Neues Buch „Mehr Emotionen wagen“

Emotionen in der Politik: Ein unterschätzter Faktor

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Gefühle wie Angst, Hoffnung oder Wut beeinflussen nicht nur unser persönliches Leben, sondern auch die politische Landschaft. Wie damit ein bewussterer Umgang geschaffen werden kann, will das neue Buch „Mehr Emotionen wagen“ von Johannes Hillje ergründen.

„Wir können Emotionen nicht aus der Politik ausgrenzen“, sagt Kommunikationswissenschaftler und Autor des Buches, Johannes Hillje. Besonders rechtspopulistische Parteien nutzten Ängste gezielt für ihre Mobilisierung.

„Man muss die Verunsicherung der Menschen ernst nehmen und erst dann Hoffnung anbieten“, erklärt Hillje im Gespräch mit SWR Kultur. Der Versuch, mit ausschließlich positiven Emotionen zu punkten, scheiterte etwa im US-Wahlkampf.

Politik muss lernen, Emotionen gezielt einzusetzen

„Das hat nur die ohnehin optimistischen Wähler angesprochen, nicht aber die Mehrheit“, analysiert Hillje. Stattdessen sei es wichtig, eine „Brücke“ zwischen Sorgen der Menschen und Zukunftsvisionen zu bauen.

Eine demokratische Emotionalisierung könne durch Werte wie soziale Gerechtigkeit und Sicherheit geschehen. „Selbst Hass kann demokratisch legitim sein, aber die bewusste emotionale Aufladung von Themen kann auch undemokratisch sein“, betont Hillje.

Die Politik müsse lernen, Emotionen gezielt und verantwortungsvoll einzusetzen, um Bürgerinnen und Bürger zu erreichen.

Forum Mehr Gefühl wagen – Retten wir die Demokratie mit Emotionen?

Eva Röder diskutiert mit
Prof. Dr. em. Ute Frevert, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung/Forschungsbereich: "Geschichte der Gefühle"
Dr. Johannes Hillje, Politik- und Kommunikationsberater
Prof. Dr. Maren Urner, Neurowissenschaftlerin

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Wbg Theiss Verlag, 224 Seiten, 29 Euro
ISBN 978-3-8062-4489-2

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Stand
Das Interview führte
Pia Masurczak
Pia Florence Masurczak
Interview mit
Johannes Hillje