Ausstellung in der vhs-photogalerie Stuttgart

Jens Krauers Street Photography: Standbilder des Menschseins

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Autor/in
Andreas Langen
Andreas Langen, Autor und Redakteur, SWR Kultur
Onlinefassung
Sophia Volkhardt
Sophia Volkhardt

Bettler und Pelzträger, Wachleute und Passanten: Seit zehn Jahren fotografiert Jens Krauer die Straßen und Bewohner großer Weltstädte. Seine Bilder sind Momentaufnahmen aus nächster Nähe.

Die sogenannte Street Photography ist ein sehr spezielles Genre der Fotografie: Für manche ist sie ein vergnügliches Hobby, bei dem es darauf ankommt, einen besonderen Schnappschuss einzufangen. Einige ihrer Vertreter entwickeln jedoch ein künstlerisches Werk mit eigener Handschrift.

Zu ihnen gehört Jens Krauer. Er hat letztes Jahr ein Bildband veröffentlicht und zeigt nun seine Bilder in der Ausstellung „Urban City Stories: Street Reflections“ in der vhs photogalerie in Stuttgart.

Jens Krauer: Urban City Stories - Street Reflections
Für Jens Krauer ist die Street Photography ein Lebensprojekt. Auf den Straßen von New York, Istanbul, Paris oder Kiew ist er auf der Suche nach dem besonderen Moment. Bild in Detailansicht öffnen
Jens Krauer: Urban City Stories - Street Reflections
Die besondere Präsenz der Porträtierten mischt sich mit der Fantasie der Betrachtenden. Bild in Detailansicht öffnen
Jens Krauer: Urban City Stories - Street Reflections
Krauers Arbeiten erfassen entscheidende Momente im hektischen urbanen Leben und erzählen eindrucksvolle visuelle Geschichten. Bild in Detailansicht öffnen
Jens Krauer: Urban City Stories - Street Reflections
Jens Krauer lenkt den Blick auch auf die, die sonst gerne übersehen werden: Menschen und Geschichten am Rande der Gesellschaft. Bild in Detailansicht öffnen
Jens Krauer: Urban City Stories - Street Reflections
Ungestellte Momentaufnahmen auf den Straßen großer Städte. Bild in Detailansicht öffnen
Jens Krauer: Urban City Stories - Street Reflections
New York, Hongkong, Tokio und Istanbul sind nur einige der vielen Metropolen, die Jens Krauer stunden-, wochen- oder monatelang zu Fuß durchquerte. Bild in Detailansicht öffnen
Jens Krauer: Urban City Stories - Street Reflections
Jens Krauers Leidenschaft für urbanes Leben begann als Graffiti-Künstler. 2013 entdeckte er die Straßenfotografie in schwarz-weiß als künstlerisches Ausdrucksmittel. Bild in Detailansicht öffnen
Jens Krauer: Urban City Stories - Street Reflections
Die Aufnahmen zeigen Menschen in urbanen Räumen mit ihren ganz unterschiedlichen Geschichten, die sich oft im Verborgenen abspielen. Bild in Detailansicht öffnen
Jens Krauer: Urban City Stories - Street Reflections
Das alltägliche Leben, Menschen bei der Arbeit. Bild in Detailansicht öffnen
Jens Krauer: Urban City Stories - Street Reflections
Seit Jahren dokumentiert Jens Krauer Menschen und Geschichten, auch am Rande der Gesellschaft. Dazu reist er auch in Krisengebieten. Bild in Detailansicht öffnen
Jens Krauer: Urban City Stories - Street Reflections
Besondere, ungestellte Momente: Jens Krauer sucht sie auf den Straßen von Metropolen weltweit. Bild in Detailansicht öffnen
Jens Krauer: Urban City Stories - Street Reflections
Die Kunst der schwarz-weißen Porträts besteht darin, den zufälligen, flüchtigen Moment der Begegnung im Bildausschnitt einzufangen. Bild in Detailansicht öffnen

Fotografieren ohne Ablenkungen

Der Fotograf aus Zürich findet seine Motive ausschließlich auf den Straßen. Für ihn muten sie wie ein unterschätztes Theater an: „Die Welt und die Straße sind eine Bühne. Und wir, wir schauen oft ganz bewusst nicht hin.“

Seine künstlerische Karriere begann als Sprayer, danach arbeitete er zunächst als kommerzieller Fotograf. Vor zehn Jahren entschied Krauer dann, sich der Street Photography zu widmen. Seine Kunstprojekte finanziert er dabei mit Auftragsarbeiten.

Sobald er es sich leisten kann, erzählt Krauer, gehe er beispielsweise zwei Monate nach New York. Vom Aufstehen bis zum Schlafengehen bestehe der Tag dann nur aus Fotografieren, ohne Ablenkung. Mindestens sechs Monate im Jahr verbringe er so mit Fotografieren.

Jens Krauer: Urban City Stories - Street Reflections
Die Aufnahmen zeigen Menschen in urbanen Räumen mit ihren ganz unterschiedlichen Geschichten, die sich oft im Verborgenen abspielen.

Porträtfotografie im Strom der Metropolen

Neben New York haben seine Streifzüge ihn bereits durch die Straßen von Istanbul, Hongkong, Nizza, Kiew und Amsterdam geführt. Dabei hat er einen sehr klaren Stil entwickelt: Im Strom der Metropolen konzentriert sich Krauer ganz auf Schwarz-Weiß-Porträts.

Auf seinen Bildern begegnen einem Bettler und Pelzträger, Wachleute und Passanten. Menschen, die weinen, lachen, schlafen. Einige sind kostümiert und auffällig, andere wirken ganz unscheinbar.

Jens Krauer: Urban City Stories - Street Reflections
Ungestellte Momentaufnahmen auf den Straßen großer Städte.

Der Anonymität des Urbanen begegnet Krauer dabei aus wenigen Metern Distanz. Den Abgebildeten kommt die Kamera geradezu unverschämt nahe. Wie also können diese Bilder entstehen, ohne übergriffig zu werden?

„Ich versuche, mich in das Umfeld zu integrieren. Die Menschen sehen mich auch, die wissen, dass ich da bin. Und der Augenkontakt entsteht dann, indem sie mich mustern und ich nicht sie“, erklärt Krauer.

Alle Reaktionen hat er schon erlebt

Krauer zielt auf die unverstellte Präsenz seines Gegenüber. Deshalb spricht er nie mit jemandem, bevor er ein Foto schießt. Sobald die Aufnahme dann gemacht ist, kommt es zum Gespräch.

„Man unterhält sich, man erklärt sich, man ist sich vielleicht nicht einig, aber man ist so auf Augenhöhe und hat sich ausgetauscht“, sagt Krauer. Alle Reaktionen habe er schon erlebt: Einige wollen das Bild zugeschickt bekommen, andere schreien ihn an. Wenn die Fotografierten den Bildern nicht zustimmen, löscht er sie.

„Es hat gar nicht so viel damit zu tun, dass man auf jemandem losgeht dessen Bild stiehlt und dann wieder geht“, betont Krauer. Das Fotografieren werde vielmehr zu einem psychologischen Spiel um Koexistenz im geteilten Raum.

Jens Krauer: Urban City Stories - Street Reflections
New York, Hongkong, Tokio und Istanbul sind nur einige der vielen Metropolen, die Jens Krauer stunden-, wochen- oder monatelang zu Fuß durchquerte.

Rückschläge seien dabei die Regel, berichtet Krauer freimütig. Nach seinen Schätzungen hat er im Lauf der Jahre hunderttausende Bilder belichtet – das meiste davon musste er jedoch aussortieren. „Ich mache ganz viele schlechte Bilder. Die zeige ich einfach nicht! Im Schnitt seien nur zwanzig von tausend Bildern gut genug.

Zwischen Dokumentation und Theatralik

Was in Bildbänden und Ausstellungen übrig bleibt, ist ein hoch konzentriertes Destillat. Es sind Dokumente des Alltäglichen, die ohne erklärenden Text auftreten und dennoch einen historischen Mehrwert bieten: „Wenn wir in 50 Jahren zurückschauen, ist es interessant zu sehen: Wer sind wir heute? Wie haben wir früher existiert?

Das Schwarz-Weiß und der hohe Kontrast haben dabei gleichzeitig einen theatralischen Effekt, in der sich vielleicht auch eine düstere Qualität erkennen lässt. Krauers Bilder wirken damit wie symbolische Standbilder aus dem Schauspiel des Menschseins.

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