Der Gewinner heißt „Anora“

Das waren die Oscars 2025

Stand
Autor/in
Ines Kunze
Team SWR Kultur: Autorin InesKunze

Ein Rekord, Überraschungen und wenig politische Statements: So lief die Verleihung der 97. Academy Awards in Los Angeles.

Bester Film, beste Regie, bestes Originaldrehbuch, beste Hauptdarstellerin und bester Schnitt: Ein Raunen soll durch den Presseraum gegangen sein, als der Independent-Film „Anora“ einen Preis nach dem anderen abräumte. Im Film geht es um eine Sexarbeiterin, die spontan einen russischen Oligarchensohn heiratet.

Nicht nur gewann Mikey Madison als beste Hauptdarstellerin – Filmemacher Sean Baker gewann als zweite Einzelperson vier Oscars für einen Film. Der bisherige Rekordhalter war 1954 Walt Disney.

Sean Baker gewann gleich vier Oscars für „Anora“.
Rarer Rekord: Sean Baker gewann gleich vier Oscars für „Anora“.

Bester Hauptdarsteller: Adrien Brody

Nur in einer nominierten Kategorie konnte „Anora“ die Trophäe nicht gewinnen: Der Preis für den besten Nebendarsteller ging an Kieran Culkin für seine schauspielerische Leistung in „A Real Pain“.

Bester Hauptdarsteller wurde – wenig überraschend – Adrien Brody, für seine Rolle in „Der Brutalist“ als jüdischer Architekt, der nach dem Zweiten Weltkrieg ein neues Leben in den USA anfangen will.

Bild von der Oscar-Verleihung 2025
Die glücklichen Gewinner: Adrien Brody (Bester Hauptdarsteller, "Der Brutalist"), Mikey Madison (Beste Hauptdarstellerin, "Anora", Zoe Saldana (Beste Nebendarstellerin, "Emilia Pérez"), Kieran Culkin ("A Real Pain").

Brody gewann damit seinen zweiten Oscar, scheint aber selbst nicht so sehr darauf vorbereitet gewesen zu sein: Auf dem Weg zur Bühne fiel ihm auf, dass er noch einen Kaugummi im Mund hatte, und warf ihn prompt seiner Partnerin Georgina Chapman zu.

Mit „Anora“ gewinnt ein märchenhafter Film und verweist auf einen Trend in der Filmbranche.

Revanche-Kuss von Halle Berry

Ob Ohrfeigen oder Flitzer: Die Oscars waren in der fast hundertjährigen Geschichte des Preises oft Schauort des einen oder anderen Eklats. Der bleibt bei den diesjährigen Verleihungen aus.

Nur folgte ein Revanche-Kuss auf dem roten Teppich: Die Schauspielerin Halle Berry küsste ihren Schauspielkollegen Adrien Brody auf den Mund. Er selbst hatte Berry 2003 auf der Bühne leidenschaftlich küssend umarmt, als er den Schauspiel-Oscar für „Der Pianist“ entgegennehmen durfte.

Bild von der Oscar-Verleihung 2025
Das Bild ging damals um die Welt: Adrien Brody küsste Halle Berry bei den Oscars 2003 unabgesprochen auf den Mund.

Zurückhaltung bei politischen Statements

Dass das Weltgeschehen an den Academy Awards nicht vorbeigeht, hatte sich vornehmlich daran gezeigt, dass die Verleihung wegen der verheerenden Brände in Los Angeles verschoben werden musste.

Trotz der angespannten weltpolitischen Lage zeigten sich die Prominenten jedoch verhalten mit politischen Statements. Seit Donald Trump wieder an der Macht ist, hätte sich die eher demokratisch ausgerichtete Filmbranche politisch zurückgezogen. „Es ist sehr still geworden“, beobachtet Filmexpertin Anna Wollner im ARD-Podcast „11km“.

Solidarität mit der Ukraine

Einige, darunter auch „Konklave“-Drehbuchautor Peter Straughan, bekundeten jedoch mit Ansteckern ihre Solidarität mit der Ukraine. Auf der Bühne kam das Thema jedoch nur kurz zur Sprache. Moderator Conan O’Brien witzelte über den „mächtigen Russen“.

Die Schauspielerin Daryl Hannah, die den Preis für den Schnitt überreichte, rief „Slava Ukraine“, „Ruhm der Ukraine“. Die Auseinandersetzung Donald Trumps mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Oval Office hatte in den Tagen zuvor für viel Aufregung gesorgt.

Guy Pearce bei den Oscars 2025
"Free Palestine": Mit einem Anstecker machte Schauspieler Guy Pearce seine Solidarität mit dem palästinensischen Volk deutlich.

Zeichen für Herkunft und Krisenregionen

Zoë Saldaña, die den Preis als beste Nebendarstellerin für „Emilia Pérez“ gewann, setzte subtiler ein Zeichen: Sie betonte in ihrer Dankesrede, dass sie „ein stolzes Kind von Einwanderereltern“ sei. „Ich bin die erste Amerikanerin dominikanischer Herkunft, die einen Academy Award entgegennimmt, und ich weiß, dass ich nicht die letzte sein werde“, betonte sie.

Die schwedische Schauspielerin und Sängerin Kayo Shekoni zeigte sich derweil solidarisch mit dem Kongo: Auf ihrer Schuhsohle war „Free Kongo“ zu lesen. In dem Land gab es zuletzt verstärkte Konflikte mit zahlreichen zivilen Opfern.

Auch der Gaza-Krieg blieb nicht unerwähnt: Schauspieler Guy Pearce („Der Brutalist“) trug eine „Free Palestine“-Anstecker. Außerdem erhielt der umstrittene israelisch-palästinensische Doku-Film „No Other Land“ einen Oscar.

Deutschland geht (fast) leer aus

Aus dem deutschsprachigen Raum hatte es gleich mehrere Hoffnungsträger gegeben. „Die Saat des Heiligen Feigenbaums“ war etwa als bester internationaler Film nominiert worden, ging aber leer aus.

Auch „Konklave“ von Regisseur Edward Berger war als „Bester Film“ nominiert worden, musste sich aber „Anora“ geschlagen geben. Nur der aus Schwäbisch-Hall stammende Gerd Nefzer wurde für seine Spezialeffekte im Blockbuster „Dune 2“ mit seinem mittlerweile dritten Oscar ausgezeichnet.

Bild von der Oscar-Verleihung 2025
Stolz wie Oscar: Gerd Nefzer (r.) wurde für seine Spezialeffekte in "Dune 2" ausgezeichnet.

Ausgezeichnet für visuelle Effekte in „Dune: Part 2“ Dritter Oscar für Gerd Nefzer aus Schwäbisch Hall – „Das wird nie zur Routine“

Gerd Nefzer aus Schwäbisch Hall ist den diesjährigen Oscar-Verleihungen zum dritten Mal für die besten visuelle Effekte ausgezeichnet worden – für seine Mitwirkung am Film „Dune: Part 2“. Die begehrte Trophäe hatte er bereits 2022 für den ersten Teil von „Dune“ sowie 2018 für „Blade Runner 2049“ erhalten.
Es seit vielleicht die schönste Oscar-Show bisher gewesen, sagte Nefzer am Morgen nach der Preisverleihung im Gespräch mit SWR Kultur. Das Gefühl, bei diesem Ereignis dabei zu sein, sei einfach unbeschreiblich: „Ich stehe ja nicht oft mit echten Stars auf dem roten Teppich. Das wird nie zur Routine.“.
Die verlangten Spezialeffekte für „Dune 2“ seien sehr aufwändig gewesen. Die größte Herausforderung war die Schlüsselszene, in der Hauptdarsteller Timothy Chalamet auf einem Sandwurm reitet.
„Regisseur Denis Villeneuve hat uns gesagt: wenn diese Szene nicht gut ist, ist der ganze Film nichts.“ Trotz digitaler Nachbearbeitungen und Ergänzungen stecke in solchen Szenen immer noch sehr komplizierte selbstgebaute Mechanik, erklärt der Spezialeffekt-Künstler.
Nefzer ist eigentlich studierter Agrartechniker und kam in den späten 1980er-Jahren durch seinen Schwiegervater und seinen Schwager zum Filmgeschäft. Beide betrieben damals einen Film-Auto-Verleih in Schwäbisch-Hall. Mit Nefzers Einstieg wurde die Spezial-Effekte-Sparte ausgebaut.
Trotz einer Filiale in Potsdam-Babelsberg hat die Firma ihren Haupsitz aber immer noch in der Kleinstadt am Kocher. „Es ist schön hier, und ich bin nicht so der Typ für Großstädte“, so Nefzer.
Außerdem hat er immer noch Kontakt zu den landwirtschaftlichen Betrieben, in denen er vor Jahrzehnten seine Ausbildung gemacht hat – um den Kopf freizubekommen vom Filmgeschäft, hilft er dort gerne mal aus, am liebsten beim Traktorfahren.

SWR Kultur am Abend SWR Kultur

Oscars 2025 Daniel Blumberg gewinnt mit seiner Musik zu „The Brutalist” den Oscar für Filmmusik

Für zehn Oscars war „The Brutalist” nominiert, drei Oscars gewann der Film bei den Oscars 2025. Einer davon geht an Daniel Blumberg für seine Filmmusik. Malte Hemmerich berichtet im Gespräch über den Soundtrack.

Treffpunkt Klassik SWR Kultur

Hexe gegen Zauberer von Oz Kinofilm „Wicked“: Ein neuer Goldstandard für Filmmusicals

Musical-Fans haben über zwanzig Jahre auf die Verfilmung des Broadway-Hits gewartet. Sie werden nicht enttäuscht: John Chus Film überzeugt dank seiner starken Hauptdarstellerin.

Golden Globe für beste Komödie Emilia Pérez: Mehr Spektakel geht nicht

Ein Musical über einen Drogenboss und weibliche Identität: Jacques Audiard hat mindestens drei Filme in einem gemacht. Eine wilde Mischung, die nun vier Golden Globes gewonnen hat.

SWR Kultur am Morgen SWR Kultur