„Tatort“, „Der Fahnder“, „Sperling“, „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ - irgendeinen Film von Dominik Graf hat wohl jeder gesehen, viele davon sind Krimis. Da hat man einiges zu erzählen und genau das tut Dominik Graf in seiner gerade erschienenen Biografie „Sein oder Spielen - über Filmschauspielerei“.
Filmschauspielerei intimer als Theater
Dominik Graf beschreibt in seinem Buch weniger seinen eigenen Werdegang als vielmehr seine Erfahrungen und Erkenntnisse als Filmemacher. Die Filmschauspielerei unterscheide sich fundamental vom Theater, die Präsenz des Schauspielers im Film sei eine völlig andere, erläutert Dominik Graf den Ansatzpunkt seiner Arbeit als einer erfolgreichsten Filmregisseure Deutschlands.
Während das Theater eine „gewisse Lautstärke“ habe, etwa der Hall der Schritte der Schauspielenden auf der Bühne, komme der Film viel intimer daher als „geradezu geflüsterte Kunst“. Die Persönlichkeit der Figur, die gespielt werden soll, aber auch die des Schauspielers selbst, trete im Film wesentlich stärker zutage. „Man muss mit seinem eigenen ich in die Rolle rein“, fasst Dominik Graf die Gratwanderung zwischen „Sein und Spielen“ zusammen.

Manipulation und tiefe Freundschaft
Als Kind einer Schauspielerin und eines Schauspielers hatte Dominik Graf von Anfang an eine intime Perspektive auf die Schauspielerei. Bei ihm seien Beruf und Leben, Spiel und Wirklichkeit stets unauflöslich miteinander verquickt gewesen.
Wenn man sich entschieden habe, als Regisseur zu arbeiten, „muss man mit Schauspielern ganz, ganz, ganz eng zusammenarbeiten“. Man müsse sie durchschauen und für eine Rolle manchmal versuchen zu manipulieren oder zu verändern. „Das ist ein einziger Slalom durch eine Rolle durch. Und gleichzeitig ist es, zumindest für die Dauer der gemeinsamen Arbeit, eine tiefe Freundschaft.“
Der Schauspieler-Regisseur
Dominik Grafs Buch ist keine klassische Biografie, vielmehr beschreibt der Regisseur was er in seinem Leben als Filmemacher gelernt hat. Zu Beginn seiner Karriere habe er zwar gewusst, was er machen wollte, aber noch nicht konnte. „Das musste ich erst lernen, so mit Schauspielern umzugehen, wie ich dann muss, um die Ergebnisse zu erzielen, die ich mir vorstelle.“ Vorher habe er im Dunkeln getappt.
Inzwischen gilt Dominik Graf als „der Schauspieler-Regisseur“, der mit renommierten Künstlerinnen und Künstlern wie Götz George, Matthias Brandt, Iris Berben und Martina Gedeck, Tom Schilling und Ronald Zehrfeld zusammengearbeitet und oft das Beste aus ihnen herausgeholt hat. In seinem Buch erinnert sich Dominik zurück an viele Situationen, die ihm zu dem Regisseur gemacht hätten, der er heute sei.

Etwa als er noch ganz am Anfang seiner Karriere mit Götz George einen legendären Schimanski-Tatort drehte („Schwarzes Wochende“) und der große Schauspieler ihm eine Lektion in Sachen Teamarbeit erteilt habe. Manchmal müsse man seine eigenen Ideen als Regisseur auch mal vergessen und zurückstecken, resümierte Dominik Graf aus dieser Situation.
Echte Emotionen
Als Kind zweier Schauspieler versuchte sich Dominik Graf auch einige Male selbst als Schauspieler, etwa in „Der Mädchenkrieg“ aus dem Jahr 1977, unter anderem mit Matthias Habich. Damals habe dieser ihn in einer Szene kräftig geohrfeigt, um echte Emotionen in ihm hervorzurufen. Das sei schmerzhaft gewesen, hätte ihm aber auch sehr viel über Filmschauspielerei klar gemacht. Er selbst arbeite allerdings nicht mit solch schlagkräftigen Techniken.
Aus seiner Erfahrung vor der Kamera, profitiere er bis heute, erläutert Dominik Graf. So müssten die Schauspielenden nach einer Szene sofort abgeholt werden, oft würden Regisseur und Kamera sich zuerst über die Qualität das gedrehten Materials austauschen, während die Schauspieler „einsam rumstehen und sich fragen, hab ich das gut gemacht? Worüber reden die, hab ich was falsch gemacht?“.
Um solche „einsamen Löcher“ zu vermeiden, so Graf, wende er sich sofort nach dem „Aus!“ an seine Schauspieler.

Ein weiteres „Geheimnis“ seiner Arbeit mit den Schauspielenden sei, meint Dominik Graf, dass er immer versuche etwas aus ihnen selbst für die jeweilige Rolle „herauszuklauen“: „Was man ihnen bei Treffen vorab an kleinen Gesten und Mimik entlocken kann, dass sie das, was sie im Leben machen, dann eben ab und zu auch vor der Kamera machen. Je näher die Schauspieler an ihrem eigenen Leben sind, desto überzeugender ist es oft.“
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