Wie kann man sich die antiisraelischen Entgleisungen von namhaften Künstlerinnen und Kuratoren auf Social Media erklären, die ihre zynische Freude über die Gewalt der Hamas in Israel zum Ausdruck bringen? Der deutsche Kulturbetrieb habe seit Jahren ein strukturelles Problem mit Antisemitismus, sagt Kulturwissenschaftlerin Stella Leder in SWR2. „Man sieht ganz klar, dass es ein gefestigtes antiisraelisches Ressentiment gibt“.
Israelbezogener Antisemitismus in Deutschland unterschätzt
In den letzten Jahren kam es zu einigen Skandalen im Kulturbetrieb: offene Briefe, Stellungnahmen, die viel diskutierte Documenta 2022. Das alles habe „eine sehr einseitige Sicht auf die Geschichte und Gegenwart Israels“ offenbart, so Leder. Der Kulturbetrieb habe sich in einer Weise geäußert, die zeige, „wie sehr man israelbezogenen Antisemitismus und Antisemitismus allgemein unterschätzt“.
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Dabei sei es weniger sinnvoll über einzelne Künstler*innen zu diskutieren und darüber, ob sie antisemitische Werke geschaffen haben oder nicht. Denn das Problem sei ein strukturelles. Die Fragen, die man sich stellen müsse, seien: „Wie wird kuratiert? Wie werden Leitungspositionen besetzt?“
Außerdem müssten jüdische und antisemitismuskritische Künstler*innen viel mehr in die Debatten einbezogen werden. Leder fordert die Kulturhäuser angesichts der gewaltverherrlichenden Äußerungen auf, sich klar zu positionieren, dass man Antisemitismus nicht toleriere.