Berlinale Eröffnung

Tom Tykwer eröffnet mit Familiendrama „Das Licht“ die 75.Berlinale

Stand
Autor/in
Julia Haungs

Tom Tykwer („The International“, „Babylon Berlin“) eröffnet bereits zum dritten Mal die Berlinale. Sein Familiendrama „Das Licht“ ist ein wilder, heraus- bis überfordernder Film über die Frage, warum die Boomergeneration ihren Kindern die Welt als Scherbenhaufen hinterlässt. In den Hauptrollen Lars Eidinger und Nicolette Krebitz.

Politiker-Grußwarte sind tabu unter der neuen Leitung von Tricia Tuttle

Ein Feuerwerk an Glamour ist Tricia Tuttles erste Berlinale-Eröffnungsgala nicht gerade. Aber immerhin verbannte sie alle Politiker-Grußworte, ersetzte das glücklose Moderatorenduo Jo Schück und Hadnet Tesfai durch die weltläufige Desirée Nosbusch und integrierte die Verleihung des Ehrenbären in die Veranstaltung.

Den Preis für das Lebenswerk erhält in diesem Jahr Tilda Swinton, gewissermaßen ein Urgestein der Berlinale. Seit ihrem Debüt 1986 spielte sie in 26 Filmen des Festivalprogramms mit.

Tilda Swinton
Den Preis für das Lebenswerk erhält in diesem Jahr die schottische Schauspielerin Tilda Swinton, gewissermaßen ein Urgestein der Berlinale.

Die Dankesrede von Tilda Swinton wurde auch politisch

Als Swinton, die sich seit Jahren für die Palästinenser einsetzt, zum politischen Teil ihrer Dankesrede übergeht, beschleicht einen kurz das ungute Gefühl, wieder an dem Punkt zu sein, an dem die letztjährige Berlinale aufgehört hat. Zwar hält Swinton ihre Kritik an Gewalt und Unterdrückung einigermaßen allgemein, doch wer möchte, kann den Adressaten Israel leicht heraushören.

„Das Licht“ erzählt Berlin in strömendem Regen

Nach rund einer Stunde öffnet sich dann der Vorhang für den Eröffnungsfilm von Tom Tykwer – passenderweise ein Berlin-Film, in dem sich die Stadt so präsentiert, wie sie das Berlinalepublikum auch oft erlebt: grau, unwirtlich und im strömenden Regen. Am Beispiel einer Mittelschichtfamilie porträtiert „Das Licht“ eine überforderte Gesellschaft, deren Zusammenhalt auseinanderbricht.

Filmstill
Eine typisch deutsche Familie in einer Welt, die ins Wanken geraten ist: Tim (Lars Eidinger), Milena (Nicolette Krebitz), die gemeinsamen Zwillinge Frieda (Elke Biesendorfer) und Jon (Julius Gause) sowie Milenas Sohn Dio (Elyas Eldridge) – das sind die Engels. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill
Eine Familie, die mehr nebeneinander als miteinander lebt und die nichts mehr zusammenhält, als die Haushälterin Farrah (Tala Al-Deen) in ihr Leben tritt. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill
Die geheimnisvolle Farrah (Tala Al Deen) aus Syrien stellt die Welt der Engels auf eine unerwartete Probe. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill
Dabei kommen auch bei Jon Engels (Julius Gause) Gefühle ans Licht, die lange verborgen waren. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill
Dabei verfolgt sie einen ganz eigenen Plan, der das Leben der Familie Engels für immer verändern wird. Bild in Detailansicht öffnen
Regisseur Tom Tywker
Nach acht Jahren und vier Staffeln mit der TV-Serie „Babylon Berlin“ hat Autor und Regisseur Tom Tykwer endlich wieder einen Kinofilm gedreht. Mit DAS LICHT kehrt Tykwer zurück in die Gegenwart und zu Figuren, die ihm persönlich sehr nahe sind. Er zeichnet das Portrait einer Familie und behandelt dabei die großen Themen unserer ZeitRegisseur Tom Tywker Bild in Detailansicht öffnen

Die geheimnisvolle syrische Haushälterin Farrah rettet Familie Engels

Die Mitglieder der Familie Engels leben seit langem aneinander vorbei. Mutter Milena ist als Entwicklungshelferin ständig in Kenia, Vater Tim macht in einer hippen Agentur Wokeness zu Geld – sehr zum Missfallen seiner 17-jährigen Tochter Frieda.

Während sich ihr Zwillingsbruder Jon vor der Realität in VR-Spielewelten flüchtet, kämpft sie als Klimaaktivistin gegen die Gleichgültigkeit der Elterngeneration. Als die geheimnisvolle syrische Haushälterin Farrah bei den Engels anfängt, bringt sie die Familie wieder zueinander.

Filmstill
Die geheimnisvolle Farrah (Tala Al Deen) aus Syrien stellt die Welt der Engels auf eine unerwartete Probe.

Tom Twyker hat einen sehr persönlichen Film gemacht

„Das Licht“ ist ein sehr persönlicher Film, erzählt mit großer Dringlichkeit. Man spürt, dass Regisseur Tom Tykwer selbst nach Antworten sucht, wann und warum seine Generation falsch abgebogen ist. Wie es sein kann, dass sie den Jüngeren die Welt jetzt in einem solch schlechten Zustand übergibt.

„Das Licht“ ist ein wilder Film zwischen Irdischem und Übersinnlichem, Traum und Realität. Um den Irrsinn der Gegenwart einzufangen, überfrachtet Tykwer die 162 Minuten thematisch bewusst und wirft auch alles an filmischen Mitteln in die Waagschale, die das Kino so zu bieten hat.

Sehr gut gewählter Eröffnungsfilm für die 75. Berlinale

Animierte Szenen oder VR-Elemente poppen zwischendurch ebenso überraschend auf wie Musicaleinlagen oder choreografierte Straßenszenen. Das Problemspektrum reicht von Wohlstandsbefindlichkeiten in der Altbauwohnung bis zum großen Sterben auf dem Mittelmeer. Letzteres lässt Tykwer kurz vor Schluss mit maximalem Effekt in die Handlung krachen.

Ein herausfordernder, aber sehr gut ausgewählter Eröffnungsbeitrag für ein Festival, das sich gerne politisch versteht und passenderweise mit dem Tag der Bundestagswahl endet.

„Das Licht“ von Tom Tykwer startet am 20.3. im Kino

Tom Tykwer | DAS LICHT | Trailer | ab 20.03.2025 im Kino!

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