Banksys Streetart-Werke sind seit Jahrzehnten stilgebend: Eine einfache Schablonentechnik, meist auf Wänden im öffentlichen Raum angebracht. Ihre Themen: Die aktuelle politische Lage oder eine grundsätzliche Gesellschaftskritik.
Neben Straßenkunst fertigt Banksy aber auch Gemälde an. Eines davon, „Crude Oil (Vettriano)“, wurde Anfang März vom Londoner Kunsthaus Sotheby’s für einen guten Zweck für 4,3 Millionen Pfund (5,2 Millionen Euro) versteigert. Sein Vorbesitzer: Der Sänger der Rock-Band „Blink-182“ Mark Hoppus.
Geschredderte Kunst
Für große Aufregung sorgte 2018 die Sotheby's-Versteigerung seines Werks „Girl With Balloon“: Das Bild wurde für mehr als eine Millionen Pfund versteigert – und zerstörte sich unmittelbar nach dem Verkauf selbst, indem es durch einen im Rahmen eingebauten Schredder lief.

Banksy weigert sich, aus seinen Werken Profit zu schlagen. „Copyright is for Losers”, schrieb er in seinem Buch „Wall and Piece“: Urheberrecht sei etwas für Verlierer, alle können sein Werk kopieren. Er hält sich damit nicht an die ungeschriebenen Spielregeln der Kunstbranche – und befeuert umso mehr die Neugier an seiner Person.
Wer er wirklich ist, bleibt allerdings bis heute ein Geheimnis – auch wenn ihm zwischenzeitlich sogar Kriminologen auf der Spur waren.
Was wir (vermutlich) wissen
Auch wenn Banksy sich geschickt anstellt, haben sich die Hinweise über die Jahre verdichtet: So wurde er mehrfach bei der Arbeit an einem seinen Straßenkunstwerke gesichtet – wenn auch vermummt. Die meisten Zeugen berichten, dass es sich bei ihm um einen mittelalten Mann mit heller Haut handeln soll – aber schon bei der Haarfarbe (Rot oder Braun?) gibt es Uneinigkeit.

Einige wenige Fakten hat Banksy unter anderem in Interviews über sich selbst preisgegeben: Er soll in den 1970er-Jahren im südenglischen Bristol geboren und aufgewachsen sein. Eine große Inspiration für ihn soll der Streetart-Künstler „3D“, bürgerlich Robert Del Naja, gewesen sein, erzählte er in einem Interview mit der Zeitschrift „Swindle“ 2006.
Die BBC veröffentlichte 2005 Ausschnitte eines Telefon-Interviews, in dem die Stimme des echten Banksy zu hören sein soll. Außerdem soll Banksy sich in einem Interview mit dem Radiosender „Radio 4“ als „Robbie“ bezeichnet haben, was weitere Rückschlüsse auf seinen möglichen echten Namen zulässt.
Die wahrscheinlichste Theorie: Robin Gunningham
Es gibt dabei einige Personen, über die gemutmaßt wird, sie seien der berühmte Brite. Die meisten Finger zeigen dabei auf den britischen Künstler Robin Gunningham. Neben dem passenden Vornamen würden die biografischen Daten passen, außerdem ziehen Fans Parallelen zwischen Gunninghams Kunst und den Werken von Banksy.
Um herauszufinden, ob die Theorie stimmt, starteten Kriminologen der Queen Mary Universität in London vor einigen Jahren ein sogenanntes „geographical profiling“, ein Verfahren, das sonst eingesetzt wird, um Serienmördern auf die Schliche zu kommen.

Ihr Ergebnis: Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich bei den Gunningham und Banksy um dieselbe Person handelt. Allerdings gibt es auch Widerspruch aus dem Umfeld Gunninghams: Ein ehemaliger Mitbewohner etwa bestritt gegenüber dem britischen Boulevardblatt „The Sun“, dass der Künstler Banksy sei.
Die Alternative: Robert Del Naja
Ein anderer vielgehandelter Name ist der des Künstlers und Musikers Robert Del Naja von der britischen Band „Massive Attack“. Del Naja war künstlerisch als das von Banksy genannte Idol „3D“ aktiv und stammt ebenfalls aus Bristol. Auch bei ihm wäre der Spitzname „Robbie“ naheliegend.
Fans stellten eine verdächtig hohe Überschneidung von den Tourdaten Del Najas und dem Auftauchen von neuen Banksy-Werken fest. Del Naja selbst bestreitet, dass es sich bei ihm um Banksy handelt. Allerdings gab er in einem Interview mit der britischen „Daily Mail“ an, mit dem echten Banksy befreundet zu sein.
Banksy – Rebellion oder Kitsch?
Podcast von rbb Kultur in der ARD Audiothek
Populäre Theorien: Kindersendung-Moderator oder ein Kollektiv?
Eine der populärsten, wenn auch nicht sehr wahrscheinliche Theorie besagt, dass es sich bei Banksy um Neil Buchanan handelt, Moderator der Sendung „Art Attack“. Dieser hat das jedoch auf seiner Website dementiert.
Einen anderen Hinweis gibt es durch die Vermarktungsfirma „Pest Control“, die Banksy vertritt: Dokumente sollen Verbindungen zu dem Künstler Jamie Hewlett zeigen, dessen künstlerischer Stil dem Banksys ähnelt. Das britische Magazin „Metro“ beruft sich dabei auf einen nicht näher bezeichneten forensischen Experten.

Oder handelt es sich bei Banksy gar nicht um eine einzelne Person? In der Dokumentation „Banksy Does New York“ etwa stellt der kanadische Künstler Chris Healey die Theorie auf, dass es sich bei Banksy um ein Kollektiv handelt, das von einer blonden Frau geleitet werde.
Die Eingeweihten
Einige wenige Eingeweihte dürfte es trotz aller Geheimniskrämerei doch geben: Etwa unter den Verantwortlichen der Agentur „Pest Control“, die auf Anfrage Banksy-Werke authentifiziert. Auf deren Website zeigt sich „Pest Control“ allerdings wenig kooperativ und macht sich stattdessen über diejenigen lustig, die Anfragen zur Identität Banksys stellen.
Für alle Statements, Schulterzucken und sinnlose Abstreitungen kontaktieren Sie bitte: presscontroll@pestcontroloffice.com.
Auch bei Kooperationen, wie etwa mit einem Boutique-Hotel im Westjordanland, dürfte Banksy vor Ort gewesen sein – laut einem Spiegel-Bericht schweigen alle Beteiligten allerdings über die seine wahre Identität.

Eine weitere Person, die Banksy persönlich kennt, dürfte der französische Künstler und Hobbyfilmer Thierry Guetta sein. Um die Umständen ihrer Bekanntschaft ranken sich viele Mythen.
Klar ist, dass Guetta in Banksys Mockumentary-Film „Exit Through the Gift Shop“ auftritt. Dies wiederum führte zu Spekulationen: Ob es sich bei Guetta um Banksy selbst handeln könnte? Auf eine Antwort muss wohl gewartet werden, bis Banksy selbst seine Identität preisgibt.