Northwold im ländlichen Norfolk an der englischen Ostküste. Hier verbrachte der Folk Musiker John seine Kindheit, hier versuchte er – absurderweise dank Covid, da alle Konzerte abgesagte wurden - sich vom Alkoholismus zu befreien und die „wahre“ Musik im zur kapitalistischen „Ware“ verkommenen Music-Business zu komponieren.
Und jetzt ist John tot. Ein langer Sommer geht zu Ende, der Herbst kündigt sich an. Und in Northwold findet seine Beerdigung statt. Zu der kommen wegen der Pandemie-Einschränkungen nur seine Schwester Susan, die früheren Bandmitglieder, seine Ex-Frau Kate. Dazu Ina, mit der er seine „Last Songs“ aufgenommen hat.
Johns Stimme ist aber nicht nur auf den Einspielungen lebendig. Dieser John ist Zeuge seines Begräbnisses und erinnert in Flash-Backs seine Geschichte. Sie führt in die Zeit der 1990er Jahre und gleicht einer immer wieder kehrenden Verdammnis. Liebe, Erfolg, Kunstanspruch - sie scheiterten. Aber es gab am Ende die Musik, es gab ein Etwas und etwas, das am Ende seines Lebens John „Gnade“ nannte.

John Burnside
John Burnside, geboren 1955 in Schottland, zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen britischen Lyrikern und Romanciers. So wurde er u. a. mit dem Corinne-, Petrarca- und TS. Eliot- Preis ausgezeichnet. Seit 2012 schreibt er für den SWR alle Jahre wieder ein Hörspiel, zuletzt 2017 „Coldhaven“. Das Akustische erlaubt ihm die Tradition des magisch-realistischen Stimmenspiels, das in existenzielle Grenzsituationen führt, auf neue künstlerische Weise auszuloten.
Seit 2012 schreibt er für den SWR exklusiv Originalhörspiele, jetzt schon sein viertes. Sein SWR-Hörspiel „Coldhaven“ wurde von der Akademie der Darstellenden Künste zum „Hörspiel des Jahres 2017 gekürt und erhielt den Hörspielpreis der Kriegsblinden 2018.
Die Sprecherinnen und Sprecher und ihre Rollen:
Werner Wölbern (John)
Anja Schneider (Kate)
Jenny König (Ina)
Christiane Roßbach (Susan)
Paula Skorupa (Ana)
Hans-Peter Zachary (Mike, Manager)
Aus dem Englischen von Iain Galbraith
Gesang: Jenny König
Gitarre und Komposition: Nicolas Haumann
Regie: Björn SC Deigner
Produktion: SWR 2023 - Premiere