Die Stuttgarter Künstlergruppe Maximal verwandelt die historischen Räume der Städtischen Galerie Backnang in einen vielfältig bestückten Kunst-Parcours: souveräne Zeichnung, Malerei und Skulptur mit Sinn für leise Ironie – bis hin zur Gummiente im romanischen Kirchengewölbe.
Der größte Raum in der Galerie der Stadt Backnang hat eine ganz besondere Ausstrahlung. Auch deswegen ist er eine ganz besondere Herausforderung für alle hier ausstellenden Künstler. Es ist der Rest einer Kirche, ein frühgotischer, weiß gekalkter Chorraum von schwindelerregender Höhe.

Zurzeit versucht die Stuttgarter Künstlergruppe Maximal, es mit diesem auratischen Ort aufzunehmen. „Das Besondere dieser Ausstellung ist sicherlich, dass sie sich entschlossen haben, die Besonderheit der Architektur zu nutzen und eine Installation zu machen, die sich vom diesem gotischen Chor in die sechs Ausstellungsräume hineinzieht“, sagt Galerieleiter Martin Schick.
Installation mit „Alltagszeugs“ aus dem Baumarkt
Der Einbau der Maximalisten ragt neun Meter Richtung Himmel. Er besteht aus betont schlichtem Alltagszeug, wie es in jedem Baumarkt zu haben ist: Dachlatten, Kabelbinder, kunterbunte Kinderplanschbecken und quietschgelbe Plastikschläuche. Auf den ersten Blick ist das fast gotteslästerlich profan. Doch Rainer Schall, einer der sieben Künstler von Maximal, verweist auf subtile Doppeldeutigkeiten.
Es gibt Versatzstücke von Heiligkeit, wenn man zum Beispiel die Bassins als Variation von Taufbecken sieht, die aber eingefügt sind in eine ziemlich prekäre Konstruktion, die zusammengeflickt wirkt, und sich in hohe Höhen schraubt. Stabil, aber doch gebastelt, sage ich mal.
Schabernack in den „halbheiligen Hallen“
Die Begehung der „halbheiligen Hallen“ lässt prompt über den nächsten Schabernack stolpern: Bewegungsmelder zwischen den romanischen Säulen aktiveren kleine Lautsprecher. Es erklingt allerlei gespreiztes Gebrabbel, mit dem Kunst gerne überhöht wird.

Was hat Dekoration mit Kunst zu tun?
Das akustische Kreuzfeuer unterm Kreuzgewölbe kulminiert schließlich im spaßigen Titel der Ausstellung, der ebenfalls aus den Lautsprechern tönt: „Decode Deko Duck“.
Eine Ente (Englisch: duck) findet sich bei intensiver Suche tatsächlich in der Heimwerker-Himmelfahrts-Pyramide, und zwar als das klassische gelbe Gummitier für die Badewanne.
Galerieleiter Martin Schick decodiert zumindest einen Teil der mitschwingenden Botschaften: „Was ist der Dekorationsanteil an Kunst? Darf man Deko zulassen oder nicht? Das sind so inhaltliche Fäden, die da aufgenommen wurden und ‚Decode Deko Duck‘ wurde irgendwann einfach so als Begriff gefunden.“

Neidlosigkeit als Voraussetzung für Zusammenarbeit
Was hier vermutlich viel zu mühelos klingt, denn dass sich sieben künstlerische Egos auf irgendwas Gemeinsames verständigen, ist keine Selbstverständlichkeit. Der Bildhauer Daniel Wagenblast von Maximal nennt eine Grundbedingung: Neidlosigkeit.
Es gibt schon immer wieder Künstlergruppen, nur da ist vielleicht irgendwie gerade dieser Aspekt, dass man Erfolg haben möchte oder so, der steht da im Vordergrund. Und das trägt einfach nicht. Wir machen das schon seit 30 Jahren. Da sind noch andere Dinge, die bei uns da mitspielen: Wertschätzung, Sympathie, Freundschaft, und Spaß.
Stattdessen demonstriert die Ausstellung in Backnang, wie sich die grundverschiedenen Einzel-Positionen der sieben Maximal-Künstler zu einem vielstimmigen Gesamtklang fügen.
Radikale Abstraktion, figürliche Darstellung, spontane Zeichnung und sorgsam konstruierte Malerei können sich aufs Anregendste miteinander in Beziehung setzen – wenn die Beteiligten verstehen, dass die wahre Kunst darin liegt, sich nicht auf Kosten anderer groß zu machen.
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