Deutschland sei längst keine Leistungsgesellschaft mehr, sagt Politikwissenschaftlerin Martyna Linartas im Gespräch mit SWR Kultur am Morgen, sondern eine Erbengesellschaft: „Zwei Familien besitzen mehr Vermögen als die gesamte ärmere Hälfte.“
Ohne einen grundlegenden Paradigmenwechsel werde die Demokratie weiter ausgehöhlt, warnt Linartas und fordert eine Rückkehr zu einer Steuerpolitik, die den Zusammenhalt stärkt.
Ein neuer Blick auf Steuern und Staat
In ihrem Buch „Unverdiente Ungleichheit“ plädiert sie für einen radikalen Perspektivwechsel: Steuern dürften nicht länger als Last gelten, sondern als Instrument für eine gerechte Gesellschaft. „Wir brauchen ein neues Theaterstück – mit einem starken Staat in der Hauptrolle", sagt sie und bleibt optimistisch: Die Geschichte zeige, dass Wandel immer möglich sei.
Gespräch Mehr Steuern für Reiche - Millionenerbin Stefanie Bremer kämpft für Verteilungsgerechtigkeit
Stefanie Bremer merkt man nicht an, dass sie Millionärin ist. Die 33jährige lebt bewusst nachhaltig auf dem Land und engagiert sich in der Initiative Taxmenow für ein anderes Steuersystem und mehr Verteilungsgerechtigkeit.
Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur. Schamlos günstiges Erbe: Kann unsere Gesellschaft das auch künftig tragen?
Da werden Kindheitserinnerungen wach: Dagobert Duck geht im Geldspeicher seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Bad in seinen Talern, nach. Diese Woche ist die Comicfigur 75 Jahre alt geworden. Das Baden im Geld ist derweil nicht aus der Mode gekommen. In Deutschland erbt ein kleiner Teil exorbitante Summen, während die Mehrheit weitgehend leer ausgeht.
Warum lässt die Gesellschaft das zu, obwohl damit das Leistungsprinzip und auch das Prinzip der Chancengleichheit verletzt werden? So drückt es der Philosoph Prof. Dr. Stefan Gosepath von der Freien Uni Berlin in dieser Folge aus. Um das zu verstehen, gewährt uns ein junger Erbe wertvolle Einblicke: Der Publizist, Aktivist und SPD-Politiker Yannick Haan hat gerade das Buch „Enterbt uns doch endlich!“ geschrieben. Er meint: „Erben ist etwas Stilles“. Es fehle die Transparenz darüber, wie viel die Superreichen eigentlich besitzen. „Die Ausmaße der Vermögensungleichheit sind vielen nicht bewusst.“ Aber erklärt Unwissenheit alles? Wenigstens ist da eine Hoffnung: Die jüngere Unternehmergeneration habe verstanden, dass Eigentum verpflichtet. Mit Reichtum geht Verantwortung einher. Ob das Onkel Dagobert auch so sieht, der über sein Geld das hier gern sagt: „Es ist mir ein Hochgenuss, wie ein Seehund hineinzuspringen! Und wie ein Maulwurf darin herumzuwühlen! Und es in die Luft zu schmeißen, dass es mir auf die Glatze prasselt!“
Habt ihr weitere Themen, die wir uns dringend anschauen sollten? Schreibt uns an kulturpodcast@swr.de.
Host: Christian Batzlen
Redaktion: Philine Sauvageot und Christian Batzlen