Zumindest in Berlin ist Schilinskis Name schon bekannt seit ihrem Debüt auf der Berlinale 2017 mit „Die Tochter“, einem Psychodrama, das komplizierte-Eltern-Beziehungen verarbeitet.

Um transgenerationale Beziehungen geht es auch in ihrem aktuellen Film „In die Sonne schauen“, der in Cannes für die Goldene Palme 2025 nominiert ist. Damit gelingt ihr etwas, das schon seit Jahren keine deutsche Filmemacherin mehr geschafft hat: Die letzte war Maren Ade mit „Toni Erdmann“ vor neun Jahren.
Was überlebt in uns durch mehrere Generationen?
Schilinskis „In die Sonne schauen“ erzählt vom Leben von vier Frauen, die innerhalb eines Jahrhunderts auf demselben Bauernhof in der Altmark aufwachsen und leben. Ihre Geschichten – so zeigt es sich – sind alle miteinander verwoben. Die Erlebnisse der Frauen bieten einen ungewohnten, weiblichen Blick auf die Geschehnisse verschiedener Epochen.

Es gehe in dem Film, so Schilinski im Interview mit dem rbb, um die Frage, was durch Generationen in uns weiterlebt. In den Hauptrollen: Luise Heyer, Lena Urzendowsky, Claudia Geisler-Bading, Lea Drinda, Hanna Heckt und Laeni Geiseler.
Was prägt uns, wovon wir vielleicht gar keine Ahnung haben, dass es Einfluss auf uns hat, weil wir niemals erfahren werden, was irgendwie bei jemandem geschehen ist?
Vom eigenen Erfolg überrascht
Trotz ihres ersten Erfolgs auf der Berlinale vor einigen Jahren scheint Schilinski noch nicht auf das große Medieninteresse eingestellt zu sein, das seit ihrer Cannes-Nominierung spürbar wächst. Die wenigen Infos über ihren Werdegang, die ihre Agentur über sie verbreitet, wiederholen sich, immer wieder wird dasselbe Portraitfoto von ihr genutzt.

Überrascht von der Nominierung: „Niemand kennt uns.“
Auch auf Social Media kommt man nicht weiter. Ihr Instagram-Account etwa wirkt unscheinbar: keine Beiträge, kein blaues Verifizierungs-Häkchen hinter ihrem Namen, gerade einmal etwas über 400 Menschen, die ihr folgen – darunter aber eben jene Schauspieler*innen, die in Schilinskis Filmen Hauptrollen spielen und ihrerseits deutlich mehr mediale Präsenz zeigen.
Wir wussten noch nicht mal, ob die jeweiligen Auswahlselektionen den Film überhaupt angucken. Niemand kennt uns.
Umso überraschender war es wohl auch für Schilinski selbst, dass ihr Film bei den Filmfestspielen in Cannes nominiert wurde. Schließlich hatte sie ihn mehr auf gut Glück an verschiedene Festivals versandt.
Kinotrailer „In die Sonne schauen“
Als Feuertänzerin quer durch Europa
Schilinskis Weg in die Filmbranche wirkt vorgezeichnet: Sie ist laut Filmschule Hamburg-Berlin Tochter einer Filmemacherin und spielte schon früh in diversen Film- und Fernsehrollen. Ganz gradlinig ging es dann aber doch nicht weiter: Laut ihrer Absolventinnen-Seite reiste sie erst einmal jahrelang durch Europa, arbeitete unter anderem für einen Wanderzirkus als Zauberin und Feuertänzerin.

Es folgten eine Drehbuch-Masterclass an der Filmschule Hamburg und ein Regiestudium an der Filmakademie Baden-Württemberg. Nebenbei arbeitete Schilinski als freie Autorin für Serie und Film, auch an Musik- und Werbeclips versuchte sie sich.
Bei der Initiative „Film macht Schule“, einem Projekt, bei dem Filmschaffende ihr Wissen an die jüngeren Generationen weitergeben, ist sie als Dozentin gelistet.
Ein beeindruckendes, vielschichtiges Werk
Nun folgt also vielleicht der große Durchbruch mit „In die Sonne schauen“, der international den Titel „Sound of Falling“ trägt, auf Deutsch also in etwa: Der Klang des Fallens. Schon das Drehbuch des Films, damals noch unter dem Arbeitstitel: „The Doctor Says I‘ll be Alright, but I’m Feeling Blue“ (Deutsch: „Der Arzt sagt, das wird schon wieder, aber mir geht es schlecht“) wurde 2023 von der MFG Filmförderung Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Die baden-württembergische Jury sprach schon damals von „kunstvoll ineinander verwobenen“ Zeitebenen, „unglaublich einprägsamen Bildern“ und einem „beeindruckenden, vielschichtigen Werk, das lange nachhallt“.
Die Verfilmung dieses Stoffes scheint nun auch die Jury in Cannes davon überzeugt zu haben, den Film neben Werken von Größen wie Wes Anderson im Rennen um die Goldene Palme zu nominieren. Wie stehen die Chancen? Mal sehen. Sie gibt sich in Interviews sehr glücklich allein schon über die Nominierung.