Zwei Mordfälle innerhalb kurzer Zeit haben vor neun Jahren die Region Südbaden erschüttert. Eine Studentin wurde in Freiburg an der Dreisam umgebracht, kurze Zeit später eine Joggerin im Kaiserstuhl. Dank konzentrierter, grenzüberschreitender Polizeiarbeit konnten die Fälle gelöst werden. Der damalige Pressesprecher der Polizei Walter Roth hat ein Buch darüber geschrieben, „Soko Erle“, an das sich die ARD-Serie „Spuren“ mit Nina Kunzendorf und Tilmann Strauß anlehnt.
Krimigrusel sucht man vergeblich in „Spuren“
Stefanie Berghoff verabschiedet sich noch von ihrem Ehemann und bricht dann auf zu ihrer regelmäßigen Joggingrunde, von der sie an diesem Sonntag nicht mehr zurückkommt. Den Mord an ihr bekommt man nicht zu sehen, wer den typischen Krimigrusel sucht, ist bei dieser Serie überhaupt fehl am Platz.
Es sind die Ermittler und ihre häufig mühsame, kleinteilige Puzzlearbeit, die hier im Mittelpunkt stehen. Immer dabei: die Ungewissheit, ob die Spur, die man gerade verfolgt, wirklich zum Erfolg führen könnte.








Polizeiarbeit als mühsame, kleinteilige Puzzlearbeit
Licht ins Dunkel bringen – dazu gehört für den Buchinger Kommissar Riedle, dass er dem Ehemann, einem alten Bekannten, unangenehme Fragen stellen muss.
Tilmann Strauß spielt den Ermittler so pragmatisch und sensibel bodenständig, dazu im schönsten schwäbisch, als hätte er sein ganzes Leben noch nichts anderes gemacht. Kurze Zeit später wird im nahen Lauburg eine weitere junge Frau Opfer eines sexuell motivierten Verbrechens.

Reale Fälle verfremdet aus Rücksicht auf die Operfamilien
Ortsnamen und Tathergänge sind an die realen Fälle in Endingen am Kaiserstuhl und in Freiburg angelehnt, aber aus Rücksicht vor den Opferfamilien verfremdet. Dazu gehört auch, dass hier nur eine Sonderkommission beide Mordfälle untersucht.
Ihre Arbeitsweise scheint umso realistischer – das bescheinigen der Serie auch Stimmen aus dem Polizeiumfeld: Nina Kunzendorf als Soko-Chefin Kramer verkörpert die Akribie und die Hartnäckigkeit der Ermittler. Weniger Tatort, mehr echte Kripo.

Ein einzelnes Haar bringt den Durchbruch
Computernerds ackern sich durch tausende Datensätze, Dienststellen im Ausland geben wertvolle Hinweise, Polizistinnen ziehen mit Lupe durch die Hecke, um irgendwann ein Haar zu finden, das den Durchbruch bringt. Das klingt erstmal trocken, entfaltet durch die eindringliche Regie von Stefan Krohmer aber seine ganz eigene Spannung.
Die Serie lässt die großen Debatten, die damals vor allem beim Dreisammord an Maria Ladenburger vom Zaun gebrochen wurden weitgehend außen vor: DNA-Analyse wird zum Abgleich genutzt, aber nicht weiter problematisiert, die Anspannung darüber, dass ein Haupverdächtiger unbegleiteter Flüchtling ist, wird nur kurz angerissen.
Trailer „Spuren“
Echte Teamarbeit statt kaputte Ermittler
Die Serie hat etwas gegen Kurzschlüsse, das ist gut so. Letztlich bleibt sie ihrem Fokus treu: wie findet man durch professionelle Analyse, kreatives Denken und persönliches Engagement zu Lösungen, die Nadel im Heuhaufen?
Erfrischend, dass dafür mal keine kaputten Ermittlergestalten mit zweifelhaftem Privatleben unterwegs sind, sondern ein echtes Team mit vielen Schultern und unverbrauchten Gesichtern. Das und ihr respektvoller Umgang mit den Hinterbliebenen macht die Miniserie „Spuren“ zu einer Perle im Ozean der Fernsehkrimis.
„Spuren“ von Stefan Krohmer in der ARD Mediathek und am 15.2. ab 20:15 Uhr im Ersten
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