Am 11. Januar 1985 kam es auf der Heilbronner Waldheide zu einem folgenschweren Unfall als dort der Motor einer US-Atomrakete vom Typ Pershing II explodierte. Drei US-Soldaten starben, viele wurden verletzt. Der Unfall rüttelte die Heilbronner Bevölkerung auf, es Proteste der entstehenden Friedensbewegung, an der auch der Friedenspädagoge Uli Jäger beteiligt war.
Gedenken an den Unfall
40 Jahre nach dem Unfall finden an vielen Orten in Heilbronn Gedenkveranstaltungen statt, die sich auch mit der Frage auseinandersetzen, welche Lehren man aus der damaligen Friedensbewegung für die Gegenwart ziehen kann.
Uli Jäger hat die damalige Zeit als sehr angespannt und aufgewühlt in Erinnerung; Stimmen, die die Stationierung der Atomraketen befürworteten und denjenigen, die sie kritisierten hätten sich sehr polarisierend gegenüber gestanden.
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Drei Tote und 16 Verletzte: Das Pershing-Unglück vor 40 Jahren auf der Heilbronner Waldheide hat Angst und Massenproteste ausgelöst. Was bleibt?
Neue Formen des friedlichen Protests
In Aktionen, die sich auf die Verantwortung der Stadtgesellschaft bezogen, sei es darum gegangen, den Stadtrat dazu zu bewegen, sich gegen die Stationierung auszusprechen. Zu dieser Zeit hätte man auch neue Aktionsformen ausprobiert, wie gewaltfreie Aktivitäten und Blockaden, auch um zu zeigen, wie ernsthaft man es mit dem Anliegen nehmen würde.
In der Folge sei die öffentliche Wahrnehmung für die Problematik gestiegen, so Jäger. Dass es zu Verhandlungen kam, bis schließlich die Atomraketen abgezogen worden, sei nicht in Gänze, aber zum Teil dem Erfolg der Friedensbewegung zuzuschreiben.
Die Gefahr eines Atomkriegs besteht auch heute noch
Auch in der gegenwärtigen friedenspolitischen Diskussion müssten sich Politik und Gesellschaft wieder sehr viel intensiver mit Sicherheitsfragen auseinandersetzen und diese auch öffentlich diskutieren, ist der Friedenspädagoge überzeugt. Die Gefahr eines Atomkriegs bestehe weiterhin - so wie damals - dies sei immer zu berücksichtigen, wenn es um Entscheidungen um Sicherheit und Frieden gehe, findet Jäger.
Stationierung der Pershings in den 1980ern
22.10.1983 Menschenkette gegen Pershing-Raketen
22.10.1983 | Unter dem Motto: "Was gilt die Wette? Wir schaffen die Kette!" demonstrieren am 22. Oktober 1983 bundesweit mehr als eine Million Menschen gegen den NATO-Plan, auf der Schwäbischen Alb in Mutlangen amerikanische Pershing-II-Raketen zu stationieren. Unter anderem von Neu-Ulm nach Stuttgart hält eine Menschenkette von 200.000 bis 400.000 Menschen für ein paar Minuten den Verkehr auf. Von dieser am Ende erfolglosen Protestaktion der Friedensbewegung berichtet am 22. Oktober 1983 auch der Südwestfunk.