2.711 Betonstelen als zentraler Ort der Erinnerung

Der lange Streit um ein gutes Ergebnis: 20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Stand

Das Holocaust-Mahnmal von Berlin ist 20 Jahre alt. Frank Hertweck drehte eine Doku über Planung und Bau des Denkmals. Er erinnert sich an „hitzige Diskussionen über jede Kleinigkeit“. Doch das Ergebnis habe sich gelohnt.

Am Samstag jährt sich zum 20. Mal die Eröffnung des Holocaust-Mahnmals in Berlin, das mit seinen 2.711 Betonstelen und dem „Ort der Information“ ein zentraler Erinnerungsort an die Verbrechen der NS-Zeit ist.

Von Beginn an war das Denkmal umstritten. „Es gab hitzige Diskussionen über jede Kleinigkeit – vom Standort bis zur Gestaltung“, erinnert sich Frank Hertweck, Literaturchef bei SWR Kultur und Macher einer Doku über Planung und Bau des Mahnmals.

Mit dem Filmteam bei den Streitereien

Das SWR-Filmteam durfte als einziges an den Kuratoriumssitzungen teilnehmen. Für die Teilnehmer sei das anfangs nicht sehr angenehm gewesen, erinnert sich Frank Hertweck. „Es ist aber so, es gibt eine gewisse Dynamik, wenn mal das Reden losgeht.“

Irgendwann habe niemand mehr an die Kamera gedacht. „Im konkreten Fall war es so, wir hatten eine klare Absprache, wir geben das Material nicht raus vor der Eröffnung. Wir haben wirklich brisante Dinge gehabt, haben die aber nie rausgegeben.“

Peter Eisenman überzeugt Martin Walser vom Mahnmal

Ein besonderer Moment war für Hertweck ein Gespräch zwischen dem Architekten Peter Eisenman und Martin Walser. Danach habe der Schriftsteller „seine Haltung komplett geändert – das war stark.“

Nicht so leicht ließ sich der Streit um die Firma Degussa ausräumen. Die Vorgängerfirma hatte das Zyklon B für die Vergasung von Menschen in den Konzentrationslagern der NS-Zeit produziert. Nun sollte Degussa auf einmal die Stelen des Mahnmals gegen Graffitis imprägnieren. „Wir waren dabei“, berichtet Frank Hertweck, „und plötzlich war eine Bedrückung im Raum. Jeder wusste: ,Wir können jetzt einfach nicht so weitermachen'.“

Internationale Anerkennung und „in Deutschland kleinliches Genörgel“

Hochumstritten waren auch die Pläne für ein Museum und Erinnerungsräume unter dem Mahnmal. Schließlich wurde der unterirdische Teil mit vier Themenräumen realisiert – darunter der Raum der Namen.

Besucher aus anderen Ländern seien von dem Mahnmal schnell beeindruckt gewesen, erinnert sich Frank Hertweck. „Nur in Deutschland gab es noch kleinliches Genörgel.“ Peter Eisenman wollte, dass sich die Gegenwart im Denkmal spiegelt. „Das tut sie bis heute – und das finde ich sehr gelungen“. Noch kürzlich war Frank Hertweck dort: „Die Stille und Bedrücktheit ist unverändert spürbar.“

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