Tom Tykwer („The International“, „Babylon Berlin“) eröffnet bereits zum dritten Mal die Berlinale. Sein Familiendrama „Das Licht“ ist ein wilder, heraus- bis überfordernder Film über die Frage, warum die Boomergeneration ihren Kindern die Welt als Scherbenhaufen hinterlässt. In den Hauptrollen Lars Eidinger und Nicolette Krebitz.
Politiker-Grußwarte sind tabu unter der neuen Leitung von Tricia Tuttle
Ein Feuerwerk an Glamour ist Tricia Tuttles erste Berlinale-Eröffnungsgala nicht gerade. Aber immerhin verbannte sie alle Politiker-Grußworte, ersetzte das glücklose Moderatorenduo Jo Schück und Hadnet Tesfai durch die weltläufige Desirée Nosbusch und integrierte die Verleihung des Ehrenbären in die Veranstaltung.
Den Preis für das Lebenswerk erhält in diesem Jahr Tilda Swinton, gewissermaßen ein Urgestein der Berlinale. Seit ihrem Debüt 1986 spielte sie in 26 Filmen des Festivalprogramms mit.

Die Dankesrede von Tilda Swinton wurde auch politisch
Als Swinton, die sich seit Jahren für die Palästinenser einsetzt, zum politischen Teil ihrer Dankesrede übergeht, beschleicht einen kurz das ungute Gefühl, wieder an dem Punkt zu sein, an dem die letztjährige Berlinale aufgehört hat. Zwar hält Swinton ihre Kritik an Gewalt und Unterdrückung einigermaßen allgemein, doch wer möchte, kann den Adressaten Israel leicht heraushören.
„Das Licht“ erzählt Berlin in strömendem Regen
Nach rund einer Stunde öffnet sich dann der Vorhang für den Eröffnungsfilm von Tom Tykwer – passenderweise ein Berlin-Film, in dem sich die Stadt so präsentiert, wie sie das Berlinalepublikum auch oft erlebt: grau, unwirtlich und im strömenden Regen. Am Beispiel einer Mittelschichtfamilie porträtiert „Das Licht“ eine überforderte Gesellschaft, deren Zusammenhalt auseinanderbricht.






Die geheimnisvolle syrische Haushälterin Farrah rettet Familie Engels
Die Mitglieder der Familie Engels leben seit langem aneinander vorbei. Mutter Milena ist als Entwicklungshelferin ständig in Kenia, Vater Tim macht in einer hippen Agentur Wokeness zu Geld – sehr zum Missfallen seiner 17-jährigen Tochter Frieda.
Während sich ihr Zwillingsbruder Jon vor der Realität in VR-Spielewelten flüchtet, kämpft sie als Klimaaktivistin gegen die Gleichgültigkeit der Elterngeneration. Als die geheimnisvolle syrische Haushälterin Farrah bei den Engels anfängt, bringt sie die Familie wieder zueinander.

Tom Twyker hat einen sehr persönlichen Film gemacht
„Das Licht“ ist ein sehr persönlicher Film, erzählt mit großer Dringlichkeit. Man spürt, dass Regisseur Tom Tykwer selbst nach Antworten sucht, wann und warum seine Generation falsch abgebogen ist. Wie es sein kann, dass sie den Jüngeren die Welt jetzt in einem solch schlechten Zustand übergibt.
„Das Licht“ ist ein wilder Film zwischen Irdischem und Übersinnlichem, Traum und Realität. Um den Irrsinn der Gegenwart einzufangen, überfrachtet Tykwer die 162 Minuten thematisch bewusst und wirft auch alles an filmischen Mitteln in die Waagschale, die das Kino so zu bieten hat.
Sehr gut gewählter Eröffnungsfilm für die 75. Berlinale
Animierte Szenen oder VR-Elemente poppen zwischendurch ebenso überraschend auf wie Musicaleinlagen oder choreografierte Straßenszenen. Das Problemspektrum reicht von Wohlstandsbefindlichkeiten in der Altbauwohnung bis zum großen Sterben auf dem Mittelmeer. Letzteres lässt Tykwer kurz vor Schluss mit maximalem Effekt in die Handlung krachen.
Ein herausfordernder, aber sehr gut ausgewählter Eröffnungsbeitrag für ein Festival, das sich gerne politisch versteht und passenderweise mit dem Tag der Bundestagswahl endet.
„Das Licht“ von Tom Tykwer startet am 20.3. im Kino
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