Jahrzehntelang prägte Elizabeth Taylor die Vorstellung, wie Kleopatra ausgesehen haben könnte. Der berühmte Film von Joseph L. Mankiewicz schuf 1963 das weiße Ideal exotischer Schönheit. Bis heute ist die Faszination für die antike Herrscherin vor allem Ausdruck moderner Fragen und Probleme.

Eine Jüdin als Kleopatra? Der Streit um Gal Gadot
Seltsam wirkt bereits der Streit, wem Kleopatra gehöre. Ägypten empörte sich über die Dreharbeiten zum Film „Cleopatra“ mit Gal Gadot in der Hauptrolle. Eine israelische Schauspielerin als ägyptische Herrscherin? Das schien undenkbar.
Ähnlich bizarr ist die Auseinandersetzung um die Herkunft von Kleopatra. War sie Ägypterin, Griechin oder Mazedonierin? Hinter solchen Debatten verbergen sich kaum verhohlene Wünsche nach nationaler Größe und kultureller Bedeutung.

Netflix-Dokumentation: Kleopatra als Schwarze
War Kleopatra sogar schwarz? Die Netflix-Produktion von 2023 mit Adele James in der Hauptrolle sollte womöglich wieder gutmachen, dass Hollywood eine weiße Kleopatra als Ideal weiblicher Exotik verkauft hatte. Doch das hatte mit Kleopatras Geschichte nicht mehr viel zu tun.
In der antiken Welt des ersten vorchristlichen Jahrhunderts war die ägyptische Herrscherin vor allem eines: äußerst polyglott. Das Herrscherhaus der Ptolemäer stammte aus Mazedonien. Die ägyptische Hauptstadt Alexandria war Zentrum der griechischen Bildung, mit der größten Bibliothek ihrer Zeit.

Kleopatras Welt war multi-ethnisch und multi-polar. Die römischen Historiker Plutarch und Sueton beschreiben die Königstochter als hochintelligent, humorvoll und hochgebildet. Kleopatra sprach mehrere Sprachen und galt als Meisterin der politischen Intrige. Mit großem Geschick bediente sie sich der verfeinerten ägyptischen Kultur.
Kleopatra springt vor Caesar aus dem Sack
Auch ihre schicksalhafte Begegnung mit Caesar war politisch motiviert. Die Höflinge ihres jüngeren Bruders, Ptolemaios XIII., hatten die 21-Jährige nach Syrien vertrieben. In einem verschnürten Bettsack ließ sie sich zurück nach Alexandria schmuggeln. Vor den Augen des römischen Feldherrn schlüpfte sie aus dem Sack und bat Caesar um Unterstützung ihrer Herrschaftsambitionen.
Daraus entstand eine der berühmtesten Allianzen und eines der berühmtesten Liebespaare der Geschichte: Caesar und Kleopatra. Die beiden scheinen sich dabei wirklich geliebt zu haben. Ursprünglich war Caesar 48 v. Chr. nur nach Ägypten gekommen, um im Bürgerkrieg seinen Konkurrenten Pompeius endgültig zu besiegen. Mit dessen Hinrichtung waren die politischen Angelegenheiten am Nil eigentlich erledigt.
Die Reise über den Nil
Und doch blieb Caesar. Ein halbes Jahr lang kämpften seine Truppen mit Kleopatra gegen die Aufstände, die Ptolemaios XIII. gegen seine Schwester entfesselte. Der verliebte Herrscher nahm sich sogar die Zeit, mit Kleopatra mehrere Monate über den Nil zu schippern. Und das, obwohl seine Macht in Kleinasien und Rom bereits zu bröckeln begann.

Caesar und Kleopatra: Eine unvergessliche Liebe
Sueton berichtet vom Charme Kleopatras, von festlichen Symposien, die bis zum Morgengrauen gedauert hätten. Es erscheint als die Pointe ihrer historischen Liebesbeziehung zu Caesar, derzeit Thema einer großen Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz in Speyer: Hier fanden zwei zusammen, die in den Machtkämpfen ihrer Zeit tiefes Verständnis füreinander fanden.
In den denkbar größten Herausforderungen liebten sie sich und kämpften gemeinsam. Vermutlich ist es das, weshalb das Schicksal von Kleopatra und Caesar noch heute so berührend wirkt.