Auf der Jahrestagung des Deutschen Museumsbundes in Chemnitz diskutieren Fachleute bis zum 7.Mai unter dem Motto „Museen stärken Demokratie“, welche gesellschaftliche Rolle Museen heute einnehmen können.
Prof. Christina Haak, Direktorin des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart, betont im Gespräch mit SWR Kultur: „Museen müssen öffentliche Orte sein, an denen demokratische Werte klar vertreten werden.“ Dabei gehe es nicht nur um Ausstellungen, sondern auch um das Ermöglichen gesellschaftlicher Debatten. „Wir reagieren auf eine vielfältige Gesellschaft mit vielfältigen Publica – das verlangt neue Formate der Vermittlung“, erklärt Haak.
Für sie sind Museen weit mehr als Wissensspeicher: Sie seien Plattformen für Aushandlungsprozesse, die auch Widerspruch aushalten müssen. „Es geht darum, sichere Debattenräume zu schaffen, in denen unterschiedliche Sichtweisen ausgehalten und diskutiert werden können“, so die Museumsdirektorin.
Dass Museen sich dabei in einem Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichem Auftrag und politischer Einflussnahme bewegen, sei ihr bewusst. Dennoch sieht Haak auch Chancen in der Zusammenarbeit mit der Politik – solange die Kunstfreiheit gewahrt bleibt.
Inklusive Konzepte im Literaturmuseum Literaturarchiv Marbach will Literatur für Sehbehinderte erfahrbar machen
Das Literaturarchiv Marbach und der Blindenverband Württemberg haben spezielle Führungen für sehbehinderte Gruppen entwickelt. Erste offizielle Führungen sollen bald folgen.
Ausstellung „Demokratie ist kein Naturzustand“ – Dauerausstellung über Nationalsozialismus im Rosgartenmuseum Konstanz
2021 wandte sich das Konstanzer Museum an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt mit dem Aufruf, man suche Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus. So fanden viele Alltagsgegenstände von Konstanzer Dachböden und Kellern den Weg ins Museum. Oft haben sich dabei die Enkel der längst verstorbenen Großeltern erstmals die Frage gestellt: welche Rolle spielte unsere Familie in der NS-Zeit? Denn der Staatsterror war überall sichtbar: politisch auffällige Nachbarn bekamen Besuch von der Gestapo, Geschäfte jüdischer Kaufleute wurden „arisiert“. Tobias Engelsing, Direktor der städtischen Museen Konstanz, will mit der Dauerausstellung im Rosgartenmuseum genau diese Auseinandersetzung anregen und zeigen, wie schnell aus einer Demokratie eine Diktatur werden kann.