Anhörung nachzukommen, sagt Prof. Dr. Gilbert Lupfer, Vorstand des Deutschen Zentrums für Kulturgutverluste. Bisher war dazu immer die Zustimmung der Gegenseite notwendig.
Aufarbeitung auch im Südwesten Der Raubkunst auf der Spur: Zehn Jahre Deutsches Zentrum Kulturgutverluste
Wird in deutschen Museen Raubkunst ausgestellt? Um das zu klären, geht das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste seit mittlerweile zehn Jahren auf Spurensuche - auch in der Region.
Lücken in der Aufarbeitung und Restitution von Raubkunst
„Selbst wenn viele öffentliche Museen sehr engagiert forschen und identifizierte Raubkunst zurückgeben – Privatpersonen sind davon nicht erfasst", so Lupfer. In München gerieten Listen aus der Bayerischen Staatsgemäldesammlung an die Öffentlichkeit.
Daran entbrannte ein Streit, ob die Listen identifizierte NS-Raubkunst nennt oder es sich nur um Verdachtsfälle handelt. Die Werke hätten in der Lost-Art-Datenbank gemeldet werden müssen, was nicht passiert sei, sagt Lupfer.
Moralische Verantwortung von Museen und deren Trägern
Laut Lupfer gebe es zwar eine bewährte Routine an Museen, aber die reiche nicht. „Ein Museum selber kann nicht über eine Restitution entscheiden, es braucht offensichtlich immer wieder Anstöße von außen und Aufregungsskandale, um die Debatte zu beleben“, so Lupfer.
„1945 – The Struggle Over Art. Cultural Property Between Loss, Relocation and Restitution“ – das ist der Titel der Jahreskonferenz des Deutschen Zentrums für Kulturgutverluste. Diskutiert wird unter anderem über dieses neue Schiedsgericht, das die Rückgabe von Raubkunst erleichtern soll.
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Biografien von Objekten und Menschen Zwischen Archiv und Internet – So arbeitet eine Provenienzforscherin
Herauszufinden, wer Kulturgüter wann besessen hat, kann sehr kompliziert sein. Dorothee Glawe arbeitet als Spezialistin für NS-Raubgut am Mainzer Landesmuseum. Die Provenienzforscherin weiß, welche Quellen mehr über die Biographie eines Kunstwerks verraten.