„Jeder Mensch kann malen“, war ein Leitspruch des Hobbymalers Bob Ross. In seiner legendären Fernsehshow „The Joy of Painting” brachte er einem Millionenpublikum das Malen bei. Mit Pinsel und Palette entstanden schneebedeckte Berge, Wälder und Seenlandschaften. Malen sollte glücklich machen, das war sein Credo.
Bob Ross ist vor 30 Jahren gestorben, seine Popularität für nachfolgende Generationen ist aber ungebrochen. Auf YouTube hat er einen riesigen Fanclub, die ARD strahlt immer noch Folgen seiner Show aus. Und Volkshochschulen bieten Kurse unter dem Titel „Malen wie Bob Ross“ an.

Bilder ohne Menschen und Tiere
„Ein Spaziergang im Wald” lautet der Titel des ersten Bildes, das Bob Ross zum Auftakt von „The Joy of Painting“ 1983 malte. Die Sendung wurde ein Hit und Bob Ross zum wohl berühmtesten Fernsehmaler. 31 Staffeln à 13 Folgen sollte es geben.
Im Original heißt das Bild „A Walk in The Woods“ – Spaziergänger findet man aber nicht. Denn Bob Ross verzichtete bei seiner Malerei vollständig auf Menschen oder Tiere. Das war – neben seiner Afrofrisur, einer Dauerwelle – sein Markenzeichen.
Die Anleitung zu den einsamen Landschaften bieten damit einen imaginären Rückzug in eine heimelige Schneelandschaft mit Berghüttchen, an ein idyllisches Seeufer oder in einen träumerischen Wald.

„Hi, welcome back!“
Bob Ross begrüßte seine Mit-Maler immer gleich mit den Worten „Hey, willkommen zurück“. Mit der Erklärung, dass jeder Mensch ein Künstler sein könne, lud er jeden ein, sich an die Staffelei zu setzen – egal, ob mit Talent oder ohne.
Auch er selbst kam ohne formelle künstlerische Ausbildung zur Malerei: Der ehemalige US-Luftwaffensoldat besuchte einige College-Malkurse und entdeckte dabei seine lebenslange Faszination für die Ölmalerei.

Das Talent des Hobbymalers entdeckte das Ehepaar Kowalski, das ihn erst förderte und sich dann die Lizenzmarke sicherte. Eine Netflix-Dokumentation erzählt unter dem Titel „Bob Ross: Glückliche Unfälle, Betrug und Gier“ eine weniger bekannte Geschichte hinter der Marke „Bob Ross“.
Mantraartig und mit der Stoppuhr getimt entstanden massenhaft Bilder. Zu Lebzeiten hat Bob Ross kein einziges davon verkauft.

In jedem steckt ein Künstler
Mit seiner sonoren Stimme und seinen ermutigenden Sätzen gibt Bob Ross den Zuschauern bis heute das Selbstbewusstsein, selbst etwas Schönes schaffen zu können. „Wir machen hier keine Fehler, wir bauen nur kleine, glückliche Unfälle“, lautet sein berühmter Satz.
Schritt für Schritt wie bei Malen nach Zahlen entstehen ähnliche Motive – nur eben ohne Zahlen. Dafür mit der üblichen Nass-in-Nass-Technik der Ölmalerei, durch die sich Farben effektvoll ineinander mischen.
„Schönheit ist überall, man muss nur hinschauen, um sie zu sehen“, betonte er. Dass in seinen Schneelandschaften, die er mit immergleichem Strich auf die Leinwand brachte, keine Skipisten vorkamen und die Bäume in frischem Grün erstrahlten, ist regelrecht konsequent: keine Menschen, kein Klimawandel.

Bob Ross' Philosophie für Heimhobby-Trend
Zuletzt entdeckten viele in der Pandemie Heimhobbys für sich. Vom Töpfern bis zum gemeinsamen Stillleben-Malen mit Freunden hat sich das künstlerische Betätigen als Freizeitbeschäftigungen etabliert. Dass Bob Ross' Philosophie vom Malen darin erneut Platz findet, wundert nicht.
Wer von Bob Ross nicht auf YouTube oder über Mediatheken Malen lernen will, der kann sich auch zu einem der analogen Malkurs anmelden – und sich sogar zu einem lizensierten Bob-Ross-Malerei-Lehrer ausbilden lassen.
Doch keiner wird das Malen auf die gleiche Weise beibringen können wie Bob Ross.