Arad Dabiri erzählt in „Druck!“ von einer Gruppe junger Leute in Wien, die keine Perspektive für sich in Österreich sehen. Signalisiert man ihnen nicht mehr oder weniger deutlich, dass sie hier unerwünscht sind? Um das Thema Alltagsrassismus authenthisch zu vermitteln, stehen in Mannheim Schauspielende auf der Bühne, die diese Erfahrung aus dem eigenen Leben kennen.
Der Cast hat Erfahrung mit Rassismus
Dem Autor Arad Dabiri war es wichtig, dass die Schauspieler*innen dieses Gefühl aus ihrem eigenen Alltag kennen, also genau wissen, wie sich Alltagsrassismus anfühlt und das ganze Leben prägen kann.
In so einem Cast zusammenzuarbeiten, war für die Schauspieler*innen eine ganz neue Erfahrung. „Wir mussten uns endlich einmal nicht immer erklären“, sagt Schauspieler Caleb Felder.

Auch die Mannheimer Schauspielerin Shirin Ali ist froh, einmal nicht die einzige „migrantische Person“ auf der Bühne zu sein. „Der Text von Arad Dabiri zeigt ohne Vorurteile wie junge Menschen versuchen, in dieser Welt klarzukommen“, betont Caleb Felder.
Rassismuskritische Perspektiven auf der Bühne
Zeitgenossen Lara-Sophie Milagro: „Schauspiel ist eine Überlebensstrategie für mich.“
„Sich nicht erklären zu müssen, ist das größte Privileg“ – sagt die afrodeutsche Schauspielerin Lara-Sophie Milagro. Sie wuchs in Bremen auf, war in den 1980er Jahren die einzige Schwarze an ihrer Schule und bekam trotz bester Noten eine Realschulempfehlung. Nach dem Schauspielstudium in London erhielt sie lauter stereotype Rollen. Lady Macbeth? Als Schwarze könne sie so was nicht spielen. Rassismus im Kulturbetrieb ist für sie ein strukturelles Problem: „Die Struktur ist sexistisch und rassistisch und sorgt dafür, dass sich das System am Leben erhält. Außer man tut aktiv etwas dagegen.“
Bühne Afrodeutsche Perspektiven – Nationaltheater Mannheim erzählt vom Rassismus der Nachkriegszeit
„Brown Babies“, so nannte man Kinder der Nachkriegszeit, deren Väter Schwarze, in Deutschland stationierte US-Soldaten waren. Der Rassismus traf sie mit voller Wucht: Sie wurden den Eltern entrissen und in Heime gesteckt.
Editionsprojekt „Critical Classics“ Rassismuskritische Textänderungen in der Oper: Eine Neu-Edition der „Zauberflöte“
Das Editionsprojekt „Critical Classics“ gibt Anlass zur Frage, ob es auch bei Opernklassikern rassismuskritische Textänderungen geben wird, wie etwa bei Kinderbuchklassikern. Berthold Schneider, Regisseur und langjähriger Opernintendant der Wuppertaler Bühnen, hat jetzt eine Reihe ins Leben gerufen, in der er alternative Textvorschläge für Opernklassiker macht. Den Anfang macht eine Neufassung der „Zauberflöte“.
Vier Jahre nach dem rechtsterroristischen Anschlag in Hanau „Shisha-Bar“ am Theater Rampe in Stuttgart – Wie umgehen mit rassistischer Gewalt?
Die renommierte Künstlerin Ülkün Süngün hat zusammen mit der Initiative „19. Februar Hanau“ das Projekt „Shisha Bar“ am Stuttgarter Theater Rampe ins Leben gerufen wurde, um mit Vorträgen, szenische Lesungen und Videoinstallationen über rassistische Gewalt zu reflektieren.