Zum Lachen ist in der Politik meistens ziemlich wenig Raum. Die Arte Serie „Unter Kontrolle“ bietet dazu jetzt Gelegenheit: Ein imagebewusster französischer Präsident macht die ehemalige NGO-Direktorin Marie Tessier (Léa Drucker) zur neuen Außenministerin. Gleich zum Amtsantritt muss sie mit Entführern aus der Sahelzone verhandeln – und erlebt ein persönliches Desaster.
Plötzlich Außenministerin
Die Ärztin Marie Tessier ist eine resolute Kämpferin für die Belange einer NGO, zuständig für die humanitäre Versorgung in Krisenregionen. Nach dem Rücktritt des französischen Außenministers –Burnout – bekommt sie überraschend dessen Posten angeboten.
Erste Amtshandlung: Geiselnahme managen
Gleich am ersten Tag im neuen Amt wird sie mit einer Entführung in der Sahelzone konfrontiert, unter den Entführten sind auch zwei Franzosen. Offiziell darf kein Lösegeld bezahlt werden. Das ist die Maßgabe des Präsidenten, der sich ansonsten lieber um sein Oberlid-Lifting und die Lage seines Scheitels sorgt, und von der Außenministerin in erster Linie Wirtschaftsförderung erwartet.
Politik-Rookie Marie versucht, mit Verve und Herzblut die Sicherheit der Geiseln zu gewährleisten, dabei geht aber ziemlich viel schief und die Entführung entwickelt sich für sie zum persönlichen Desaster.
Léa Drucker überzeugt als überforderte Außenseiterin
Darum geht es in sechs kurzweiligen Episoden. Schauspielerin Léa Drucker überzeugt als empathische und schlagfertige Sympathieträgerin, sie ist aber auch überforderte Außenseiterin zwischen satirisch überzeichneten Politprofis. Während die Nöte und Zwänge und auch der humanitäre Sinn von Politik durchaus ernst genommen werden.
Monty-Python-Blick auf die Eitelkeiten des Politikbetriebs
Die Serie karikiert mit viel schwarzem Humor – und nicht immer politisch korrekt – die Eitelkeiten des Politikbetriebs, der vor allem demonstrieren will, alles unter Kontrolle zu haben. Marie lernt, dass sie ihre hohen moralische Prinzipien schnell über Bord werfen muss, um zum Ziel zu kommen. Die Terroristen im Niger betrachten dagegen ihren Job als Brotberuf. Das führt zu Monty Python-ähnlichen, absurden Situationen.
„Unter Kontrolle“ findet einen guten, geistreichen Tonfall.
Eine politische Komödie zwischen afrikanischer Wüste und europäischen Regierungspalästen ist ein sensibles Unterfangen. „Unter Kontrolle“ kommt aber gut um die Fallstricke von blutigen Schicksalen, kolonialen Zusammenhängen oder Demokratietristesse herum und zwischen Comedy-Vorbildern wie „The Thick of it“ „Veep“oder „Parlament“ findet die Serie einen guten, geistreichen Tonfall.
Politsatire „Unter Kontrolle“ in der Arte Mediathek
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Der Regisseur Marc Rothemund inszeniert die Geschichte der „Wochenendrebellen“ Mirco und Jason von Jurczenak anrührend und geradlinig. Jason ist noch klein, als seine Eltern die Diagnose Autismus erfahren. In der Schule tut er sich schwer, er wird er von seinen Mitschülerinnen und Mitschülern geschnitten. Beim Fußballspielen verhöhnen ihn die anderen. In solchen kniffligen Situationen rastet er aus. Als die Schulleitung den Eltern empfiehlt, ihren Sohn auf die Förderschule zu schicken, gerät die ganze Familie aus dem Gleichgewicht. Denn Jason träumt davon, Astro-Physiker zu werden.
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