Ausstellung

Poesie des Lichts - Museum Frieder Burda in Baden-Baden zeigt Werke von Richard Pousette-Dart

Stand

Von Autor/in Marie-Dominique Wetzel

Viele Gemälde des US-amerikanischen Künstlers Richard Pousette-Dart strahlen, als hätten sie eine eigene Lichtquelle in sich verborgen. Anders als seine Künstlerkollegen der „New Yorker Schule“ schaffte er nie den großen internationalen Erfolg. Seine Werke sind nun im Baden-Badener Museum Frieder Burda zu sehen.

Größte Einzelausstellung außerhalb der USA

Richard Pousette-Dart gehörte zu den Pionieren des „Abstrakten Expressionismus“, der unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA entstand. Sein Werk ist vor allem durch seine tiefe Spiritualität geprägt. Das Museum Frieder Burda widmet dem 1992 verstorbenen Künstler die bislang größte Einzelausstellung in Europa.

Gleich am Eingang zur Ausstellung strahlt einem ein Gemälde entgegen, als hätte es einen Kern aus Licht: Ein weißer, hell leuchtender Kreis, um den tausende blaue, weiße und schwarze Punkte flirren. Es ist, als ob man in dieses kreisrunde Bild eingesogen würde. Der passende Titel: „Verloren am Anfang der Unendlichkeit“. Die Ausstellung beginnt mit diesem späten Werk von Richard Pousette-Dart, entstanden 1991, ein Jahr vor seinem Tod.

Richard Pousette-Dart, Verloren am Anfang der Unendlichkeit, 1991, Durchmesser: 182,9 cm
Richard Pousette-Dart, Verloren am Anfang der Unendlichkeit, 1991, Durchmesser: 182,9 cm.

Pousette-Dart begeisterte sich für alte Kirchenfenster

Doch im Erdgeschoss des Museums lernen wir erst einmal seine frühen Werke aus den 40er-Jahren kennen: Gemälde auf meist schwarzem Untergrund. Mit ungestümem Gestus werden da mit weißen Pinselstrichen grobe Linien gezogen, aber auch mal Umrisse von Tieren und menschlichen Körperteilen angedeutet und wild ineinandergeschoben.

Daneben gibt es strenger komponierte Bilder: geometrische Elemente wie Kreise und Dreiecke in leuchtenden Farben, in schwarze Raster gesetzt. Einer der Titel: „Fenster, Kathedrale“ verrät, worauf sich diese Bildkompositionen beziehen: auf die Begeisterung des Künstlers für alte Kirchenfenster.

Richard Pousette-Dart, Der Mittelpunkt, 1943, Öl auf Leinen
Richard Pousette-Dart, Der Mittelpunkt, 1943, Öl auf Leinen. Bild in Detailansicht öffnen
Richard Pousette-Dart, Unter dem Meer, 1939, Öl und Tusche auf Pergament
Richard Pousette-Dart, Unter dem Meer, 1939, Öl und Tusche auf Pergament. Bild in Detailansicht öffnen
Richard Pousette-Dart, Illumination gotisch, 1955, Öl auf Leinwand
Richard Pousette-Dart, Illumination gotisch, 1955, Öl auf Leinwand. Bild in Detailansicht öffnen
Richard Pousette-Dart, Erscheinung, 1951, Stahldraht und Objets trouvés
Richard Pousette-Dart, Erscheinung, 1951, Stahldraht und Objets trouvés. Bild in Detailansicht öffnen
Richard Pousette-Dart, Feier der Geburt, 1975 – 76, Acryl auf Leinen
Richard Pousette-Dart, Feier der Geburt, 1975 – 76, Acryl auf Leinen. Bild in Detailansicht öffnen
Richard Pousette-Dart, Strahlkraft Nummer 8 (Implodierendes rotes Licht), 197374, Acryl auf Leinen
Richard Pousette-Dart, Strahlkraft Nummer 8 (Implodierendes rotes Licht), 1973/74, Acryl auf Leinen. Bild in Detailansicht öffnen
Richard Pousette-Dart, Spirale der Finsternis, 197980
Richard Pousette-Dart, Spirale der Finsternis, 1979/80. Bild in Detailansicht öffnen
Richard Pousette-Dart in seinem Atelier in Suffern in den 1960er-Jahren
Maler, Bildhauer und Fotografen Richard Pousette-Dart (1916 - 1992) in seinem Atelier in Suffern in den 1960er-Jahren. Bild in Detailansicht öffnen

Stilisierte Frauenkörper, Fische und Vögel liegen wie Schmuckstücke in der Vitrine

Einige Messing-Objekte sind auch in der Ausstellung zu sehen: archaische Formen, Sonnen, stilisierte Frauenkörper, Fische und Vögel. Wie Schmuckstücke liegen sie in der Vitrine – aber sie tauchen als schwarze Umrisse auch immer wieder in den Gemälden des multimedial arbeitenden Künstlers auf.

Richard Pousette-Dart, ausgewählte Messingarbeiten („Brasses“), um 1939–1979
Richard Pousette-Dart, ausgewählte Messingarbeiten („Brasses“), um 1939–1979.

Im Zwischengeschoss dann plötzlich: lauter Bilder in Schwarz-Weiß. Pousette-Dart hat die Ölfarbe direkt aus der Tube auf die Leinwand gedrückt. Der Farbauftrag ist so pastos, dass die Gemälde aus der Entfernung wie flauschige Wandteppiche wirken.

Malen war für Pousette-Dart eine spirituelle Reise

Im Obergeschoss trifft man auf das Alterswerk des Künstlers mit großformatigen Bildern, die aussehen, als würde man durch ein Teleskop in den Sternenhimmel schauen. Tausende bunte Lichtpunkte bilden unendliche Farbräume.

Richard Pousette-Dart, Feier der Geburt, 1975 – 76, Acryl auf Leinen
Richard Pousette-Dart, Feier der Geburt, 1975 – 76, Acryl auf Leinen.

Das hat durchaus etwas Psychedelisches, sagt Charles Duncan, Leiter der Stiftung, die sich um das Vermächtnis des Künstlers kümmert: „Kunst zu schaffen war für ihn ein geheimnisvolles, wunderbares Unterfangen, bei dem man tief aus sich selbst schöpfen sollte, auf niemand anderen hören oder irgendwelche Regeln befolgen sollte. Der Kunstmarkt war ihm nie wichtig. Malen war ein Abenteuer, eine spirituelle Reise für ihn.“

Pousette-Dart hatte nie den internationalen Erfolg wie Pollock, Rothko und de Kooning

Seine unkonventionelle Eigenständigkeit und große Freiheitsliebe, sein Drang, seine Arbeitsweise ständig zu verändern und weiterzuentwickeln, waren sicher auch Gründe dafür, dass Richard Pousette-Dart nie den großen, internationalen Erfolg wie seine Kollegen der sogenannten „New Yorker Schule“ hatte, also wie Pollock, Rothko und de Kooning.

Richard Pousette-Dart in seinem Atelier in Suffern in den 1960er-Jahren
Maler, Bildhauer und Fotografen Richard Pousette-Dart (1916 - 1992) in seinem Atelier in Suffern in den 1960er-Jahren.

In den USA fanden die Arbeiten von Pousette-Dart ihren Weg in die großen Museen und Sammlungen, aber in Europa ist er weitgehend unbekannt. Es ist das Verdienst des Museums Frieder Burda, dass man nun seine Kunst in ihrer großen Bandbreite auch außerhalb der USA erleben kann. 

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