Der Duft von Frittieröl liegt noch immer in der Luft. Ansonsten ist dem Unternehmen jedoch viel daran gelegen, sich im zukunftstauglichen Gewand zu präsentieren. 2009 verkündete McDonald’s in Europa, dass das plakative Rot hinter dem gelben M einem freundlicheren Grün weichen soll: ein symbolischer Neuanstrich im Zeichen von Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein.
Auch sonst hat sich viel in den Franchise-Restaurants der Fastfood-Kette verändert: Bestellterminals haben Mitarbeitende ersetzt, das Interieur wirkt klar und meist durchgestylt – die kultige Diner-Atmosphäre vergangener Jahrzehnte sucht man heute vergeblich.
Was als Drive-In-Burgerbude in Kalifornien begann, wurde zum Symbol des westlichen Konsumversprechens: geliebt, gehasst, ironisiert. Die Geschichte von McDonald’s ist auch die Geschichte von Kapitalismus, Globalisierung, Körperkultur und der ständigen Inszenierung von Alltag.

Burger braten wie am Fließband
McDonald’s wurde 1940 von Richard und Maurice McDonald im kalifornischen San Bernardino gegründet. Die Brüder revolutionierten die Gastronomie mit ihrem „Speedee Service System“ – einem effizient durchgetakteten Konzept, das ganz auf Massenproduktion ausgerichtet war und als Blaupause für das moderne Fastfood gilt.
Inspiriert hatte sie niemand Geringerer als Henry Ford, der schon 1913 mit dem Fließband die industrielle Fertigung beschleunigte – und damit Produktion wie Umsatz steigerte. Auch die McDonald-Brüder hatten früh ein klares Ziel: In einfachen Verhältnissen aufgewachsen, wollten sie vor allem eins: Millionäre werden.
McDonald-Brüder verkaufen Markenrechte für 2,7 Millionen US-Dollar
Der wahre Aufstieg der Marke begann jedoch erst 1954. Der geschäftstüchtige Ray Kroc, damals ein erfolgloser Verkäufer von Milchshake-Maschinen, stieß auf McDonald’s durch eine ungewöhnlich hohe Bestellung von eben diesen Maschinen. Neugierig geworden, erkannte er das Potenzial der Fastfood-Kette und überzeugte die McDonald-Brüder, das Franchise-Modell auszuprobieren.
Doch bald reichte ihm ein einzelnes McDonald’s-Restaurant in Illinois nicht mehr aus. 1961 kaufte Kroc die Rechte an der Marke für 2,7 Millionen US-Dollar ab. Unter seiner Führung wuchs das Unternehmen exponentiell und etablierte sich zur globalen Fastfood-Macht, die es heute ist.

McDonald’s Geschichte: Vom Aufstieg zur globalen Fastfood-Ikone
Die Erfolgsgeschichte von McDonald’s ist untrennbar mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts verbunden, einer Ära, die vom Hunger nach Geschwindigkeit, Effizienz und Wachstum geprägt war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das „Speedee Service System“ zum Symbol der industriellen Moderne.
Von nun an liefen die Abläufe der Essenszubereitung nach einem festen Standard. Der Geschmack war immer gleich: vorhersehbar, fettig, süß und salzig, aber vor allem massenkompatibel und sättigend. Hinzu kam, dass die niedrigen Preise besonders Familien aus der Arbeiterklasse anzogen und so den Weg für eine breite Akzeptanz ebneten.
Ray Kroc perfektionierte das Modell der McDonald-Brüder und leitete den Aufstieg des Unternehmens zum globalen Franchise-Imperium ein. In den 1970er-Jahren eroberte McDonald’s dann auch Westeuropa. Ausgerechnet im Bundesland der Leberkassemmel fand der McDonald's-Burger 1971 seinen ersten Absatz in Deutschland.
München im Amerika-Fieber
Noch war München von den Nachkriegsjahren geprägt, gleichzeitig florierte das Nachtleben. Die Menschen waren hungrig nach neuen Erfahrungen. Amerika gab dabei – fast wörtlich – den Ton an, denn in den Clubs und Discos tanzte man zu Songs aus Übersee. In diesem Klima traf die Fastfood-Kette aus dem Sehnsuchtsland genau den Nerv der Zeit.
Wer damals ein McDonald’s-Restaurant betrat, fand sich in einer Welt wieder, die nichts mehr mit dem rustikalen Wirtshaus gemein hatte. Die Lokale waren hell, sauber und vor allem amerikanisch – ein völlig neues Erlebnis. Essen wurde hier zum Event. Der Burger avancierte zur Ikone eines neuen Lifestyles, der das Gefühl von Modernität und Freiheit verkörperte.
Heute betreibt McDonald’s über 41.000 Restaurants weltweit und plant bis 2027 eine Expansion auf 50.000 Filialen – die schnellste Wachstumsphase in der Geschichte des Unternehmens.

Früh geprägt: McDonald’s und das Kindermarketing
Seit den 1970er-Jahren hat McDonald’s nicht mehr nur die Wünsche von Erwachsenen im Blick. Tatsächlich gehört die Fastfood-Kette zu den Pionieren des Kindermarketings – und das mit großem Erfolg. Mit dem „Happy Meal“, buntem Spielzeug, Maskottchen wie Ronald McDonald und eigens eingerichteten Spielbereichen in den Restaurants setzt das Unternehmen gezielt auf eine emotionale Bindung zu den Jüngsten.
Studien zeigen, dass Kinder, die früh positive Erlebnisse mit einer Marke verbinden, ihr auch als Erwachsene eher treu bleiben. In vielen Ländern wurde McDonald’s deshalb wiederholt für manipulative Werbemaßnahmen kritisiert – etwa für TV-Spots in Kinderprogrammen oder Online-Games, in denen Burger die Hauptrolle spielen.

Greenwashing bei McDonald’s: Die grüne Verpackung für ein fragwürdiges System
Heute bemüht sich McDonald’s, grün zu wirken: Holzlöffel, Recyclingkampagnen, Solarpanels auf dem Dach. Auf Plakaten steht „Nachhaltigkeit“, im Werbespot laufen glückliche Kühe durch digitale Weiden. Und doch: Wer genauer hinsieht, erkennt schnell die Risse im Image.
Die Realität der Tierhaltung bleibt problematisch. McDonald’s verwendet nach wie vor Fleisch aus industrieller Massenproduktion. Das meiste Fleisch im Patty stammt von Milchkühen – von Tieren die jahrelang ausgebeutet wurden, um dann ihr trauriges Ende beim Schlachter zu finden.
Auch Vegetarierinnen und Vegetarier können nicht wirklich genüsslich zubeißen. Die pflanzlichen Pattys werden auf dem selben Grill zubereitet, auf dem auch die Hackfleisch-Pattys munter in ihrem Fett brutzeln.

Trump, Merz und Söder suchen Nähe zu McDonald's
Während des amerikanischen Wahlkampfes 2024 inszenierte sich Donald Trump medienwirksam in der Küche eines McDonald’s-Restaurants – gut gelaunt und mit einem Lächeln an der Pommes-Fritteuse.
Auch Markus Söder (CSU) posierte während des Wahlkampfs ganz ungeniert mit der Marke McDonald’s auf seinem Instagram-Kanal, frei nach dem Motto: „Was im amerikanischen Wahlkampf funktioniert, kann in Deutschland nicht schaden.“ Sein Kollege aus dem Sauerland, CDU-Kanzlerhoffnung Friedrich Merz, zog nach – womöglich in der Hoffnung, als Privatjet-Besitzer mit einem Fastfood-Besuch Volksnähe zu suggerieren.
Greenpeace kritisiert: McDonald's setzt nach wie vor auf Einwegverpackungen
Bis 2040 will das als Müllmonster verschriene Fastfood-Imperium klimaneutral sein – ein ambitioniertes Ziel, das McDonald’s bereits heute mit einer verstärkten Werbung für wiederverwendbare Becher und ressourcenschonende Verpackungen unterstreicht. Doch Greenpeace entdeckte, dass viele der vermeintlich „umweltfreundlichen“ Papierverpackungen in Wirklichkeit Plastikbeschichtungen enthalten.

McDonald’s heute: Zwischen Fastfood-Ikone und Konsumkritik
70 Jahre McDonald’s – das ist die Geschichte eines Unternehmens, das sich selbst zum globalen Mythos gemacht hat. Vom Kindergeburtstag bis zur Kapitalismuskritik, vom Happy Meal bis zur Klimadebatte. Die Marke steht heute wie kaum eine andere für das Paradox unserer Konsumkultur: Wir wissen, dass sie problematisch ist – und kaufen trotzdem.
Vielleicht ist McDonald’s gerade deshalb so relevant: Weil die Marke uns zwingt, über unser eigenes Verhalten nachzudenken. Über den Preis von Bequemlichkeit, über die Ästhetik der Verdrängung, über die Frage, ob es nachhaltiges Fastfood überhaupt geben kann oder ob das nicht längst ein Widerspruch in sich ist.