60 Kilogramm Papier braucht Angela Glajcar für ihre neue Papierskulptur. Zum 150-jährigen Bestehen der Pfalzgalerie hat die Künstlerin sie in der Kuppel des Museums in Kaiserslautern aufgebaut.
Angela Glajcars Skulptur schwebt in der Kuppel der Pfalzgalerie in luftiger Höhe. Sie besteht aus 250 einzelnen Bögen Papier, die die Künstlerin mit der Hand zurecht gerissen und dann hintereinander gehängt hat.
Überhaupt ist das Reißen von Papier wesentlicher Teil ihrer Arbeit: „Das liebe ich an dem Material, dass ich es mit der Hand bearbeiten kann und dass ich dafür fast kein Werkzeug brauche“, sagt Angela Glajcar.
Leicht schwebende Kunstwerke aus Papier
An den Außenrändern sind dadurch weiche Kanten entstanden. In der Mitte reißt die Künstlerin verschieden große Innenteile heraus. „Dadurch entstehen diese unruhige Kanten, die dann interessante Licht- und Schatteneffekte machen“, so die Künstlerin.
Von schweren Materialien zum leichten Papier
Angela Glajcar ist gelernte Bildhauerin und hat vor vielen Jahren das Papier als Werkstoff für sich entdeckt. Früher habe sie mit schweren Materialien gearbeitet, sagt sie. Papier sei nicht interessant gewesen, weil es in ihrer Vorstellung nur zweidimensional gewesen sei.
„Umso erstaunter war ich, als ich festgestellt habe, dass Papier eine skulpturale Wirkung haben kann. Das hat mich selbst so überrascht, dass ich sehr neugierig geworden bin“, erzählt Angela Glajcar. „Die Sache“, also ihre Kunst, habe sich dann verselbstständigt.
Weltweite Ausstellungen
Mittlerweile ist die Mainzer Künstlerin international erfolgreich. Mit ihren Arbeiten begeistert sie unter anderem in Amerika, Shanghai, Italien, England und aktuell auch in Finnland.
Angela Glajcar plant ihre Skulpturen mithilfe von 3D-Modellen zwar vorher im Atelier, der Großteil entsteht dann aber direkt an den Ausstellungsorten. „Ich bereite die Bögen vor, und dann gibt es Segmente, die ich vor Ort mache. Also ist wirklich eine In-Situ-Arbeit, wo ich bestimmte Teile und Übergänge erst vor Ort erst anfertige“, erklärt die Bildhauerin.

Räume mit Kunst erobern
In Kaiserslautern erobert sie sich so die sonst ungenutzte Kuppel des Museums Pfalzgalerie. Dabei gehe es ihr auch um das Raumerlebnis, so die Künstlerin. Denn ihrer Meinung nach benutzen wir Räume oft nur einseitig, in dem wir durchlaufen und mal rechts und links gucken.
„Meine Arbeiten sollen im Grunde bewirken, dass wir den Raum nutzen. Also wir müssen uns bewegen, um die Dreidimensionalität der Arbeiten wahrzunehmen.“ Und das gehe nur, wenn wir uns selber bewegen. Und so Raum und Skulptur entdecken.
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